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2010 vs. 2014 – welche Winterspiele liefen besser?

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Darüber, dass die Winterspiele 2014 immer wieder neue Quotenrekorde brachen, berichtete Quotenmeter bereits. Wie standen die Spiele aber im Vergleich zu Kanada im Jahr 2010 da?

Wir haben im Ersten die ganze spannende und schöne Vielfalt der Olympischen Spiele präsentiert, vom Freestyle und Snowboard über Skispringen, Biathlon und Ski Alpin bis hin zu Eishockey, Curling oder Bob. Gleichzeitig ist es uns gelungen, die kritische und investigative journalistische Berichterstattung nicht zu vernachlässigen, sondern ganz im Gegenteil: Wir haben auf die verschiedensten politischen und sportpolitischen Aspekte rund um dieses Großereignis aufmerksam gemacht und umfassend informiert.
Volker Herres, Programmdirektor Das Erste
Die XXII. Olympischen Winterspiele in Sotschi sind vorbei. Im Vorfeld der Spiele wurde viel darüber spekuliert, ob denn die in Russland ausgetragenen Spiele ebenso erfolgreich würden, wie die vier Jahre zuvor ausgetragenen in Kanada. Man befürchtete, dass zahlreiche Zuschauer die Spiele wegen der politischen Lage in Russland boykottieren würden. Die Zahlen sprechen allerdings dagegen – vielleicht auch deshalb, weil Sotschi in aller Munde war.

Was für die deutschen Mannschaften sehr gut begann, wurde zum Schluss hin eher weniger erfreulich. Nicht so für die übertragenden Sender ARD und ZDF. Während sich die Deutschen mit „nur“ acht Gold-, sechs Silber- und fünf Bronzemedaillen verabschiedeten, herrscht bezüglich der Einschaltquoten wohl noch immer Freude über die durchweg guten Zahlen.

Das ZDF gibt bekannt mit den Übertragungen aus Sotschi die höchste Sehbeteiligung seit den Spielen in Lillehammer im Jahr 1994 erreicht zu haben. Auch Das Erste zog eine positive Bilanz: Der Sender hätte mit seiner Berichterstattung insgesamt 73 Prozent aller deutschen Zuschauer (52,4 Mio.) erreicht. Damit stellten diese Winterspiele die Vorgänger in Turin mit 66,8 Prozent und Vancouver Senderangaben zufolge mit 61,6 Prozent klar in den Schatten. Für den ARD-Hörfunk wurden rund 1.200 Beiträge sowie 1.900 Live-Gespräche und Reportagen produziert, heißt es in einer Pressemeldung. Auch die ARD bot neben den Übertragungen im Ersten Deutschen Fernsehen insgesamt fünf Live Stream Angebote an, die über 1,2 Millionen Mal täglich aufgerufen wurden.

Bereits die Eröffnungsfeier lockte im Jahr 2014 wesentlich mehr Zuschauer vor die heimischen Bildschirme. Insgesamt 8,99 Millionen Menschen verfolgten das Spektakel in diesem Jahr. Das machte einen Marktanteil von 39,5 Prozent aus. Im Jahr 2010 verfolgten gerade einmal 0,82 Millionen den Startschuss. Der Grund für diesen großen Unterschied ist aber einfach erklärt. Aufgrund der Zeitverschiebung in Kanada wurde die Eröffnungsfeier damals erst um 03.00 Uhr nachts in Deutschland übertragen und nicht wie in diesem Jahr am Vorabend.

Generell sind die unterschiedlichen Zeitzonen ein Hindernis dafür, die einzelnen Ereignisse der Spiele 1:1 zu vergleichen. Während die Sportarten, die 2010 in den frühen Morgen- und Vormittagsstunden ausgetragen wurden in Deutschland wenigstens noch zu einer humanen Tageszeit übertragen wurden, so taten sich die Sportarten, die in Vancouver in den Abendstunden stattfanden, schwer auch in Deutschland jemanden vor den Bildschirm zu locken, da es hierzulande dann mitten in der Nacht war.Zu der kanadischen Ortszeit mussten neun Stunden dazu gerechnet werden, um die Übertragungszeit in Deutschland zu erhalten. Nichts desto trotz kamen die Spiele auch bereits vor vier Jahren gut beim Publikum an.

Am Erfolgreichsten war dieses Jahr aus quotentechnischer Sicht ohne Zweifel die Biathlon 12,5 km Verfolgung der Herren. Am 10. Februar schalteten 5,94 Millionen Bürger ab drei Jahren das Rennen ein. Mit einem Marktanteil von 41 Prozent wurde der absolute Rekord dieser Winterspiele aufgestellt. Auch vor vier Jahren erreichte diese Disziplin sehr passable Einschaltquoten. Die Übertragung fand um 21.45 Uhr statt und lockte sogar 7,47 Millionen Sportbegeisterte vor die Bildschirme. Dies machte damals einen Marktanteil von 23,9 Prozent aus. Nicht zuletzt wegen dieser Zahlen zählt die Sportart Biathlon in diesem Jahr – ebenso wie vor vier Jahren – zu den nachgefragtesten der Winterspiele.

