Die Kino-Kritiker

«Breaking Dawn - Bis(s) zum Ende der Nacht, Teil 2»

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Neu-Fans wird das Finale der "Twilight"-Saga wohl kaum hinzugewinnen, vor allem Liebhaber der Reihe dürfte es jedoch zufriedenstellen. Ihr vielleicht bester Teil überrascht mit ungewohnter Komik, stylischen Bildern und einem derben Schlussakt.

Der Erfolg der «Twilight»-Saga ist womöglich eines der größten, ungeklärten Phänomene der jüngeren Filmgeschichte. Von den Kritikern zu großen Teilen verrissen lockte die Reihe seit 2008 beachtliche Massen von Zuschauern in die Kinos. Nicht nur in Deutschland, sondern weltweit wuchs die Anzahl an Fans auf schier unbegrenzte Ausmaße und «Twilight»-Autorin Stephenie Meyer gehört mittlerweile zu den 100 einflussreichsten Menschen der Welt, so das "Time-Magazine". Cineasten, die mit der Glitzervampir-Story bisweilen weniger anfangen können, werfen der Reihe hingegen nicht selten übermäßigen Kitsch, eine Verunglimpfung des althergebrachten Vampirfilm-Subgenres und mangelhafte Darstellerleistungen vor.

Insofern können Skeptiker und Nicht-Fans nun aufatmen. Mit «Breaking Dawn - Bis(s) zum Ende der Nacht, Teil 2» findet die Saga ihr Ende. Und das dürfte vor allem Liebhaber der Reihe äußerst zufriedenstellen.

Nach Bellas Verwandlung zum Vampir strotzt die Schöne nur so vor Kraft und Anmut. Erstaunlicherweise findet sie sich in ihrer neuen Situation schnell zurecht. Sie widersteht dem Duft von menschlichem Blut und jagt unter Anleitung ihres Mannes Edward gezielt Tiere. Auch ihre Tochter Rénesmée wächst und gedeiht, tut dies aufgrund ihrer Mischung aus Mensch und Vampir jedoch rasant und wesentlich schneller als rein menschliche Kinder. Als Bella und ihre Tochter eines Tages einen gemeinsamen Ausflug in den Schnee unternehmen, werden sie von Irina, einer Vampirin mit Kontakt zum Volturi-Clan, beobachtet. Diese vermutet hinter der Herkunft Bellas und Edwards Tochter ein Verbrechen, auf das bei Vampiren die Todesstrafe steht: die Verwandlung eines Kindes in eine Unsterbliche. Die Volturi machen sich auf den Weg, um Rénesmée und ihre Eltern zu vernichten. Derweil trommeln die Cullens Vampire aus aller Welt zusammen, damit diese die wahre Herkunft der Kleinen bezeugen. Auch Jacob und seine Familie wollen den Cullens im Falle eines Kampfes beistehen. Und der rückt näher und näher…

Es überrascht wohl kaum, dass sich auch der finale Teil der Romanverfilmung in Machart und Atmosphäre nur unwesentlich von seinen Vorgängern unterscheidet. Dementsprechend wird «Breaking Dawn – Bis(s) zum Ende der Nacht, Teil 2» nicht unbedingt auf den letzten Drücker Neu-Fans hinzugewinnen, alteingesessene wird er dagegen aber auch nicht vergraulen. Mehr noch: Diejenigen, die sich von Part eins des Finales enttäuscht zeigten – nicht ohne Grund galt dieser bisher als der schlechteste Teil der Reihe – können nun wieder aufatmen, denn «Breaking Dawn, Teil 2» kann ohne Zweifel als einer der stärksten, wenn nicht gar der stärkste Teil der Saga bezeichnet werden. Und das, obwohl sich Regisseur Bill Condon («Der Mann, der niemals lebte», «Dreamgirls») für beide Teile verantwortlich zeichnete.

Bereits das stylische, fast künstlerisch anmutende Intro beeindruckt. In Close-Ups verbinden sich die verschiedenen Elemente, zeigt sich der Zauber von Eiskristallen in Verbindung mit tiefrotem Blut. Mal in Zeitlupe, mal in doppelter Geschwindigkeit. Pompöser war in diesem Jahr bisher nur das Opening zum 23. «Bond»-Streifen «Skyfall».

Die Geschichte beginnt exakt in dem Moment, in welchem der erste Teil des Finales aufhörte. Die zum Vampir gewordene Bella muss sich von nun an in ihrer neuen Situation zurechtfinden. Gespielt wird Bella Swan natürlich auch diesmal wieder von Kristen Stewart («Snow White and the Huntsman»), die von Skeptikern gern als blutleer bezeichnet wird, was spätestens jetzt im übertragenen Sinne stimmt. Immerhin fließt als Vampir nun kein Blut mehr durch ihre Adern. Was ihr Schauspiel angeht, so präsentiert sich die Aktrice auch in «Breaking Dawn, Teil 2» gewohnt einfältig, wolle man ihr Böses, so könnte man es lethargisch nennen. Doch auch wenn sie sich für ihre Art gerne mal den einen oder anderen Rüffel einfangen muss, so sei festzuhalten, dass sie es in ihrer Rolle der Bella trotzdem schafft, die Emotionen weitestgehend glaubhaft zu verkörpern. So wirkt ihre Unsicherheit ebenso wenig gespielt wie ihr stellenweise aufkeimendes Selbstbewusstsein, das sich ab dem Moment der Verwandlung einstellt. Und man mag es kaum glauben: In «Breaking Dawn – Bis(s) zum Ende der Nacht, Teil 2» sieht man die 22-jährige Amerikanerin zum gefühlten ersten Mal lächeln. Dennoch: Wer bislang wenig mit Stewart anfangen konnte, wird sich auch hier nicht spontan in sie verlieben.

