Die Kritiker

«The League»

von

RTL Nitro zeigt in der Sitcom «The League» sechs Freunde, deren „Fantasy League“ ihr restliches Leben überschattet.

Inhalt


Hinter den Kulissen

  • Regie & Idee: Jeff Schaffer & Jackie Marcus Schaffer
  • Musik: Jeff Cardoni
  • Ausführende Produzenten: Jeff Schaffer, Jackie Marcus Schaffer & Patrick Alexander Stewart
  • Kamera: Patrick Alexander Stewart
Was dem Deutschen seine Fußball-Tippgemeinschaften im Büro oder im Freundes- und Familienkreis, sind dem US-Amerikaner seine „Fantasy Leagues“: Freunde stellen jeweils ihre Wunschmannschaft aus aktiven Spielern zusammen und im Laufe der realen Saison stellt sich heraus, wer das bessere Gespür dafür hatte, welche Sportler löbliche Leistungen vollbringen. Anders als das bloße Fußball-Toto verlangt das Aufstellen einer „Fantasy League“ sowie das Auswerten der eigentlichen Spiele großen Aufwand und eine angemessen große Portion Ambition – weshalb diese Freizeitbeschäftigung in den USA der Schrecken vieler Frauen darstellt, die so ihren sportvernarrten Lebenspartner wöchentlich stundenlang an Sportstatistiken verlieren.

In «The League» dreht sich alles um sechs Freunde, die ihre Football-Liga über alles andere in ihrem Leben stellen und sich daher nicht nur regelmäßig untereinander in die Wolle kriegen, sondern auch immer wieder mit ihrem weiteren sozialen Umfeld aneinandergeraten. Doch die „Fantasy League“ sorgt nicht nur für Probleme: Denn während Petes Ehe den Bach runterging, weil er sich zu wenig um seine Frau kümmerte, knüpft Kevin engere Bande mit seiner Gattin, indem er sie um Ratschläge beim „Fantasy Football“ bittet ...

Darsteller


Mark Duplass («The Mindy Project») als Pete Eckhart
Nick Kroll («Parks and Recreation») als Ruxin
Jonathan Lajoie («WTF Collcetive») als Taco
Stephen Rannazzisi («Samantha Who?») als Kevin
Paul Scheer («Burning Love») als Andre
Katie Aselton («Jeff, der noch zu Hause lebt») als Jenny

Kritik


Vier Jahre nach ihrer US-Premiere findet die Comedyserie «The League» nun auch ihren Weg ins deutsche Fernsehen. Mit seiner Grundprämisse taugt das Format nur bedingt für die großen Sender, weshalb die RTL-Gruppe sich klugerweise dazu entschied, die sechs befreundeten Football-Narren und ihre „Fantasy League“ beim Männersender RTL Nitro zu parken. Dort dürfte die raue Serie mit ihren herben Figuren und der für deutsche Fernsehende etwas befremdlichen Thematik des „Fantasy Football“ am ehesten auf Interessenten stoßen. Doch von diesen Parametern abgesehen, wie gut ist das US-Kritiker spaltende Format eigentlich?

Auffällig ist, dass die teils geskriptete, teils improvisierte Serie auf einen vergleichsweise harschen Tonfall zwischen den zentralen Figuren setzt. In der aktuellen Sitcomlandschaft suchen die kruden Gespräche zwischen den kein Blatt vor den Mund nehmenden Chaoten ihresgleichen, stattdessen werden eher Erinnerungen an das derbe Wolfsrudel der «Hangover»-Trilogie wach. Denn ähnlich, wie im Wolfsrudel herbe Beschimpfungen alltäglich sind, schrecken auch die sechs Kumpel aus «The League» nicht davor zurück, sich einander gehässig in die Pfanne zu hauen. Ganz so charismatisch und unaffektiert wie die Helden der erfolgreichen Kinoreihe sind die Persönlichkeiten der «The League»-Hauptfiguren aber nicht, ebenso fehlt ihnen die unterschwellige Sensibilität und Lernbereitschaft der Figuren aus Judd-Apatow-Filmen wie «Beim ersten Mal».

Und dies ist wohl der größte Stolperstein von «The League»: Freunde, die auch mal frech zueinander sind, die ihr Hobby über andere soziale Pflichten stellen und den vulgären Wortschatz eines pubertierenden Jugendlichen hegen, können aufgrund ihrer unverfälschten Art überaus amüsant sein. Das bewiesen genügend Kinokomödien. Diese aber haben einen Handlungsbogen, der innerhalb von rund 100 Minuten die verborgene Reife dieser Figuren betont, während «The League» genrebedingt Episode für Episode ähnliche Konflikte fordert. Und so kann die herbe Form der sechs Freunde durchaus anstrengend werden.

Dessen ungeachtet ist diese semi-improvisierte Sitcom voller Tempo und gewinnt auch dadurch, dass sie teils mit ihren Helden und teils über ihre Helden lacht, einen gewissen Abwechslungsreichtum. Zudem wird das Dauerfeuerwerk an Dialoghumor durch allerhand Situationskomik durchbrochen, die sich in Richtung von Tabus wagt, ohne abgeschmackt zu sein. So findet einer der Helden heraus, dass ein Junge aus der Nachbarschaft hervorragendes Football-Wissen hat und nimmt ihn daher während einer Party zur Seite, um sich Tipps zu besorgen. Doch die absolut unschludig-naive Situation wirkt nach außen hin äußerst verfänglich, was für herzliche Lacher sorgt.

Alles in allem ist «The League» ein schwieriger, da durchwachsener Fall. Das Ensemble spielt mit vollem Engagement und dank der hohen Gagrate ist die mäßige Trefferquote zu verzeihen. Aber für jede frische Idee gibt es auch einen nervigen, ausgelutschten Dialog, bei dem die Autoren „frech sein“ mit „lustig sein“ verwechselten.

«The League» ist ab dem 14. November immer donnerstags um 22 Uhr auf RTL Nitro zu sehen.

Kurz-URL: qmde.de/67314
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