Auch das Rodeln im Doppelsitzer kam bei den deutschen Zuschauern hervorragend an. 5,37 Millionen Zuschauern und 36,3 Prozent Marktanteil machten diese zur zweiterfolgreichsten Sportart aus Quotensicht . Weil dieses Ereignis vor vier Jahren um 02.00 Uhr morgens übertragen wurde, wäre ein Quotenvergleich an dieser Stelle nicht fair. Zwar stellen die Rodler keine Rekord in Sachen Marktanteil auf, jedoch gelang es ihnen bereits am ersten Wochenende mit 9,22 Millionen den Zuschauerrekord im ZDF aufzustellen, der während der ganzen Zeit der Spiele nicht mehr eingestellt wurde.

Die dritterfolgreichste Sportart aus Quotensicht war die Nordische Kombination 4x5km Teamlanglauf. Am 20. Februar 2014 wurden 3,41 Millionen Zuschauer und ein Marktanteil von 35,8 Prozent gemessen. In Vancouver fand dieses Event am 23. Februar 2010 statt und wurde in Deutschland um 22.00 Uhr übertragen. Auch damals erreichte die Nordische Kombination Tagesspitzenwerte. Mit 5,32 Millionen Zuschauern waren es damals sogar noch mehr als in diesem Jahr – lediglich die Marktanteile waren geringer und lagen bei „nur“ 30,7 Prozent.

Ähnlich wie die Eröffnungsfeier, fand auch die Abschlussfeier um 18.30 Uhr kanadischer Zeit statt, was für Deutschland 02.30 Uhr morgens bedeutete. In diesem Jahr wurde sie um 17.11 Uhr übertragen und begeisterte nochmal 6,33 Millionen Sportfreunde. Ein Gesamtmarktanteil von 25,8 Prozent konnte verzeichnet werden. Auch hier wäre ein Vergleich zu 2010 nicht aussagekräftig.

Ein kleines Quotentief erlebten die Winterspiele in der Mitte der zweiten Woche – was böse Zungen mit dem Verlust der „Pole-Position“ im Medaillenspiegel in Verbindung bringen würden, jedoch stiegen gegen Ende der Woche sowohl die Zuschauerzahlen als auch die Marktanteile wieder – trotz des Abrutschens der deutschen Athleten auf Platz sechs im Medaillenspiegel.

Im Gesamtvergleich waren die diesjährigen Wettkämpfe jedoch wesentlich erfolgreicher als die XXI. Spiele in Vancouver. Wie Das Erste berichtet, wurde mit den Live-Übertragungen ein durchschnittlicher Marktanteil von 24,8 Prozent erreicht. Vor vier Jahren lag dieser noch bei 19,4 Prozent. In der Zielgruppe lag der Anteil 2014 bei 13,7 Prozent, 2010 bei 14,3 Prozent. Im ZDF waren die Werte für 2014 sogar noch höher. Durchschnittlich 3,63 Millionen Zuschauer verfolgten das Spektakel. Ein Marktanteil von 27,6 Prozent wurde abgegriffen. Hier spricht man von den höchsten Werten der Olympischen Spiele seit 1994. Dennoch schwang die politische Lage immer mit und wurde nach Ende der Spiele auch in den Pressemeldungen der beiden austragenden Sender berücksichtigt.

ZDF-Sportchef Dieter Gruschwitz zieht Bilanz: "Der deutsche Fernsehzuschauer hat die Olympischen Spielen von Sotschi in sein Wohnzimmer gelassen! Er wollte informiert werden über die schwierige Gesamtsituation bei diesen Spielen und zugleich die sportliche Attraktivität genießen.“ Auch der Programmdirektor des Ersten Deutschen Fernsehens, Volker Herres, sagt: "Wir haben im Ersten die ganze spannende und schöne Vielfalt der Olympischen Spiele präsentiert, vom Freestyle und Snowboard über Skispringen, Biathlon und Ski Alpin bis hin zu Eishockey, Curling oder Bob. Gleichzeitig ist es uns gelungen, die kritische und investigative journalistische Berichterstattung nicht zu vernachlässigen, sondern ganz im Gegenteil: Wir haben auf die verschiedensten politischen und sportpolitischen Aspekte rund um dieses Großereignis aufmerksam gemacht und umfassend informiert. Dass wir damit dem Interesse unserer Zuschauer entsprochen haben, zeigen die hervorragenden Marktanteile unserer Übertragungen aus Sotschi, die die Sendungen aus Turin 2006 und Vancouver 2010 weit übertreffen."

So mag Sotschi vielleicht vorab in der Kritik gestanden haben und Ängste um die Sicherheit der Sportler geschürt worden sein, so mag vielleicht gemunkelt worden sein, dass die Olympischen Spiele an Zuschauern einbüßen müssten aufgrund der politischen Lage, so hieß es vorab, dass Sotschi nicht an den Erfolg der Spiele im „sicheren“ Vancouver heranreichen kann – letzen Endes hat sich nichts davon bewahrheitet und die Spiele liefen in Deutschland besser denn je – zumindest bei den Einschaltquoten.

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