Die Kino-Kritiker

«Non-Stop»

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In den letzten Jahren beschränkte sich Liam Neeson vornehmlich auf das Action-Genre. In «Non-Stop» scheint sich dieser Trend fortzusetzen, wenn da nicht die Tatsache wäre, dass es sich bei dem als Actionfilm beworbenen Thriller gar nicht um einen solchen handelt.

Filmfacts «Non-Stop»

  • Kinostart: 13. März 2014
  • Genre: Thriller
  • Laufzeit: 106 Min.
  • FSK: 12
  • Kamera: Flavio Martínez Labiano
  • Musik: John Ottman
  • Autor: John W. Richardson, Christopher Roach, Ryan Engle
  • Regie: Jaume Collet-Serra
  • Darsteller: Liam Neeson, Julianne Moore, Anson Mount, Michelle Dockery, Lupita Nyong'o
  • OT: Non-Stop (USA 2013)
Die Vita des 61-jährigen Hollywoodstars Liam Neeson (Oscar-nominiert für «Schindlers Liste») liest sich seit einigen Jahren wie ein wenig spektakuläres Action-Potpourri. Nach «96 Hours», «Zorn der Titanen», «Battleship» und «96 Hours – Taken 2» folgt mit «Non-Stop» nun der nächste, ähnlich gelagert anmutende Genrebeitrag. Doch auch wenn sich das zuständige Studio und diverse Werbekampagnen viel Mühe geben, den Streifen als explosives Hollywood-Popcornkino zu bewerben, so verkauft sich «Non-Stop» in diesem Fall deutlich unter Wert. Das von Jaume Collet-Serra («Orphan – Das Waisenkind») inszenierte Spektakel entpuppt sich rasch als ausgeklügeltes Thriller-Kammerspiel im Stile eines «Nicht auflegen!» und versprüht eine beklemmende Atmosphäre, wie sie in über tausend Metern Höhe zuletzt nur in «Flightplan» zu spüren war.

U.S. Federal Air Marshal Bill Marks (Liam Neeson) hasst das Fliegen. Und doch liegt die Sicherheit tausender Flugreisender jeden Tag aufs Neue in seinen Händen. So soll auch der heutige Transatlantikflug ein reiner Routinejob werden. Doch weit gefehlt! Hoch über den Wolken erhält Marks plötzlich bedrohliche Textnachrichten: Solange nicht 150 Millionen Dollar auf ein geheimes Konto geflossen sind, droht der unbekannte Absender alle 20 Minuten einen Passagier zu töten. Als sich herausstellt, dass das Konto auf Marks‘ Namen läuft und an Bord eine Bombe auftaucht, gerät die Situation außer Kontrolle. Plötzlich steht Marks selbst unter Verdacht das Flugzeug zu entführen. Ihm bleiben nur wenige Stunden, das Leben der Passagiere zu retten und hinter das Geheimnis des unbekannten Absenders zu kommen.

Die Drehbuchautoren John W. Richardson, Christopher Roach und Ryan Engle – allesamt Neulinge auf dem Gebiet – benötigen für ihre Einführung ins Geschehen nur wenige Minuten. Es dauert nicht lang und das Publikum befindet sich inmitten der Passagiere auf besagtem Transatlantikflug. Für die Figurenzeichnung bleibt da wenig Zeit. Der in der Realität sympathische Liam Neeson gibt in «Non-Stop» einmal mehr das Bild des grummeligen Eigenbrödlers ab, während seine direkte Schauspielpartnerin Julianne Moore («Carrie») nahezu ausschließlich mithilfe einer Narbe charakterisiert wird. Eben jene trägt sie seit einer Herzerkrankung quer über der Brust, wodurch sie jeden Tag so lebe, als sei es ihr letzter. Das soll reichen, um „den Harten und die Zarte“ zu charakterisieren. Alles andere wäre vermutlich unnötiger Storyballast, auf den «Non-Stop» durchaus verzichten kann. So punktet der Streifen vielmehr auf der Ebene des Suspense und schafft es, eine derart beklemmende Atmosphäre zu kreieren, dass das Publikum ob der vielen Wendungen und der unberechenbaren Ausgangslage gut eineinhalb Stunden an den Kinosessel gefesselt wird.

