Quotencheck

«Günther Jauch»

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Das Wahljahr begünstigte erneute Quotenzuwächse beim Polit-Talk. Ohne frische «Tatort»-Ausgaben gestalten sich die Markanteile jedoch eher mau.

Hinter den Kulissen

  • Genre: Polit-Talk
  • Seit: 11. September 2011
  • Sender: Das Erste
  • Episodenlänge: 60 Minuten
  • Sendeplatz: Sonntags, 21.45 Uhr
  • Moderator: Günther Jauch
  • Produktionsfirma: i&u TV
  • Kosten (pro Jahr): 10,5 Mio. Euro
  • im Hörfunk bei: hr-info
Nicht zu unrecht wurde schon vielerorts die Talk-Show-Flut bei den Öffentlich-Rechtlichen beklagt. Tatsächlich versammeln die ARD und das ZDF eine lange Liste an Polit-Talkern in ihrem Programm. Frank Plasberg gibt sich im Ersten «Hart aber fair» und auch «Anne Will» sowie «Menschen bei Maischberger» beschäftigen sich mit ähnlichen Themen. Im Zweiten verleihen unter anderem «Markus Lanz» und Maybrit Illner» ihren Talks einen Namen. Unter dieser Riege an etablierten TV-Talkern zählt «Günther Jauch» eher zu den Frischlingen. Seit September 2011 produziert i&u TV das Format, dass unter der Vielzahl an politischen Talkshows zu Beginn so etwas wie die High-End-Variante sein sollte. Schließlich präsentiert die Show mit Günther Jauch der wohl beliebteste TV-Moderator Deutschlands und zusätzlich beeindruckt das ansehnliche Studio im Gasometer in Berlin.

Auch der Sendeplatz von «Günther Jauch» kommt hochattraktiv daher. Am Sonntag im Ersten generiert der «Tatort» fast ausschließlich Marktanteile weit über Senderschnitt und fungiert damit als fantastisches Lead-In für «Günther Jauch», der um 21.45 Uhr folgt und nur zusehen muss, dass er die riesige Zuseherschaft der Kult-Krimireihe zumindest teilweise hält. Dies funktionierte schon zwei Jahre recht gut, nach der ersten «Günther Jauch»-Saison 2011/2012 stieg der Zuschauerschnitt auch an, nachdem die viel beworbene und bereits im Vorfeld heiß diskutierte neue Talk-Show mit durchschnittlichen 15,5 Prozent im ersten Jahr noch nicht vollends überzeugte, gleichwohl das Format schon zu dieser Zeit locker den Senderschnitt von 11,9 Prozent überbot. 2012/2013 verbesserte sich der Mittelwert bereits auf 16,2 Prozent. Verzeichnete Das Erste in der aktuellen Saison einen erneuten Quotenzuwachs?

Im Spätsommer des Wahljahres 2013 kehrte «Günther Jauch» am 25. August aus der Sommerpause zurück und startete mit dem Thema „Denkzettel statt Stimmzettel – wozu noch wählen?“ in die Zeit vor der Bundestagswahl. Die erste Ausgabe der neuen Saison beäugten 5,02 Millionen Menschen ab drei Jahren, die damit für 18,7 Prozent Marktanteil sorgten. Eine Woche darauf folgte «Günther Jauch» auf das TV-Duell zwischen Bundeskanzlerin Angela Merkel und Herausforderer Peer Steinbrück. Überragende 8,23 Millionen Menschen verfolgten «Günther Jauch» und seine Runde bei der Aufarbeitung der Auseinandersetzung, was in einem grandiosen Gesamtmarktanteil von 30,3 Prozent und damit dem Saison-Bestwert resultierte. In den Folgewochen lieferte die Wahl weiter einen fruchtbaren Nährboden für die Talkrunden des «Wer wird Millionär?»-Moderators. Die Themen „Endspurt im Wahlkampf“, „Nach der Bundestagswahl“ und „Vorsicht Kanzlerin“ sahen zwischen dem 15. und 29. September Zuschauerschaften, die zwischen 4,57 und 5,84 Millionen Menschen umfassten und Das Erste so zu Marktanteilen zwischen 17,2 und 17,9 Prozent bei allen Fernsehenden führten-

