Die Kritiker

«Tatort – Côte d'Azur»

von

Es wird einer der letzten Tatorte mit Eva Mattes und Sebastian Bezzel sein. Das Ermittler-Duo soll 2016 seine letzten Auftritte bekommen, danach ist Schluss.

Cast und Crew

  • Regie: Ed Herzog
  • Darsteller: Eva Mattes, Sebastian Bezzel, Justine Hauer, Friederike Linke, Andreas Lust, Peter Schneider, Kai Malina, Frank Fink, Mandy Rudski, Barnaby Metschurat, Markus Hering, Mirco Kreibich, Rahel Ohm, Nele Gorbauch
  • Drehbuch: Wolfgang Stauch
  • Kamera: Andreas Schäfauer
  • Schnitt: Sandra Kocanek
  • Musik: Martin Probst
Die Wohnung verwahrlost, das Kind schreit vor Hunger. Die völlig überforderte Mutter zieht ihr neues Kleid an und macht sich mit ihrem Sohn auf den Weg. Wohin? Das weiß man nicht, denn bevor Vanessa Koch (Mandy Rudski) ihren Zielort erreicht, wird sie von einer Person in einem Nikolaus-Kostüm brutal ermordet. Die Spuren am Tatort führen die beiden Ermittler Klara Blum (Eva Mattes) und Kai Perlmann (Sebastian Bezzel) in die Obdachlosen-Unterkunft Côte d'Azur. Dort war die junge Mutter vor ihrem Tod ein oft gesehener Gast. Die Gemeinschaft aus gescheiterten Existenzen erweist sich allerdings schnell als völlig unkooperativ. Doch Blum und Perlmann wären nicht das, was sie sind, würden sie so schnell das Handtuch werfen.

Die sechste gemeinsame Arbeit von Regisseur Ed Herzog und Drehbuchautor Wolfgang Stauch ist von Schuld und Sühne gekennzeichnet. Nicht zuletzt die Hintergründe der verschiedenen Obdachlosen geben Anlass zu diesem Schluss. Es ist ein «Tatort» am Rande unserer Gesellschaft. Eine Geschichte über unfreiwillige Ausgestoßene und freiwillige Außenseiter. Vereint werden die verschiedenen Figuren, wie so oft, durch den Alkohol. Und dies ist wohl auch die einzige Gemeinsamkeit der Figuren in «Côte d'Azur». Doch auch die Kommissare sehen sich in diesem «Tatort» mit neuen Problemen konfrontiert. Für Perlmann entwickelt sich der neuste Fall zu einer Gratwanderung und Klara Blum sieht sich um Laufe der 90 Minuten mit ihrem Gewissen konfrontiert.

Kameramann Andreas Schäfauer weiß «Côte d'Azur» gekonnt in Szene zu setzen und punktet mit einer düsteren Stimmung. Das Spiel mit Licht und Schatten zeigt nicht nur den Unterschied zwischen Schuld und Unschuld, sondern auch zwischen arm und reich, bessergestellt und ausgestoßen. Manchmal sagt ein Bild mehr als tausend Worte. Dies trifft auch hier zu, wenn Kai Perlmann scheinbar ins Nichts spricht, die nächste Einstellung allerdings einen gekreuzigten Jesus zeigt.

«Côte d'Azur» ist ein spannender Krimi, der bis zuletzt zu unterhalten weiß. Das liegt weniger an der Action, denn die ist quasi nicht vorhanden, als an der hervorragenden Charakterstudie. Zwar verläuft dieser «Tatort» in geregelten Bahnen – Twists oder Überraschungen gibt es nicht – allerdings tut dies dem Unterhaltungswert keinen Abbruch. Es sind die Abgründe der Menschen, die den Zuschauer an den Fernseher fesseln sollen. Und das gelingt den Machern hervorragend. Und offenbaren damit auch den Schwachpunkt von «Côte d'Azur». Irgendwann werden die verschiedenen Einzelschicksale so interessant und spannend, dass der eigentliche Mord in den Hintergrund rückt. Dieser wird folgerichtig auch relativ unspektakulär aufgeklärt. Was bleibt ist das Interesse an den Figuren. Wie geht es denn nun weiter mit Franzi, Lucky und Alex? Wir werden es wohl nie erfahren.

Die Schauspieler leisten alle eine gute bis sehr gute Arbeit. Friederike Linke als drogensüchtige Franzi kann sich ordentlich austoben und auch Kai Malina als Punk Lucky macht seine Sache sehr gut. Es liegt wohl an der Art des «Tatorts», dass die, zuletzt etwas gescholtene Eva Mattes hier mit einem intensiven Mimenspiel überzeugt.

Fazit: «Tatort – Côte d'Azur» überzeugt mehr durch die eindringliche Charakterstudie, als durch den eigentlichen Fall. Trotzdem zieht auch der neuste Mord von Team Konstanz den Zuschauer in seinen Bann.

«Tatort – Côte d'Azur» ist am Sonntag, den 01. November 2015 ab 20.15 Uhr im Ersten zu sehen.

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