Die Kulisse beschränkt sich ausschließlich auf das wenige Quadratmeter umfassende Flugzeug, in welchem sich der Protagonist, mit dem es sich anfangs nur schwer sympathisieren lässt, und der unsichtbare Gegner ein über Textmessages ausgetragenes Katz-und-Maus-Spiel liefern. In wenigen Zeilen ringt der Erpresser seinem Opfer Reaktion um Reaktion ab und gibt diesem stets zwanzig Minuten für das Ausführen seiner Aufgaben. Dass ausgerechnet ein grober Patzer innerhalb der deutschen Synchronisation dazu führt, dass dem ersten dieser Aufträge ein Großteil seiner Bedrohlichkeit abgeht, sei an dieser Stelle mit einem Hinweis auf die Originalfassung erwähnt.

«Non-Stop» verzichtet mit Ausnahme des dramatischen Finales gänzlich auf Effekthascherei. Promobilder eines schießenden Liam Neeson geben demnach nicht im Ansatz die unangenehm ruhige Stimmung des Films wieder, über die sich spannende Thriller zu definieren wissen. Ähnlich des 2003 von Joel Schuhmacher inszenierten Adrenalinpeitschers «Nicht auflegen!» baut auch «Non-Stop» in Gänze auf das Spiel mit der unsichtbaren Gefahr. Während der Täter im Verborgenen bleibt, spitzen sich die Ereignisse im Flugzeug immer weiter zu. Die Story schlägt wilde Haken, baut jedoch zum Großteil auf eine gewisse Form von Glaubwürdigkeit – Ausnahmen im Detail bestätigen die Regel. Schnell ergibt sich auch für das Publikum der Reiz, um den Täter mitzuknobeln und Jaume Collet-Serra setzt seine Fährten so geschickt, dass der Ausgang der Geschichte bis zum Schluss vollkommen offen bleibt. Gleichzeitig erlaubt sich der Regisseur von «Unknown Identity» – die erste Zusammenarbeit zwischen Collet-Serra und seinem Hauptdarsteller – auch einige weniger originelle Einfälle auf Film zu bannen. Da diese jedoch eine Minderheit darstellen, seien dem Filmemacher diese kleine Schwächen verziehen. Vor allem deshalb, da sie trotz bekannter Schemen nie langweilen und der Atmosphäre keinen Abbruch tun.

Aus technischer Sicht bleibt «Non-Stop» unauffällig. Die schörkellose Kameraarbeit von Flavio Martínez Labiano («Unknown Identity»), der den Film in fast zu perfekte Bilder kleidet und ein unauffälliger Score von John Ottman («Jack and the Giants») sind das Einzige, was «Non-Stop» mehr zum Vor- denn zum Nachteil den Status „Hollywoodblockbuster“ verleiht. Der Authentizität halber und zur Unterstreichung der das Amerikanische (Sicherheits-)System kritisierenden Message hätte dem Film eine etwas weniger aalglatt anmutende Ausrichtung gut getan. Auch die wenigen Effekte entpuppen sich schnell als Rohrkrepierer, was im krassen Gegensatz zum ansonsten angestrebten Hollywoodlook steht. Da sich diese jedoch an einer Hand abzählen lassen, fallen derartige Kleinigkeiten nur unwesentlich ins Gewicht eines ansonsten sehr guten Gesamteindrucks.

Fazit: «Non-Stop» gibt nur optisch das Bild eines Hochglanz-Blockbusters ab. In Wirklichkeit ist der Streifen ein auf engstem Raum ausgetragener Kampf zwischen Gut und Böse, der in bester Kammerspielmanier an den Nerven zerrt und in den sich auch Liam Neeson mit der Zeit immer mehr einzugrooven scheint.

«Non-Stop» ist ab dem 13. März in den deutschen Kinos zu sehen.

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