Sportcheck

Darts-Rekorde, Insel-Showdown & Schanzenfieber

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Alles anders im Bundesliga-Winterschlaf: Sport 1 mischt fliegende Pfeile mit Show, die Vierschanzentournee begeistert Wintersportmuffel und wer den Ball vermisst, greift zur Premier League - oder?

Sporthighlights der Woche

  • Dienstag, 14.10 Uhr: Tour de Ski, Skiathlon in Oberstdorf (Das Erste, live)
  • Dienstag, 20.00 Uhr: Handball-Testspiel, Deutschland vs. Tunesien (Sport1, live)
  • Mittwoch, 16.20 Uhr: Skispringen, Abschlussspringen der Vierschanzentournee (Das Erste & Eurosport, live)
  • Donnerstag, 14.00 Uhr: Biathlon der Herren, 10 km Sprint (Das Erste, live)
  • Donnerstag, 17.30 Uhr: Hallenfußball aus Ulm, mit Kaiserslautern, 1860 München etc. (Sport 1, live)
  • Freitag, 17.55 Uhr: Fußball-Testspiel, Energie Cottbus vs. VfL Wolfsburg (Sport1, live)
  • Samstag, 22.20 Uhr: Boxen, Revanchekampf Vincent Feigenbutz vs. Giovanni de Carolis (Sat 1, live)
  • Sonntag, 17.30 Uhr: Eishockey, Iserlohn Roosters vs. Kölner Haie (ServusTV, live)
Die Woche des Jahreswechsels stand in Sachen Sport im TV ganz im Zeichen des Wintersports und der Darts-WM. Doch gab es auch im Fußball einen spannenden Quoten-Showdown.

Wie bereits bekannt, hat Sky Deutschland den Bieterstreit um die Premier League-Rechte ab der kommenden Saison an die Perform-Gruppe, unter anderem Inhaber des Portals Spox.com, verloren.

Die Rechte für Spiele der englischen Eliteliga, die Burkhard Weber bei der letzten erfolgreichen Vergabe noch als "essentiellen Bestandteil unseres Sportpakets" bezeichnete, werden somit zunächst für drei Jahre an einen noch näher vorzustellenden Online-Dienst gehen, der eine Art „Netflix für Sportinhalte“ darstellen dürfte.

Trotz der Enttäuschung äußerten die Verantwortlichen bei Sky, dass man sich aus Überlegungen zwischen Investment und Ertrag eindeutig gegen ein höheres Gebot entschieden habe – ein klarer Fingerzeig bezüglich der Zufriedenheit mit den bisherigen Quotenergebnisse der Übertragungen.

Fakt ist aber: Sky Deutschland verliert ein prestigeträchtiges Premiumprodukt, das – aus welchen Gründen auch immer – bisher keine ausreichenden und stabilen Quoten einfahren konnte. Wenn man sich anschaut, wie Sport 1 seit Jahren eine Nischenveranstaltung wie die Darts-WM durch geschickte Inszenierung und Marketing zu pushen weiß, darf die Frage gestellt werden, ob ein höherer Übertragungsaufwand seitens des deutschen TV-Partners auch zu höheren Zuschauerzahlen der Premier League führen könnte.

Interessant wird nun, die verbleibenden Übertragungen genauer unter die Lupe zu nehmen: Vor allem, wenn Sky Sport den Analysten innerhalb einer Woche die Gelegenheit bietet, einen äußerst spannenden Vergleich zwischen drei ungleichen Partien anzustellen: Wem geben die Zuschauer den Vorrang? Der Tradition, der Aktualität oder dem Klopp-Effekt?

Bereits am Montag um 18.30 Uhr stieg das „Duell der Giganten“ im Old Trafford – zumindest normalerweise. Denn weder Rekordmeister Manchester United noch Titelverteidiger FC Chelsea fanden in der laufenden Spielzeit bisher zu ihrer gewohnten Form. Folgerichtig trennte sich der 6. vom 15. der Tabelle mit 0:0.

Den über 75.000 Zuschauer im Stadion standen 110.000 an den deutschen Fernsehschirmen gegenüber – ein Marktanteil von 0,4 Prozent. Nur rund ein Viertel kamen dabei aus der Zielgruppe der 14- bis 49-Jährigen (0,03 Millionen, 0,4 Prozent).

