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Das war 2016: Netflix zieht seine Runden

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«Marseille», «Narcos», mehr «Bloodline», «The Get Down», «The Crown», «Stranger Things» - und das ist nur eine Auswahl an Exklusiv-Inhalten, die in den vergangenen 12 Monaten erschienen.

Am 23. Januar, probierte Netflix mit «Chelsea» etwas komplett Neues für einen Streaming-Dienst: Einen Late-Night-Talk. Das Publikum darf sich mit der erfahrenen Komikerin Chelsea Handler auf eine witzige Talkshow gefasst machen. Netflix bietet Chelsea die Möglichkeit, ihrer Kreativität freien Lauf zu lassen. Gleichzeitig kann die Plattform dadurch testen, ob es überhaupt möglich ist, eine Show-Eigenproduktion in das eigene Angebot einzugliedern. Die Antwort lautet offensichtlich: Ja. Inzwischen ist nämlich eine zweite Staffel bestellt.

Im Februar veröffentlichte Netflix die erste Staffel der Serie «Love», die als Mischung zwischen «Sex and the City» «Californication» und dem Nerd-Blickwinkel von «The Big Bang Theory» bezeichnet werden kann. Liebhaber solcher Formate werden bei «Love» mit Sicherheit auf ihre Kosten kommen und auch für Zuschauer, die diese gewöhnlich nicht verfolgen, ist der Schmunzel-Faktor garantiert.

Bei der am 11. März veröffentlichten Serie «Flaked» spalten sich die Geister, sowohl beim gewöhnlichen Publikum, als auch bei den Kritikern: Die einen lobpreisen die Serie und finden den Handlungsstrang durchweg genial, die anderen empfinden die Figuren als blass und die Serie als schlichtweg langweilig. Sieben Tage später erschien die zweite Staffel der Marvel-Serie «Daredevil». Durch das Eingreifen der dubiosen Rollen Punisher und Elektra finden sich in der Serie mehr actiongeladene Kampfsequenzen als zuvor. Auch wenn die Wertungen der Kritiker eher mittelmäßig ausfallen, feiern die Fans die neue Staffel. Die Antwort von Netflix darauf: Die Bestätigung einer dritten Staffel.

Ashton Kutcher spielt in der neuen Serie «The Ranch», die seit Anfang April zu sehen ist, wiederum den Footballer Colt Bennett, der unbedingt ein Star werden möchte. Die finanzielle Lage der Familie, die ihre Ranch erhalten will, trägt jedoch nicht gerade zum Erfüllen dieses Traumes bei. Alles in allem ist «The Ranch» rundum gelungene Cowboy-Romantik.

Mit «Marseille» veröffentlichte Netflix am 5. Mai einen weiteren Politthriller. In diesem ist auch der bekannte französische Schauspieler Gérard Depardieu an Bord. «Marseille» dreht sich um einen mitreißenden Machtkampf zweier Kontrahenten in der Hafenstadt Marseille, geprägt von Intrigen und dem Verlangen nach politischem Einfluss. Die Serie ist recht hochwertig und zeigt wenig Mängel auf, das spiegelt sich auch in den Meinungen der Zuschauer wider. Schlussfolgernd kann man sagen, dass es gelungen ist, den Einfluss auf den Europäischen Markt durch die ausnahmslos in Frankreich gedrehte Serie zu vergrößern.

Die zweite Staffel von «Bloodline» erschien am 27. Mai 2016. Sie ist zwar nicht so qualitativ hochwertig wie die vorangegangene Staffel, jedoch trotzdem authentisch. Sie bleibt dicht an ihren Figuren und ist mehr als eine bloße Wiederholung oder uninspirierte Fortsetzung der bereits abgearbeiteten Themen und Handlungsstränge. Im Sommer wurde bekannt, dass die in Arbeit befindliche dritte Staffel die finale sein werde.

Im Sommer 2016 startete bei Netflix zudem das Roadmovie «Umweg nach Hause». In diesem sind durchaus Schauspieler vertreten, die Talent in ihrem Handwerk besitzen, so zum Beispiel Selena Gomez und «Ant-Man» höchstpersönlich, Paul Rudd. Hier hören die Pluspunkte aber auch schon wieder auf, denn die Charaktere sind ebenso wie die Story nur oberflächlich ausgearbeitet. Am 1.Juli erschien die zweite Staffel der Abenteuer-Serie «Marco Polo». Auch wenn diese mit atemberaubender Szenerie und exzellentem Kostümbild brillieren kann, lässt die Handlung durch ihre Langatmigkeit zu wünschen übrig. «Marco Polo» ist laut Netflix-Angaben allerdings kritikerresistent und eine der beliebtesten Serien des VoD-Anbieters.

