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Bye, bye 2015, welcome 2016!

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Was kann und soll die TV-Branche von den vergangenen 365 Tagen lernen? Quotenmeter.de-Chefredakteur Manuel Weis mit einigen Gedanken zum Jahresabschluss. Außerdem: Ein paar Dinge in eigener Sache.

Unter welchem Schlagwort wird das Jahr 2015 wohl in die Historie eingehen? War es ein Jahr des Wandels? Politisch gesehen vielleicht, gesellschaftlich wohl nicht unbedingt. In der Medienwelt, der sich Quotenmeter.de verschrieben hat, jedenfalls ist die Fragmentierung und Digitalisierung vorangeschritten. Ein Trend, der wohl nicht aufzuhalten ist. Kaum jemand hätte wohl vor vier oder fünf Jahren gedacht, dass große und teure Projekte wie «Big Brother» einmal beim kleinen sixx, also einem Sender der dritten Generation des Privatfernsehens, laufen können. Heute gönnen sich auch Kanäle mit Marktanteilen von ein bis eineinhalb Prozent Prestigeprojekte. Diese Entwicklung bedingt aber auch eine immer niedrigere Risikobereitschaft bei den großen und zuletzt durch Quoten-Enttäuschungen gebeutelten Sendern. Die RTL-Primetime sieht Ende 2015 in großen Teilen noch so aus wie vor sieben Jahren.

Es hat schon eine gewisse Qualität, dass man sich selbst als unabhängiger TV-Journalist mit den Sendern freuen muss, wenn ein mutiges Projekt (völlig unabhängig von der Qualität) mal funktioniert. Die Flop-Rate war gefühlt nie so hoch wie 2015. Das hat mitunter qualitative Gründe. Noch lange wird man sich daran erinnern, wie eine konzeptlose Redaktion der Sat.1-Vorabendsendung mit abstrusen Entscheidungen und Eingriffen die eigentlich gute Grundidee von «Newtopia» vor die Wand fuhr. Die aus Holland kommende Reality-Idee machte zweifelsohne mit die größten Schlagzeilen in diesem Jahr. Man kann Talpa und Sat.1 in diesem Zusammenhang ganz viel vorwerfen (vor allem wenig Geschick) – und die entsprechenden Personen selbst werden wissen, dass sie, angefangen vom nächtlichen Besuch der Producerin bis hin zu den Vorfällen um Kandidat Candy, mehrfach daneben gegriffen haben. Mangelnder Mut ist auf dieser langen Liste aber nicht dabei.

Ein Armutszeugnis, dass das Thema Mut im Fernsehen inzwischen in der „Plus-Spalte“ einer Argumentation ganz oben stehen muss. Die Liste der spannenden Projekte im Privatfernsehen, die nicht geklappt und binnen kurzer Zeit ganz oder an den Programmrand verbannt wurden, ist lang. Nehmen wir «Mila» oder «Unser Tag», sprechen wir über das Comeback von «Popstars», das letztlich keins war. Stattdessen bevölkern mittlerweile um die 60 Folgen «The Big Bang Theory» wöchentlich das deutsche Fernsehen. ProSieben duckt sich in den nächsten Wochen gar mit 73 Stück vor den Dschungelcampern weg. Den Programmmachern ist dies freilich nicht vorzuwerfen; fährt der immer gleiche Einheitsbrei (noch) gute Quoten ein. Gedacht wird von den großen Konzernen ohnehin nur in Geschäftsjahren. Und da kann vorhergesagt werden, dass die Lorre-Sitcom im Jahr 2016 wohl noch funktionieren wird.

