Kino-Check

Virtuelle Bösewichter und echte Musikhelden

von

In dieser Woche mit hochklassigem Familienkino, einer schrägen Komödie, verzwickten Affären in Russland und einer Musikdokumentation.

«7 Psychos»
Als Drehbuchautor ist Marty (Colin Farrell) ständig auf der Suche nach neuen Ideen. Für sein neuestes Skript hat er mit "Seven Psychopaths" zwar bereits einen sehr ambitionierten Titel, doch davon abgesehen sitzt er völlig inspirationslos vor einem leeren Blatt Papier. In derart tristen Stunden gibt er sich gerne dem Alkohol hin und leert frustriert eine Weinflasche. Tatkräftige Unterstützung erhält er aber durch seinen besten Freund Billy (Sam Rockwell), der als Schauspieler bereits seit längerer Zeit kaum noch Aufträge erhält und sich seinen Lebensunterhalt deshalb durch so genanntes Dognapping "verdient": Er entführt Hunde der High Society und übergibt sie anschließend seinem Kollegen Hans (Christopher Walken), der die Vierbeiner gegen einen saftigen Finderlohn dem Herrchen oder Frauchen zurückgibt. Nachdem Marty nach einem heftigen Streit mit seiner Freundin Kaya (Abbie Cornish) rausgeworfen wird und das gemeinsame Anwesen verlassen muss, schließt er sich dem Duo an. Ausgerechnet jetzt vergreifen sie sich am Tier eines Besitzers, den man sich besser nicht zum Feind machen sollte und geraten so ins Fadenkreuz des psychopathischen Gangsters Charlie (Woody Harrelson), der nach der Entführung völlig austickt..

OT: «Seven Psychopaths» von Martin McDonagh; mit Colin Farrell, Woody Harrelson, Sam Rockwell, Abbie Cornish, Olga Kurylenko und Christopher Walken

«Shut Up and Play the Hits»
Über 48 Stunden lang begleiten die Regisseure Will Lovelace und Dylan Southern das Musikprojekt LCD Soundsystem, das vom US-Amerikaner James Murphy ins Leben gerufen wurde. Seit 2002 füllte er damit große Konzerthallen und konnte Millionen von Platten verkaufen - wenngleich es nie zum ganz großen weltweiten Ruhm reichen sollte. In ausführlichen Gesprächen mit seinem Manager und einem Popjournalisten erfährt man einiges zu Murphys musikalischem Schaffen - wie dem Ende von LCD Soundprojekt -, aber auch zu einigen bislang unbekannten persönlichen Dingen. Auch das Abschlusskonzert seiner Band wird noch einmal ausführlich thematisiert. Immerhin wurde das Spektakel im New Yorker Madison Square Garden eine beeindruckende Party, die den treuen Fans noch einmal vor Augen führte, welch großartige Zeit sie mit Murphys Musik erlebt haben.

Für diese musikalische Dokumentation kann sich filmstarts.de-Kritiker Tim Slagman durchaus erwärmen, wenngleich er stark betont, dass sie aus seiner Sicht alles andere als kritisch und investigativ sei: "Die kritische Distanz weicht neugierigem Interesse, da ist eine Interviewfrage wie 'Was war ihr größter Misserfolg?' schon geradezu bohrend." Dafür sei es "besonders treffend", wenn die Regisseure "in den einsichtsvollsten Momenten des Films den Künstler als einsamen Mann zeigen", da Murphy "nicht irgendein Teil der Band" gewesen sei, "sondern er hat die Alben beinahe im Alleingang eingespielt, nur live holte er sich Verstärkung dazu". Insgesamt sei der Streifen "ein absolutes Muss für Fans von LCD Soundsystem, die den Film als Konzertmitschnitt inklusive hochinteressanter persönlicher Bekenntnisse des Bandleaders genießen können". Laut Michael Meyns von programmkino.de sei «Shut Up and Play the Hits» ein "mitreißender Konzertfilm, Portrait einer Generation und nachdenkliche Frage nach dem Status der Rockstars in der modernen Welt".

OT: «Shut Up and Play the Hits» von Will Lovelace und Dylan Southern


«Ralph reichts»
Ralph (im Original gesprochen von: John C. Reilly) hat endgültig die Schnauze voll davon, nichts weiter zu sein als ein eindimensionaler, plumper Bösewicht im Videospiel "Fix it Felix, Jr.". Auf dem Dach eines Hochhauses wütend prügelt er mit überdimensional großen Fäusten herum, um die Fensterscheiben zerspringen zu lassen. Während er aber für seinen Knochenjob niemals irgendeinen Dank erhält und am Ende des Spiels sogar von aufgebrachten Mietern sogar in den Schlamm geworfen wird, bekommt der Held des Spiels (Jack McBrayer) immer dann eine Medaille, wenn es ihm gelingt, mit seinem goldenen Hammer die Fenster wieder zu reparieren. Diese Schmach soll endlich ein Ende haben: Er verlässt das Spiel und versucht sich stattdessen im Ego-Shooter "Hero's Duty". Hier muss der Spieler einen ganzen Turm voller außerirdischer Insekten besteigen, indem er die Krabbelviecher ausschaltet. Ralph ist zu diesem Zeitpunkt noch nicht klar, welch riesige Gefahren das Hin- und Herspringen zwischen den Computerspielen birgt. Nicht weniger als das gesamte Spieleuniversum steht auf dem Spiel...

Großer Spaß für alle großen und kleinen Freunden von Videospielen oder eine herbe Enttäuschung? Quotenmeter.de-Kinokritiker Sidney Schering verrät es Ihnen hier.

OT: «Wreck-It Ralph» von Rich Moore; mit John C. Reilly, Sarah Silverman, Jack McBrayer, Jane Lynch, Alan Tudyk, Dennis Haysbert und Ed O'Neill

«Anna Karenina»
Im Russland der 1870er Jahren lebt Anna (Keira Knightley). Sie ist mit dem Regierungsbeamten Alexei Karenin (Jude Law) verheiratet und hat mit ihm auch schon Sohn Serhoza (Oskar McNamara) gezeugt. Da sie ihr Kind über alles liebt, fällt es ihr besonders schwer, sich von ihm zu trennen. Doch sie muss zu ihrem Bruder Oblonsky (Matthew Maxfadyen) und deshalb von St. Petersburg nach Moskau reisen, um dessen Beziehung zu seiner Frau Dolly (Kelly Macdonald) zu retten. Oblonskys Freund Levin (Domhnall Gleeson) ist ebenfalls in der Stadt, doch aus einer ganz anderen Motivation heraus: Der Gutsherr möchte Dollys junge Schwester Kitty (Alicia Vikander) für sich gewinnen. Diese jedoch bricht ihm das Herz und lehnt seinen Heiratsantrag ab - denn sie ist verschossen in den Offizier Vronsky (Aaron Taylor-Johnson), der wiederum nur wenig für sie übrig hat, als er auf Anna trifft. Bei all den Affären und Liebschaften ist es nur eine Frage der Zeit, bis es in Moskau zum Eklat kommt...

Anspruchsvolles Gefühlskino oder doch nur eine platte Aneinanderreihung vieler oberflächlicher Liebschaften? Janosch Leuffen verrät es in der Quotenmeter.de-Kinokritik.

OT: «Anna Karenina» von Joe Wright; mit Keira Knightley, Alicia Vikander, Matthew Macfadyen, Kelly MacDonald, Jude Law und Aaron Taylor-Johnson

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