Hingeschaut

Gottschalk & Jauch gegen das lahme Konzept

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Am Montagabend feierte die neue RTL-Show mit Thomas Gottschalk und Günther Jauch ihre heiß erwartete Premiere. Doch die hätte gerne noch länger auf sich warten lassen dürfen, denn «Die 2» litt an einem unfertigen Format und einer sehr zähen Umsetzung.

Der Stab der Sendung

Produktion: i&u
Executive Producerin: Regina Brune
Executive Producerin RTL: Anja Heinen
Regie: Volker Weicker
Thomas Gottschalk und Günther Jauch – wenn diese beiden Moderatoren aufeinandertreffen, dann war bislang großes Entertainment garantiert. Seit ihren gemeinsamen Anfängen im Radio kabbeln sich die gut befreundeten Schelme in Funk und Fernsehen mit neckischem Charme und sorgen so für leicht verdauliche, herrlich spontane Unterhaltung. Einst in Sendungen, durch die sie als Duo führten, dann als regelmäßiger, gern gesehener Gast in den Shows des früheren Co-Moderators. Am Montagabend formte RTL aus den beiden Fernsehveteranen erstmals nach langer Zeit wieder ein Duo: Mit der viel beworbenen Liveshow «Die 2 – Gottschalk & Jauch gegen ALLE» sollte Thomas Gottschalk seine Rückkehr in den Showolymp feiern, während Günther Jauch eine Gelegenheit erhielt, seine Entertainerposition beim Kölner Sender auszubauen.

Aus dem erhofften Event ist allerdings bloß eine showgewordene Schlaftablette geworden. In den schlechtesten Momenten kam es beim bemüht heiteren Ratespiel dank Technikpannen und konfuser Spielleitung zum absoluten Stillstand, in den besten Momenten entpuppte sich «Die 2» als ein unnötig in die Länge gezogenes «5 gegen Jauch»-Spezial mit Thomas Gottschalk als Jauch-Sidekick. So oder so: Die beiden Showtitanen haben besseres als dieses Debakel verdient. Denn das titelgebende Duo ging mit Spielfreude und selbstredend mit perfekter Chemie untereinander in diese lahme Primetime-Nummer hinein. Es wurde gezankt, zusammen gescherzt, in Erinnerungen geschwelgt und einander auf den Arm genommen. Auch Moderatorin und Fragestellerin Barbara Schöneberger harmonierte gut mit Gottschalk und Jauch, scherzte mit den befreundeten Zankäpfeln und stichelte bei jeder Gelegenheit. Dies, wenig überraschend, in angenehmen Maße sowie stets mit Stil. Was Schöneberger im Umgang mit Gottschalk und Jauch jedoch fehlte und ein Oliver Pocher dagegen mit seiner Dreistigkeit besser raus hat: Statt einzuschreiten, wenn die redseligen Kumpels eine der zu lösenden Fragen doppelt und dreifach zu Tode gequatscht haben, lehnte sich die sympathische Blondine zurück und ließ die Plappermäuler weiter quaken. Dabei hätte die Show so dringend mehr Tempo gebraucht.

Nicht, dass Schöneberger allein an der trägen Dynamik von «Die 2» Schuld tragen würde. Schließlich war selbst die anvisierte Laufzeit von 150 Minuten viel zu hoch angesetzt: Wie schon in «5 gegen Jauch» stellte sich der «Wer wird Millionär?»-Moderator einer kleinen Handvoll Fragen. Statt alleine gegen ein fünf Person umfassendes Team anzutreten, ging es gemeinsam mit Gottschalk gegen das Studio- und Fernsehpublikum. Das klingt auf dem Papier vielleicht nach monumentaler Fernsehunterhaltung, ist in der Praxis aber eine dröge Nummer: Nach jeder Frage öffnete sich ein Zeitfenster, in dem die Fernsehenden (natürlich gegen Gebühr) und Saalzuschauer abstimmen konnten, welche Antwortmöglichkeit sie denn als korrekt erachten. Solch ein Voting braucht seine Zeit, welche mehr bemüht als vergnügt mit Einspielern und Fotos aus der Vergangenheit Jauchs und Gottschalks überbrückt wurde. Erst nach Verkündung des Zuschauervotings durfte dann auch das Duo seine Antwort beratschlagen. Die Lösung folgte dann in pseudolustigen Einspielern. Wiederholen, bis dass die Show erliegt.

Promi-Gastauftritte wie ein gegen Jauch im Wett-Hangeln antretender Henry Maske oder eine Sabine Lisicki, deren Aufschlaggeschwindigkeit es zu schätzen galt, blieben eher fade Beilagen, ebenso wie die gescheiterten Versuche, das Format interaktiv erscheinen zu lassen. Telefonschalten zu Zuschauern in ihren eigenen vier Wänden holperten mit schöner Regelmäßigkeit und auch die Schalte zu einem Otto-Waalkes-Auftritt war denkbar mies getimed. Für eine Quizshow, die «Die 2» konzeptuell gesehen wohl sein wollte, gab es schlussendlich viel zu wenig Rätselraten bei zu viel Laufzeit. Für „Die große Günni-und-Thommy-Show“ (was die Umsetzung wohl eher anstrebte) war den Stars des Abends dank des Quiz-Korsetts wiederum viel zu wenig Freiraum gegeben. Womit die schlecht geplante Ratesendung ihr größtes Plus einengte.

Fazit: Mit «Die 2» hat RTL all jenen, die «5 gegen Jauch» für das absolute Nonplusultra im deutschen Fernsehen halten, ein großes Geschenk gemacht. Für jeden, der endlich wieder eine unverbrauchte RTL-Show sehen möchte, bleibt dagegen zu hoffen, dass der Sender für Gottschalk & Jauch noch originellere Ideen bereithält.

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