Das deutlich brisantere Duell folgte dann am Dienstag zur besten Sendezeit um 20.45 Uhr. Mit Tabellenführer Leicester City und dem Tabellendritten Manchester City (ab der kommenden Saison unter der Leitung von Pep Guardiola) wartete man mit einem echten Spitzenspiel auf – das ebenfalls mit einem torlosen Remis endete.

Während im kleinen King Power Stadium von Leicester immerhin 32.000 Zuschauer Platz nahmen (ausverkauft), waren es im TV leider ebenfalls nur 60.000 – auch der Marktanteil halbierte sich im Vergleich zum Vortag auf 0,2 Prozent. Einzig das Zielgruppenrating blieb mit 0,03 Millionen und 0,3 Prozent fast stabil – haben am Montag also den klangvollen Namen wegen die ganz Jungen und/oder die ganz Alten eingeschaltet? In jedem Fall entschied der Fußballfan zwischen diesen beiden Spielen nicht nach Tabellenstand.

Letzte Station am Mittwoch: Sunderland. Wenn der Tabellen-19. auf den 8. trifft eigentlich keiner besonderen Erwähnung wert – allerdings eben doch, wenn es sich bei Letzterem um den Club von Jürgen Klopp handelt. Das Spiel zwischen dem heimischen AFC und dem FC Liverpool startete ebenfalls um 20.45 Uhr und endete mit einem knappen 1:0-Sieg für das Team des Deutschen.

Hatte Klopp Sky am Boxing Day vergangene Woche noch 220.000 Zuschauer und 1,4 Prozent Marktanteil eingefahren (grandiose 2,8 Prozent in der Zielgruppe), musste sich der Sender diesmal wieder mit bescheideneren Werten zufriedengeben. 90.000 Zuschauer und 0,3 Prozent Marktanteil zeigten erneut die große Streuung. Immerhin kamen jedoch 80.000 Zuschauer und somit 0,8 Prozent aus der Zielgruppe.

Das Publikum ist eben auch bei Klopp-Spielen wählerisch – zum Einstand (200.000 Zuschauer) und zuletzt war der Pöhler Garant für Bestwerte, zwischendurch gibt es aber auch immer wieder Ausreißer nach unten (wie zum Beispiel auch im November-Spiel gegen Manchester City mit im Vergleich enttäuschenden 60.000 Zuschauern).

Fazit des Dreikampfes: Große Namen zogen in diesem Fall mehr als unser deutscher Trainer oder der aktuelle Tabellenstand. Interessant ist noch, dass das Zielgruppenrating bei der Liverpool-Partie mit Abstand am höchsten lag. Klopp holte hier demnach zwar nicht die meisten, aber immerhin die für die Werbeindustrie relevanten.

Da Sky Deutschland in Bezug auf die Premier League aber auch schon oft mit Reichweiten von 20.000 bis 30.000 Zuschauern zu kämpfen hatte, scheint in dieser Saison zumindest eine Steigerung einzutreten – vielleicht hat man sich doch zu früh und zu unbedacht von den Rechten getrennt. Wer im Falle der Premier League in Zukunft etwas Besseres sehen möchte, wird umdenken müssen.

Mitten in diesem Fußballmarathon startete die 64. Auflage der Vierschanzentournee im Ersten mit ihrem Auftaktspringen live aus Oberstdorf. Nachdem die Tournee zuletzt sieben (!) Mal von Österreichern gewonnen worden war und der beste Deutsche im Gesamtklassement der vergangenen zwölf Jahre der Drittplatzierte Michael Neumayer 2007/2008 war, dürfte man sich beim Ersten und dem ZDF umso mehr über den Überraschungscoup Severin Freunds gefreut haben, der durch einen grandiosen zweiten Sprung den ersten deutschen Tagessieg bei einem Auftaktspringen seit Sven Hannawald 2002 herausholte. Übrigens springt auch der inzwischen 44-jährige Japaner Noriaki Kasai wieder mit und landete auf einem starken fünften Platz.

Das von Matthias Opdenhövel, Tom Bartels und Dieter Thoma gewohnt launig-fachkundig kommentierte Geschehen begeisterte 5,4 Millionen Zuschauer (22,5 Prozent Marktanteil) mit 0,97 Millionen in der Zielgruppe der 14- bis 49-Jährigen (13,3 Prozent) und lag somit nicht nur beim zweifachen Senderschnitt in Sachen Gesamtzuschauer und Zielgruppenanteil auf diesem Sendeplatz, sondern verbesserte auch das letztjährige Ergebnis des Auftaktspringens um knapp eine Million.

