Popcorn & Rollenwechsel

Gute Filmvorsätze für 2018

von   |  1 Kommentar

Liebe Gemeinde der Filmvernarrten. Wir alle könnten uns bessern. Drei Vorsätze, um über sich selber hinauszuwachsen und die Kommunikation unter Gleichgesinnten zu verschönern.

Konträre Meinungen begrüßen


"«Fast & Explosive: The Infinite Rise of the Manic Mutants» ist einer der subversivsten, klügsten Big-Budget-Filme der letzten fünfzehn Jahre."
-"Nein, was für ein Unsinn! Das ist ein strunzdummer, vor Logikfehlern platzender Drecksfilm! Und du bist überbescheuert, das nicht zu erkennen!"
Diskussion beendet, beide Seiten nehmen einander nicht mehr ernst.
Muss das denn sein? Ich verstehe es ja: Natürlich ist es ein angenehmes Gefühl, mit einer Person über einen Film zu sprechen, die ähnlich denkt, oder eine Kritik zu lesen, die die eigenen Empfindungen in fremden Worten ausdrückt. Aber: Das bedeutet nicht, dass gegenteilige Meinungen wertfrei sind – und noch viel weniger bedeutet es, dass sämtliche Rezensionen, die nicht der eigenen Position entsprechen, mit Hasskommentaren begrüßt werden sollten. Sich mit gegenteiligen Meinungen auseinanderzusetzen ist gemeinhin eine lobenswerte Tugend, und wo könnte man sie besser üben als in der Unterhaltungs- und Kunstdebatte?

Es wäre ein guter Vorsatz, zu jedem Film nach Kritiken Ausschau zu halten, die das Gegenteil von der eigenen Meinung vertreten, um die Argumente der Gegenseite besser nachvollziehen zu können. Da hat niemand was zu verlieren, aber es kommt einem kleinen Gehirnjogging gleich – und öffnet womöglich die Türen zu spannenden Wortwechseln. Bloß nie ausfallend werden!

Den filmischen Horizont erweitern


US-Film nach US-Film, und alles schön brav aus den vergangenen zehn Jahren – und zwischendurch ein paar Streifen aus der eigenen Kindheit. Das ist ja schön und gut, doch wieso diese Berührungsangst mit Filmen abseits des eigenen Tellerrands? Je nach bisherigem Filmkonsumverhalten bieten sich zum Erweitern des eigenen, cineastischen Horizonts natürlich unterschiedliche Übungen an – doch wirklich alle Filminteressierten können irgendwelche Flecken in ihrer Filmkarte gezielt füllen. Nicht wenige kennen sich nur im Kino ihrer Lebenszeit aus – also: Alle zehn Tage (oder gern häufiger!) einen Film einlegen, der älter ist als man selbst! Die meisten Filme, die in Deutschland geguckt werden, stammen aus den USA, dem Vereinigten Königreich oder der Bundesrepublik – wieso also nicht einen regelmäßigen Filmnachmittag planen, der für Filme aus anderen Ländern reserviert ist?

Und wer sich bislang mit seiner Ignoranz gegenüber dem Massenkino geschmückt hat, sollte stattdessen von seinem hohen Ross herabsteigen und nach den Perlen in der Mainstreamware suchen. Außerdem haben selbst größte Filmfans oft eklatante Wissenslücken in Sachen Stummfilmkino. Wer sich dazu berufen fühlt, sollte daher diesem Filmgenussplan eine Chance geben!

Differenzierter auf Filme blicken


Man kann es einfach nicht oft genug sagen: Die seit Jahren zunehmende Tendenz in der Filmkritik, sei sie professionell oder reines Hobby, alles binär und in zwei Extreme fallend zu betrachten, schadet ihr und dem generellen filmischen Diskurs enorm. Nicht jeder Film, der nicht spitze ist, ist automatisch scheiße! Und umgekehrt! Das sollte eine Selbstverständlichkeit sein, und wirklich alle, die sich am Austausch über die Filmkunst erfreuen, müssten doch eigentlich mit Eifer dafür kämpfen, dass diese ausdifferenzierte, komplexe Brille, durch die wir auf Bewegtbilder schauen, aufbehalten wird. Und doch gibt es sie, diejenigen, die nur Jubeltrubel und Zetergemecker kennen.

Der größte Witz an der Sache: Ausgerechnet unter denen, die sehr häufig aggressives Rüpelkritisieren ausüben, wird verdammt oft auf Kritikerlegenden wie Michael Althen, Marcel Reich-Ranicki oder Siegfried Kracauer zurückverwiesen. Das ist Realsatire der obersten Güteklasse. Nein, liebe Wutnickel, man nimmt der journalistischen Form der Kritik nicht ihre Schärfe, wenn man nicht alles, was kein Meisterwerk ist, in der Luft zerreißt, und schon bei einer schlechten Lichtsetzung in einer einzigen Szene eines Zweistundenfilms bereits einen Tobsuchtsanfall bekommt. Damit wird die Kritikerschaft mindestens ebenso sehr ins Lächerliche gezogen und somit in ihrer scharfen Beobachtungsgabe angezweifelt wie durch alles abnickende, liebfreundliche Kuschelyoutuber, die ja keine Follower und Kooperationspartner vergraulen wollen.

Gute Filme können misslungene Aspekte aufweisen, selbst in miesen Filmen können einzelne Komponenten gefallen. Unterhaltsame Filme können durch ungelenke Dialoge politisch fragwürdig sein, politisch lobenswerte Filme können noch immer sterbenslangweilig und handwerklich miserabel ausfallen. Jagt nicht immer nach einem griffigen oder beeindruckend-absoluten Statement. Manchmal, ach, oftmals wird eine schwammige "ja, einerseits, aber andererseits"-Argumentation einem Werk wesentlich gerechter. Und sollte es nicht darum gehen, statt darum, sich als Schreiberling zu profilieren, selbst wenn die so ausgetüftelten Sätzchen am besprochenen Film vorbeisegeln?!

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Es gibt 1 Kommentar zum Artikel
Sentinel2003
02.01.2018 14:11 Uhr 1
Hi sid, ich gucke schon seit mehr als 10 Jahren regelmässig Deutsche Filme, bin da auch ein wenig von Hollywood abgerückt, zumindest in der Glotze!! Auf meiner Festplatte befinden sich viel mehr deutsche Thriller als aus Hollywood!
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