Hingeschaut

«Prince Kay One»s Ruck-Zuck-Dating

von

«DSDS»-Jury ade, Dating-Show hallo. Im Schnelldurchlauf will Kay One bei RTL II seine "Prinzessin" finden.

Der Datingwahn im deutschen Fernsehen geht weiter und ist seit dieser Woche um eine Facette reicher. Mit «Prince Kay One - Prinzessin gesucht» haben RTL II und Constantin Entertainment versucht, etwas zu kreieren, das selbst nach längerem Auf-Sich-Wirken-Lassen nur schwer greifbar ist. Hauptprotagonist der neuen Sendung ist Hip-Hopper Kay One, dem bis zu seinem Engagement in der Jury von «Deutschland sucht den Superstar» nicht gerade das beste Image vorauseilte. Das änderte sich 2014 zumindest in Teilen, als der harte Kerl in der RTL-Musikshow bei nicht Wenigen Pluspunkte sammelte. Genau das lässt sich nach dem Betrachten seiner neuen Sendung beim "Fun"-Sender RTL II nicht gerade sagen.

Aber der Reihe nach: Laut RTL II-Sendung ist Kay One seit sechs Jahren Single. Schon weit vor Produktionsbeginn gab es entsprechende Schlagzeilen, sodass die Grundidee, mit ihm eine anständige und recht klassische Dating-Show zu machen, durchaus gut klingt. Letztlich aber hapert es dem Neustart gewaltig an der Umsetzung. Die von Constantin Entertainment produzierte Sendung legt sich beispielsweise nie exakt fest, was sie überhaupt sein will. Ernsthaftes Dating-Format, klassische Reality-Show oder eher Promo für den Musiker? Vieles, was gezeigt wurde, hinterlässt einen konfusen und unausgegorenen Eindruck. Deshalb der Reihe nach:

In eine Villa auf der Sonneninsel Mallorca hat die Produktion elf Mädels (darunter pikanterweise ein Transvestit) eingeladen, die den Musiker näher kennen lernen sollen und wollen. Laut Angaben des Off-Sprechers soll dies in der Rekord-Zeit von gerade einmal einer Woche passieren. In zwei Mal 110 Minuten spult RTL II die eigentlich gute Idee also ab - ungewöhnlich kompakt zeigt sich das neue Dating-Format, das somit im Rekordtempo zu einer finalen Entscheidung kommen wird. Wieso letztlich nicht mehr Material auf den Sender kommt, ließ RTL II bis dato unbeantwortet und auch die erste Episode lieferte keine genaue Antwort. Es entsteht allerdings schon der Eindruck, dass das Ergebnis nicht dem entsprach, was sich Senderchef Andreas Bartl eventuell erhofft hatte. Und dann passiert das, was man als Schadensbegrenzung beschreiben könnte: In einer eventartigen Programmierung wird das versendet, was vorzeigbar ist auch wenn somit manches, was zu sehen ist, nicht mehr nachzuvollziehen ist.

Wie dem auch immer sei: On Air ging ein Format frisch von der Überholspur, das sich schnell um den nächsten Baum wickelt. Bereits während der ersten halben Stunde bekommen die Zuschauer neben einer knapp gehaltenen Kandidatinnen-Vorstellung eine Speed-Dating-Runde, einen Rauswurf und eine Nominierung präsentiert. Zeit für Romantik oder wirkliches Kennenlernen bleibt somit also nicht. Ebenso dem Zeitdruck zum Opfer gefallen ist eine ordentliche Vorstellung der Mädchen. Wichtiger schien den Machern zu sein, sehr frühzeitig zu zeigen, dass es unter den Kandidatinnen ordentlich Zoff gibt und dass die Mädels gleich reihenweise "die Nerven verlieren".

Und so wechselt die erste Episode hin und her zwischen den zickenden Frauen und kurzen Einzeldates von Kay One mit einer der beliebig erscheinenden Damen. Von einem starken Cast kann in keinem Fall die Rede sein, dabei ist klar, dass etablierte Formate wie «The Bachelor» genau von einem solchem leben. Was wäre die RTL-Sendung ohne Figuren wie Melanie oder Georgina gewesen? Keines der nun bei RTL II auftauchenden Mädels hat aber nur annähernd das Potential, da heran zu reichen. Dass ein schlechter Cast einer Dating-Show (wenngleich bis zum Ende wirklich unklar blieb, ob die Produktion sich wirklich als solche sieht) das Genick brechen kann, erfuhr ProSieben erst kürzlich mit der zweiten Staffel von «Catch the Millionaire». Doch nicht nur die Mädels haben Luft nach oben, auch der Protagonist selbst wird schnell zum Problem der Sendung: Wie in aller Welt soll man dem Mann eine erfolgreiche Suche nach seiner Liebe wünschen, wenn dieser vor laufenden Kameras allen Ernstes fragt: "Was würdest du für mich alles aufgeben?".

Am Ende weiß man kaum, was an «Prince Kay One - Prinzessin gesucht» mehr ärgern soll: Die Tatsache, dass eine eigentlich gute Idee förmlich mit Füßen getreten wird, oder dass das Fernsehen nun um einen wirren Zusammenschnitt einer Mallorca-Sendung reicher ist? So bleiben halbwegs schöne Bilder einer Villa und des Hafens von Deutschlands 17. Bundesland in Erinnerung. Mehr nicht.

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