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Avi Nir: Quelle der Inspiration für das US-Fernsehen

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Während alle Welt vorwiegend den TV-Formaten aus den USA Beachtung schenkt, beziehen die Sender aus den Staaten immer mehr Ideen vom israelischen Produzenten Avi Nir.

Über Keshet Broadcasting

  • Standort: Israel
  • Dachunternehmen: Second Israeli Brodcasting Authority (SBA)
  • In Zusammenarbeit mit: Channel 2 (Israel)
  • Portfolio: Drama-Serien, News-Shows, Entertainment- & Lifestyleformate sowie ausländische Formate
  • Seit: 1993
  • Produktionen (Auswahl): «Hatufim» («Homeland»-Vorbild, «HaKokhav HaBa» («Rising Star»), «Ramzor» («Traffic Light»-Vorbild) uvm.
Wer denkt, der Mann der Stunde in der Fernsehbranche komme aus den großen TV-Nationen wie den USA hat weit gefehlt. Stattdessen muss man einen Blick in den Nahen Osten werfen, um einem der derzeit einflussreichsten Fernsehschaffenden zu begegnen. Der dort ansässige Avi Nir ist heutzutage immer noch größtenteils nur Branchenkennern bekannt, dabei schuf er die Formate, die in den vergangenen Jahren für die größten Hypes im Mediengeschäft gesorgt haben. Von ihm stammt «Homeland», das als „beste Serie der Welt“ angepriesen wurde und auf dem von Nir geschaffenen Israel-Original «Hatufim» basiert. Um die interaktive Casting-Show «Rising Star» riss sich bereits die halbe Welt, letzten Endes fanden sich prominente Abnehmer wie ABC in den USA, ITV in Großbritannien und RTL aus Deutschland.

Bereits im Sommer 2013 ernannte Israels älteste Zeitung Nir zur einflussreichsten Persönlichkeit der israelischen Kultur, zu diesem Zeitpunkt war «Rising Star», das später riesige Wellen in der Medienbranche schlug, nicht einmal in Israel gestartet, noch 2014 bringen neben den USA Länder wie Portugal ihre eigenen Versionen auf Sendung. Verantwortlich für die Produktion der innovativen Formate, die weltweit für Aufsehen sorg(t)en, ist die Produktionsfirma Keshet Broadcasting, für die Avi Nir als CEO verantwortlich zeichnet. Schon lange stellt auch Israel durch die vielversprechenden Produktionen von Avi Nir und Keshet Broadcasting für US-Fernsehmacher das „gelobte Land“ dar. Zwar schwappen immer noch am meisten TV-Formate von den USA ins Ausland, Inspiration beziehen die Staaten aber immer öfter aus Israel.

Im Jahr 2006 begann Nir als einer der ersten Entertainment-Verantwortlichenisraelische Sendungen in einer Größenordnung in die USA zu verkaufen, wie nie ein israelischer Fernsehtreibender zuvor. Dabei konnte Nir seine Formate lange nicht auf einem soliden Fundament aufbauen – etwa acht Millionen Menschen leben in Israel. Das sind so viele wie im US-Staat Virginia. Das Fernsehpublikum ist noch kleiner, wenn man sehr gläubige orthodoxe Juden abzieht, die das Fernsehen meiden, sowie Palästinenser, die eher arabisches Fernsehen konsumieren. So erklären sich auch die atemberaubenden Quoten von «Rising Star» in Israel, das zum Finale der Show bei einem Gesamtpublikum von 1,12 Millionen Zuschauern 58 Prozent Gesamtmarktanteil verzeichnete – der Staffelschnitt belief sich auf 47,4 Prozent. Durch ein kleines Publikum stehen Produzenten wie Nir in Israel aber auch nur kleine Budgets zur Verfügung. Noch 2011 kosteten die größten israelischen TV-Shows weniger als zehn Prozent von dem, was US-Kabelsender für eine Folge einer Serie hinblättern (etwa 2,5 Millionen Dollar).

Umso erstaunlicher wirkt der Aufstieg von Avi Nir, der aus geringen Ressourcen schöpfte und international trotzdem Erfolge feierte. Neben «Rising Star», das im Original auf den Namen «HaKokhav HaBa» hört und «Homeland», das international ebenfalls sehr gefragt ist und gleich fünf Golden Globes einheimste, brachte Nir 2011 auch eine Adaption seiner Sitcom «Ramzor» bei FOX unter, die in den USA unter dem Namen «Traffic Light» lief. Mit «The Ex List» adaptierte CBS außerdem im Jahre 2008 seine Drama-Serie «The Ex». Auch zur neuen TV-Saison in den USA hat Nir neben «Rising Star» ein weiteres Eisen im Feuer. Zusammen mit George Molfi zeichnet Nir für den NBC-Thriller «Allegiance» verantwortlich. Auf der Nachfrage an «Rising Star» ruhen sich Keshet Broadcasting und Avi Nir jedoch nicht aus: Mit «Elevator Pitch» arbeitet das Produktionsstudio am nächsten potentiellen Crossmedia-Hit. In der Show fahren ambitionierte Kandidaten mit einer Geschäftsidee langsam in einem Aufzug nach oben und haben dabei nur eine begrenzte Zeit ihr Konzept an den Mann zu bringen und zwar gleichzeitig an eine Gruppe von Investoren, die dem Teilnehmer aus einem Penthouse über ihm zuschaut sowie dem Publikum vor den Fernsehbildschirmen, die von zuhause aus für die Ideen voten können – ein weiteres Format war geboren, um das sich nun die attraktivsten Sender streiten.

Mit Nirs Aufstieg gingen allerdings auch mutige Entscheidungen einher. Lange Zeit standen Drama-Serien in Israel unter keinem guten Stern, für die israelischen Produktionsstudios galten sie vor allem durch das schlechte finanzielle Standing als lästig, teuer und unprofitabel. Dies war der Fall bis Keshet 2007 die Serie «Mesudarim» entwickelte, die im israelischen Channel 2 einschlug und 2008 an FOX verkauft wurde. „Das war der Moment, in dem ich verstanden habe, dass, wenn wir alle unsere Ressourcen in eine Drama-Serie legen und wir vollen Einsatz für das Format geben würden, wir Erfolg haben werden – und das gewaltig“, erklärte Nir in einem Interview mit der israelischen Zeitung „Haaretz“. „Wir beschlossen diesen Weg fortzuführen, zu investieren und auch einen genauen Blick auf den Rest der Welt zu werfen. In dieser Hinsicht stellt «Homeland» den bisherigen Höhepunkt dar.“

So kam es, dass Nir 2012 für seine Arbeit an «Homeland» mit einem Primetime Emmy ausgezeichnet wurde. „Die USA hat die Fähigkeit von Keshet und Israel im Fernsehfach erkannt. Unser Ziel ist nicht zu sagen ‚wir brauchen uns für nichts zu schämen‘, unser Ziel ist ein gewichtiger Mitspieler in der Fernsehwelt zu werden. Wir wollen expandieren.“ Diese Mission haben Nir und Keshet Broadcasting weiterhin fest im Auge und die vielversprechenden Showideen des Global Players in Sachen Fernsehen lassen sie diesem Ziel Stück für Stück näher kommen.

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