Ob man sich die eigene Zukunft – und die beginnt mit 2016 – schwerer oder gar kaputt macht, ist erst einmal sekundär. Man muss kein Freund von Plattitüden sein: Dass das deutsche Fernsehen nun ohne Stefan Raab deutlich schlechter sein wird, hängt allein schon damit zusammen, dass erst einmal ein großer Erfindergeist die Bühne verlassen hat. Und das passt irgendwie auch in diese Zeit, in der die Mutigen gerne mal die Gelackmeierten sind. Wer in Raabs Fußstapfen tritt – oder ob diese nicht mehr ausgefüllt werden können – muss die Zukunft zeigen. Phrasen, dass diese Angst immer nach großen Rückzügen im Raum stand, greifen zum Teil nicht mehr. Schon heute schafft es das Fernsehen nicht mehr, die ganz junge Generation in gleichem Maße an sich zu binden wie noch vor 20 Jahren. YouTube, Netflix, Amazon, Facebook – das Web ist im Vormarsch. Gut möglich, dass der nächste große Entertainer aus dieser Ecke kommt.

Wie das Fernsehen diesen Trend bekämpfen kann, wird vermutlich zwar erst ein Thema im Jahre 2030 sein. Auch die Etablierung solcher Angebote geht letztlich schleichend vonstatten. Und dennoch ist klar, dass schon jetzt mehr Mut in den TV-Entwicklungsabteilungen gefragt ist, was den Nachwuchs angeht. Mehr Mut für junge Gesichter. Mehr Mut für junge Ideen. Und dieser Mut muss darüber hinaus gehen, einem bekannten You Tuber (im Bild die Jungs von Y-Titti) eine Sendefläche zur Verfügung zu stellen. Dem steht freilich die Quotenfixierung gegenüber. Starke und ungewöhnliche Geschichten, wie sie jeder TV-Journalist einfordert, sind zuletzt meist am Tag nach der Ausstrahlung einer negativen Quotenberichterstattung zum Opfer gefallen. Sich diesen Mut dann nicht austreiben zu lassen, mag sicherlich alles andere als ein einfaches Unterfangen sein.

Dabei gibt es durchaus auch Lichtblicke – Jan Böhmermann in der Nische zum Beispiel. Aber auch den Sender VOX, dem mit «Club der roten Bänder» im November und Dezember ein ganz wundervoller Erfolg gelungen ist. Die deutsche Serie scheint endlich wieder auf die Beine zu kommen. Aber halt nur dann, wenn Vieles passt. Über «Sing meinen Song» und «Die Höhle der Löwen», zwei Erfolge aus 2014, muss gar nicht gesprochen werden. Sie waren eine Art Energy-Drink für die Kreativen in der zurückliegenden Zeit.

Orientieren wir uns doch daran – und lernen vor allem aus Fehlern und Missverständnissen, die im Zusammenhang mit den großen TV-Flops des Jahres stehen. Mitleid hat noch keiner Branche gut getan – und schon gar nicht der stolzen Fernsehbranche. Quotenmeter.de wird auch 2016 wieder genau hinschauen. Längst haben wir unser Spektrum erweitert – und beobachten neben der TV-Branche auch den Kinomarkt, heben regelmäßig spannende Radio-Themen auf die Agenda und haben die aufstrebenden Streaming-Dienste im Blick.

2016 soll es auch bei uns frischen Wind geben: Um weiterhin einen möglichst passenden Mix aus all diesen Themen zu finden, werden wir im kommenden Jahr nicht nur das redaktionelle Budget weiter aufstocken, sondern unser Team auch kontinuierlich vergrößern. Wir freuen uns, dass im kommenden Jahr Vladislav Tinchev unsere Redaktion mit seinen Beiträgen verstärken wird. Tinchev arbeitete bis vor drei Jahren für die Kollegen von Serienjunkies, hat in Bulgarien gerade seine erste eigene TV-Serie umgesetzt, macht für die ARD «Branka Maric» und unterrichtet zudem an der Universität in Hamburg. Mit Björn Sülter haben wir zudem einen Autor gefunden, der das TV-Geschehen schon seit Jahren intensiv verfolgt, unter anderem als Redakteur für Serienjunkies. Und Stefan Turiak, der uns demnächst ebenfalls unterstützen wird, bringt großes Wissen aus der internationalen Filmwelt mit in unsere Redaktion.

Wir wünschen somit ein gesundes, frohes, glückliches und für uns alle erfolgreiches neues Jahr 2016!

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