Mitte des Monats Juli erschien erstmals die Science-Fiction-Mystery-Serie «Stranger Things». Die Handlung beginnt mit dem Verschwinden eines Kindes, seine Freunde begeben sich daraufhin voller Naivität auf die Suche nach ihm. Statt ihres Freundes finden sie aber ein traumatisiertes Mädchen, welches übernatürliche Kräfte besitzt. Die Serie hat definitiv einen Nostalgiewert im Bezug auf die 80er-Jahre, allerdings wird das 80er-Image neu interpretiert wodurch auch jüngere Zuschauer voll auf ihre Kosten kommen. Die Antwort der Community auf die Serie ist eindeutig, von den 196882 IMDb Bewertungen sind rund 50 Prozent mit vollen zehn Punkten abgegeben.

«The Get Down» wurde am 12. August veröffentlicht. Die Musik-Drama-Serie erzählt von den Anfängen des Hip-Hop im Jahr 1977. Jedoch muss hier gesagt werden, dass die Serie doch einen gewissen Abstand zur eigenen Thematik hat. Es geht um Jugendliche, die in ärmlichen Verhältnissen leben. Allerdings bekommt man leider den Eindruck, dass es sich eher um ein Ghetto-Märchenland als um die echte Bronx handelt.

Mit der zweiten Staffel von «Narcos» beginnt am 2. September die Jagd nach dem Drogenbaron Pablo Escobar auf ein Neues. In den neuen Folgen neigt sich die Biografie des Kolumbianers dem Ende zu. Er verliert zunehmend an Einfluss und muss ständig damit rechnen, dass alte Verbündete die Gunst der Stunde nutzen, um sich gegen ihn zu wenden. Durch die hohe Beliebtheit der Serie wurde vor kurzem auch eine Fortsetzung angekündigt, diese wird sich vermutlich überwiegend um das Karli-Kartell, welches ebenfalls in der Kolumbianischen Kokain-Branche tätig ist, drehen.

Zwei Tage nach «Narcos» lief die vierte Staffel des Polit-Thrillers «House of Cards» endlich auch beim deutschen Netflix an. Die wohl bekannteste Produktion des Streaming-Dienstes war im Februar 2016 exklusiv und vorab bei Sky zu sehen. Grund für die verzögerte Erscheinung ist, dass Netflix zur Veröffentlichungszeit der ersten Staffel noch nicht in Deutschland vertreten war. Aufgrund dessen hat der Konzern die Senderechte damals an Sky verkauft. Auch für die vierte Staffel der Underwood-Serie gilt: Der Politthriller zeigt kaum Schwächen und ist somit eines der Aushängeschilder von Netflix.

Mit «Marvel’s Luke Cage» wurde am 30. September wie versprochen die dritte Serie aus dem Marvel-Universum geliefert. Luke Cage (Mike Colter) erhält nach einem Experiment Unverwundbarkeit und immense körperliche Stärke. In seinem Viertel verübt er Sozialarbeit, indem er Gangkriege zwischen verfeindeten Gangs schlichtet. Die Serie ist wie für Netflix' Marvel-Serien üblich tiefgründig. Anspielungen auf die kulturellen Hintergründe der Harlem-Renaissance sind allgegenwertig. Alles in allem eine Serie, die ein schwieriges Thema mithilfe von modernen erzählerischen Mitteln aufgreift.

Daumen hoch hieß es im Herbst auch für den Auftakt der Serie «The Crown», die in insgesamt sechs Staffeln einen Blick hinter die Kulissen des britischen Adels werden möchte. Die Serie war enorm teuer – und ist allein deshalb schon einen Blick Wert. Fest steht im Zusammenhang mit der Produktion aber auch, dass man ihre grundsätzliche Haltung als Zuschauer auf keinen Fall teilen muss.

Eher durchwachsen fielen die Kritiken von «Gilmore Girls», das mit vier Filmen im Dezember fortgesetzt wurde und der zweiten «Fuller House»-Staffel auf. In Sachen «Gilmore Girls» ließ sich bei den Kritikern keine eindeutige Meinung feststellen. Während eine Vielzahl zwar lobte, dass sich das alte und damalige Gefühl der Serie wieder einstellte, gab es auch Stimmen, die den Filmen vorwarfen, zu träge und unspektakulär zu erzählen.

Sehr kurzfristig und ohne große Werbekampagne war dann «The OA» kurz vor dem Weihnachtsfest ins Angebot eingelaufen. Nach «Stranger Things» war dies die zweite große Mystery-Produktion des Dienstes im Jahr 2016; in ausgedehnten Rückblenden, die einen Großteil der ersten Staffel einnehmen, erfährt der Zuschauer Prairies extrem bedrückende Erfahrungen der vergangenen sieben Jahre. Das junge Mädchen war einst spurlos verschwunden – und das ist nur der Anfang der Geschichte. Kritiker sprachen von durch die Bank fesselnden acht Folgen, die sich – wie so oft bei Netflix – aber eher wie ein XXL-Film anfühlen als eine Serie.

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