Zusätzlich zum Geschehen aus Oberstdorf zeigte das Erste zwischendurch noch die inhaltlich wenig ergiebige Reportage «Michael Schumacher: Zwei Jahre danach», die 3,88 Millionen Zuschauer anzog und 14,5 Prozent Marktanteil generierte. Dass man auch damit über dem Senderschnitt lag, ist selbstverständlich.

Am Neujahrstag folgte dann im ZDF das traditionelle Neujahrsspringen auf der Großen Olympiaschanze in Garmisch-Partenkirchen. Hier konnte Freund seinen Sieg vom Auftakt zwar nicht wiederholen, musste sich dem Slowenen Peter Prevc, auch führender im Gesamtweltcup, und dem Norweger Kenneth Gangnes aber nur knapp geschlagen geben. In der Gesamtwertung der Tournee lag Freund danach weiterhin auf einem aussichtsreichen zweiten Platz hinter Prevc.

Ab 14.00 Uhr erreichte man starke 6,41 Millionen (29,9 Prozent Marktanteil) und 1,13 Millionen (15,8 Prozent) bei den Umworbenen. Mit diesen Werten lag man auch hier beim fast zweieinhalbfachen Senderschnitt.

Quotenvergleich: Neujahrsspringen

  • 01.01.2016: 6,41 Mio. (29,9%) / 1,13 Mio. (15,8%)
  • 01.01.2015: 6,05 Mio. (28,9%) / 1,18 Mio. (16,0%)
  • 01.01.2014: 4,99 Mio. (25,0%) / 0,99 Mio. (13,0%)
  • 01.01.2013: 6,55 Mio. (30,9%) / 1,58 Mio. (20,4%)
  • 01.01.2012: 5,67 Mio. (26,8%) / 1,38 Mio. (16,5%)
  • 01.01.2011: 5,92 Mio. (27,9%) / 1,37 Mio. (16,0%)
  • 01.01.2010: 5,77 Mio. (27,5%) / 1,57 Mio. (18,1%)
  • 01.01.2009: 6,53 Mio. (32,0%) / 1,90 Mio. (23,0%)
Im Vergleich zu den Vorjahren zog die Sendung, eventuell auch durch Freunds Auftaktsieg, definitiv an, wie der Vergleich der Reichweiten der Neujahrsspringen zeigt (sieht Infokasten). Das Event generiert seit vielen Jahren verlässliche Einschaltquoten zwischen 5 und 6,5 Millionen Zuschauern bei konstanten Marktanteilen zwischen 25 und 32 Prozent.

Diesmal war zwar kein neuer Rekord drin, man lag nach zwei etwas schwächeren Jahren aber wieder am oberen Ende der Skala. Einzig die Verluste bei den absoluten Zuschauerzahlen in der Zielgruppe scheinen auf Sicht nicht mehr umkehrbar zu sein – die Schar der Vierschanzenjünger altert zusehends.

Am Sonntag folgte schließlich noch das dritte Springen aus Innsbruck. Dabei reichte es für Severin Freund zu einem starken zweiten Platz und somit zum dritten Podiumsplatz in Folge bei der Tournee – erneut musste er sich jedoch Peter Prevc geschlagen geben, der besonders mit seinem zweiten Sprung unerreichbar war und weiter das Gesamtklassement anführt.

Für das erneut übertragende ZDF stand am Ende eine starke Reichweite von 6,09 Millionen (29,9 Prozent) ab 3 Jahre und 1,17 Millionen (17,7 Prozent) bei den 14- bis 49-Jährigen zu Buche. Einen kleinen Hype haben Freunds Leistungen also definitiv ausgelöst - im Vergleich zum Vorjahr gewann die Übertragung des dritten Springens 0,99 Millionen Zuschauer hinzu (und damit 3,2 Prozent Marktanteil).

Last but not least kommen wir noch zum inzwischen heißesten Event des Winters: Der Darts-WM live auf Sport 1. Die oft zu Unrecht belächelte Sportart ist für den Sender längst zu einem echten Glücksfall zwischen vielen reichweitenarmen Formaten geworden.