Es war zu erwarten, dass die Bundestagswahl für einen Polit-Talk auch gute Quoten bereithalten würde, allerdings erschöpfte sich auch dieses Thema nach kurzer Zeit. Eine weitere Ausgabe zur Wahl überzeugte mit 15,5 Prozent aller Zuschauer nicht, wonach «Günther Jauch» diesen Themenabschnitt auch für beendet erklärte. Stattdessen zogen die Quoten wieder an, als «Günther Jauch» zu Zeiten der Affäre um den „Protz-Bischoff“ Tebartz-van Elst über die Kirche sprach. Zwei Episoden an den zwei aufeinanderfolgenden Sonntagen des 13. und 20. Oktobers unterhielten erst 5,55 und später 6,18 Millionen Personen, wodurch Gesamtmarktanteile von 20,0 und 21,3 Prozent zu Buche standen. Im Zuge beider Folgen sollte «Günther Jauch» das letzte Mal für lange Zeit die 20-Prozent-Marke überschreiten, denn nach den klaren Verbesserungen im Vergleich zum Vorjahr fiel der Polit-Talk in alte Muster zurück. Eine Willy-Brandt-Sondersendung erreichte am 3. November noch 15,7 Prozent der Zuschauer ab drei Jahren, für die Ausgaben am 17. und 24. November lief es mit 15,2, beziehungsweise 15,5 Prozent noch schlechter. Zwischen dem 3. November 2013 und dem 2. Februar 2014 überbot «Günther Jauch» nie mehr 16,8 Prozent Gesamtmarktanteil.

Besonders nach der Winterpause lief es Anfang 2014 nicht rund für den Entertainer Jauch und seine Gäste. Mit 12,5 Prozent bei allen Zuschauern verbuchte «Günther Jauch» am 19. Januar den vorläufigen Quoten-Tiefpunkt, die Reichweite maß erstmals unter vier Millionen Menschen. Erst anlässlich der Steuer-Affäre um Alice Schwarzer und dem Fall Edathy sprangen am 9. und 16. Februar mit 18,9 und 18,1 Prozent wieder ansehnliche Gesamtmarktanteile heraus. In den Folgewochen gaben die Marktanteile wieder deutlich ab, ehe beim Gesamtpublikum zu Zeiten des Uli Hoeneß-Prozesses wieder 20,8 Prozent am 9. März und 18,8 Prozent am 16. März gemessen wurden. Auf diesem Niveau bewegten sich bis Juni nur noch eine Michael-Schumacher- Episode und Gesprächsrunden über Jugendgewalt und die Fußball-WM. Zur Zeit der Fußball-WM zeigte sich, wie wichtig das «Tatort»-Lead-In bestehend aus frischen Krimis für «Günther Jauch» ist, als die Krimi-Reihe mit neuen Episoden pausierte: Am 15. Juni generierte der Polit-Talk mit 9,5 Prozent den niedrigsten Marktanteil der Saison und flimmerte auch das einzige Mal mit 2,89 Millionen Zuschauern weniger als drei Millionen Menschen entgegen. Die beiden weiteren Ausgaben vor der Sommerpause unterhielten 10,8 und 13,9 Prozent aller Fernsehenden.

Vor allem das Wahljahr spielte «Günther Jauch» in die Karten: Erneut verbesserte sich die Talk-Show um den beliebten Moderator um 0,7 Prozentpunkte beim Gesamtpublikum. Im Schnitt verfolgten also 16,9 Prozent der Zuschauer ab Drei den Polit-Talk, auch in der Zielgruppe steigerte sich das Format mit einem Mittel von 8,3 Prozent deutlich gegenüber dem Vorjahr. 4,78 Millionen Menschen interessierten sich am Sonntagabend durchschnittlich für die Gesprächsrunden, 0,95 Millionen Menschen stammten dabei aus der Altersgruppe der 14- bis 49-Jährigen. Langsam wird «Günther Jauch» auch vollends den Erwartungen gerecht, die aufgrund der Personalie des Moderators und des attraktiven Sendeplatzes bereits vor dem Start der Sendung entstanden. Allerdings zeigte sich gegen Ende der Saison auch, dass «Günther Jauch» zumindest in Teilen auf das «Tatort»-Lead-In mit frischen Folgen angewiesen ist.

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