Wie der Titel bereits verrät, hat es sich Requardt in diesem Format zur Aufgabe gemacht, Firmen vor dem Ruin zu bewahren. In der Auftaktfolge reist er dafür nach Marburg, wo ein von einem Ehepaar geführter Dachdeckerbetrieb kurz vor der Insolvenz steht. Schnell wird klar, dass die mit sechs Mitarbeitern ausgestattete Firma nicht mehr zu retten ist und es eigentlich nur noch darum geht, sie möglichst geregelt ins Insolvenzverfahren zu schleusen sowie den tatkräftigen Mitarbeitern ihre noch ausstehenden Löhne zu zahlen.
Auffällig ist die Inszenierung, die alles in allem doch sehr an das Privatfernsehen erinnert. Ein nur in Maßen seriös wirkender Experte wird zur einzigen Rettung gescheiterter Menschen hochstilisiert, dieser präsentiert sich vor der Kamera und im Gespräch mit Behörden eloquent und unnachgiebig, zeigt aber gegenüber seinen Klienten mehr oder minder authentisch Mitgefühl. Zum Dank dafür geben ihm die Gepeinigten und vom Schicksal schwer Gebeutelten viele von gefühlsduseliger Piano-Musik unterlegte Tränen und breiten ihren Lebenslauf aus. Auf dieser emotionalen Ebene liegt dann auch ganz klar der Fokus, während die Konzepte zur Lösung des Problems oberflächlich angetastet und in möglichst kurzer Zeit abgefrühstückt werden.
Damit produziert man einen völlig gradlinigen und unspektakulären Vertreter der Help-Doku, der insgesamt solide inszeniert und zumindest nicht allzu voyeuristisch geraten ist. Requardt gibt mal den Peter Zwegat und listet Einnahmen wie Ausgaben an einer Tafel auf, versucht sich ab und an als Hobbypsychologe und versucht ansonsten so authentisch wie möglich zu suggerieren, die von ihm vertretenen Menschen würden ihn wirklich interessieren. Dabei wirkt er längst nicht mehr so arrogant und selbstgefällig wie in «Der Requardt», so richtig mag man ihm all diese Gefühlsregungen inmitten seiner "ich find mich schon ziemlich geil"-Ausstrahlung dennoch nicht abnehmen.
Insgesamt ist «Der Firmenretter» ein Format, das perfekt auf den Vorabend am Sonntag passt. Es tut nicht weh, ist letztlich so belanglos, dass sich niemand hierdurch veranlasst fühlen dürfte, einer wichtigeren Tätigkeit nicht nachzugehen und bietet dennoch solide Unterhaltung, für deren Konsum man sich nicht in Grund und Boden schämen muss. Dem Requardt wird zwar ausreichend Fläche geboten, um für sich selbst zu werben, doch immerhin lautet die Quintessenz seiner Tätigkeit letztlich nicht, dass diese auch aus den größten Flop-Betrieben einen beachtlichen Global Player machen kann.
Das ZDF wird sich auch hier wieder den Vorwurf gefallen lassen müssen, sich stilistisch zu oft dem Privatfernsehen anzunähern, denn diese Sendung hat keinerlei Mehrwert und wirkt wie ein Potpourri aus verschiedenen Help-Soaps der werbefinanzierten Angebote. Ob der Mainzer Sender eine solche Anbiederung an die Sehgewohnheiten vieler Zuschauer wirklich nötig hat, ist sicher fraglich. Auf der anderen Seite gab es gewiss schon bedenklichere öffentlich-rechtliche Produktionen als diese. Wenn also hier niemand aus einer Mücke einen Elefanten machen möchte, wird diese Sendung wohl das bekommen, was sie verdient hat: Schwache bis durchschnittliche Zuschauerzahlen, einen fixen Gang in die Bedeutungslosigkeit und etwas Werbung für einen Mann, der alle paar Jahre dann doch sein Gesicht im Fernsehen bewundern möchte.