Nachdem bereits in den Vorrunden starke Werte erzielt werden konnten, stiegen am Samstag ab 21.00 Uhr die Halbfinals, in denen zunächst der 48-Jährige Raymond van Barneveld, seines Zeichens fünfmaliger Weltmeister und erfolgreichster niederländischer Dartspieler, an der Reihe war. Sein Gegner: Der ebenfalls bereits zweimalige Weltmeister und ehemalige Phil-Taylor-Schützling Adrian „Jackpot“ Lewis (30). Im vergangenen Jahr hatte Lewis gegen van Barneveld im Achtelfinale noch knapp mit 3:4 den Kürzeren gezogen, diesmal entschied er eine verrückte Partie für sich, in der er zuerst mit 5:0 führte, dann drei Sätze abgab und schließlich doch mit 6:3 gewann. Für Lewis bedeutet der Sieg seine dritte Teilnahme an einem WM-Finale.

Im zweiten Halbfinale traf Titelverteidiger Gary „The Flying Scotsman“ Anderson auf Jelle „The Cobra“ Klaasen, der im Achtelfinale den legendären Phil „The Power“ Taylor geschlagen hatte und erstmals seit 2009 überhaupt wieder über die 2. Runde herausgekommen war. Nun musste sich der fast 15 Jahre jüngere Niederländer dem 2. der Weltrangliste jedoch beugen. Am Ende stand ein bitteres 6:0 für Anderson, eine Lehrstunde par excellence, in der der Schotte einen Sahnetag erwischte und neben dem deprimierenden „White Wash“ (also einem Sieg ohne Satzgewinn des Gegners) sogar den ersten 9-Darter der WM ablieferte. Bereits im vergangenen Jahr hatte sich Klaasen in Runde 2 am späteren Sieger Anderson die Zähne ausgebissen. Damals jedoch denkbar knapp mit 3:4.

Mit einer Reichweite von 1,01 Millionen Gesamtzuschauern und 3,4 Prozent Marktanteil sowie 0,65 Millionen und 5,9 Prozent in der klassischen werberelevanten Zielgruppe erreichte das Format erst zum zweiten Mal überhaupt in der Geschichte der Übertragungen bei Sport 1 eine Zuschauerzahl oberhalb der Millionengrenze. Das erste Mal war beim Vorjahresfinale gewesen. Im Vergleich zum letztjährigen Halbfinale konnte man gar 260.000 Zuschauer (ab 3) dazugewinnen und auch in der Zielgruppe den Wert um 0,3 Prozent steigern.

Darts-WM-Finals - Gesamtzuschauer

  • 03.01.2016: 0,95 Mio.
  • 04.01.2015: 1,36 Mio.
  • 01.01.2014: 0,73 Mio.
  • 01.01.2013: 0,82 Mio.
Am Sonntag dann zelebrierte Sport 1 bereits ab 19.30 Uhr das große Finale und somit die „Battle of Britain“ zwischen Anderson und Lewis. Hier ging es nicht nur um den hochdotierten Titel für die beiden Kontrahenten, sondern für den übertragenden Sender auch darum, den Rekord des letzten Jahres mit 1,36 Millionen Zuschauern und grandiosen 12,1 Prozent Marktanteil in der Zielgruppe im besten Fall noch zu toppen.

In einem brisanten und unterhaltsamen Finale, das mehrere dramaturgische Haken schlug und neben hochklassigem Spiel auch viele unerklärliche Fehlwürfe bot, bezwang Anderson seinen Kontrahenten mit 7:5 und sicherte sich damit seinen zweiten WM-Titel. Neben Gegner Lewis und Phil Taylor ist er somit erst der dritte, der seinen Titel verteidigen konnte.

Die Reichweiten gingen dabei jedoch nicht durch die Decke sondern bescherten dem Sender "nur" 0,95 Millionen Zuschauer mit einem Marktanteil von 2,7 Prozent. Bei den Werberelevanten liegen die Werte bei 0,60 Millionen und 4,5 Prozent - also nur bei etwas mehr als einem Drittel des Zielgruppen-Marktanteils von vor einem Jahr. Somit verlor das Finale sogar gegen das diesjährige Halbfinale vom Vortag.

Dennoch: Die Darts-WM war erneut ein riesiger Erfolg für den Spartensender – und zwar in Sachen Quoten wie auch bei der Qualität der Übertragungen. Ein aufrichtiger Glückwunsch an Sport 1.

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