Robert Pattinson («Cosmopolis») und Taylor Lautner («Valentinstag») hingegen zeigen sich souverän, auch wenn Lautner erstaunlich wenig Screentime zugestanden wird. So fokussiert sich der Streifen hauptsächlich auf das Protagonistenpaar Bella/Edward und lässt die Figur des Jacob fast wie eine Nebenrolle aussehen. Den Handlungsstrang der Infragestellung, für wen Bella sich denn nun entscheidet, ist schließlich seit der Hochzeit auserzählt, was immerhin einiges an Kitsch aus der Inszenierung nimmt.

Stattdessen überrascht «Breaking Dawn, Teil 2» an vielen Stellen und wirkt – sofern man die Bücher nicht kennt – wesentlich weniger vorhersehbar als seine Vorgänger. So bewiesen die Macher an einigen Stellen einen Humor, den man ihnen in der Form gar nicht zugetraut hätte. So kokettieren sie etwa mit einigen Vorurteilen über die Reihe, etwa wenn sie mit einem deutlichen Augenzwinkern das Ausziehen von Jacobs Oberteil zelebrieren oder mit ironischem Unterton die Gewöhnungsphase von Bella an ihre Kräfte zeigen. Das zeigt bereits auf, wohin der Streifen besonders in seiner Anfangszeit geht. Es wird deutlich mehr auf Humor gebaut, der gut als Gegenpol zur weitestgehend ernsten Thematik funktioniert. Dadurch nahmen die Macher dem Streifen endlich eine gute Portion der Verbissenheit, die in seinen Vorgängern oftmals aufgesetzt und gewollt melancholisch wirkte.

Eine weitere Stärke von «Bis(s) zum Ende der Nacht, Teil 2» ist ohne Zweifel nach wie vor eine berauschende Optik, einhergehend mit rasanten und vor allem rasant geschnittenen Kamerafahrten. Gerade aus der Perspektive von Bella und Edward, die in einem irrwitzigen Tempo durch die Wälder streifen, wirken die Szenerien stellenweise wie eine Achterbahnfahrt, sind jedoch zeitweise fast unerträglich, da sie zwar ohne jeglichen Zweifel beeindruckend sind, den Zuschauer jedoch an der Grenze zur Reizüberflutung unterhalten wollen.

Das Thema Reizüberflutung dürfte sich das Publikum vor allem in der letzten halben Stunde in die Sinne rufen. Dann nämlich trumpft «Breaking Dawn, Teil 2» mit Gewaltszenerien auf, die zwar durchgehend unblutig gehalten sind, jedoch nicht darauf verzichten, aus zig verschiedenen Perspektiven Enthauptungen, das Abtrennen von Gliedmaßen und diverse körperliche Gewalttaten zu zeigen. Die bereits erwähnte Blutarmut der Szenen ist wohl der Grund, weshalb die FSK dem Film eine Altersfreigabe ab 12 Jahren zugestand, diese ist jedoch als äußerst mutig zu werten. Trotz allem machen diese Szenen viel her. Die CGI-Effekte sind gekonnt in das Geschehen eingebaut, die Szenerien behalten trotz ihrer hohen Geschwindigkeit immer den Überblick über die einzelnen Charaktere und zum Schluss trumpft der Streifen mit einer Überraschung für all diejenigen auf, denen die Romane bereits bekannt sind. Vor allem die Passage innerhalb der letzten fünf Minuten beweist schließlich noch einmal das Herzblut, welches die Macher in das Projekt „«Twiligt»-Saga“ gesteckt haben. So verneigen sie sich mit einem gekonnt in Szene gesetzten Kurzrückblick vor den zurückliegenden Teilen und geben den Fans so die Möglichkeit, noch ein letztes Mal in Erinnerungen zu schwelgen.

Fazit: «Breaking Dawn – Bis(s) zum Ende der Nacht, Part 2» kommt im Großen und Ganzen so daher, wie es seine Vorgänger getan haben. Wer diese nicht mochte, wird auch das Finale nicht mögen und doch überrascht dieser letzte Teil mit einigen atmosphärischen Bausteinen, die man so von einem Teil der «Twilight»-Saga nicht erwartet hätte. Es scheint, als hätte sich Regisseur Bill Condon gleichzeitig Kritiken zu Herzen genommen, ohne dabei seine eigenen Vorstellungen aus den Augen zu verlieren. Damit schufen die Macher einen würdigen Abschluss für ihr Projekt, indem sie die Stärken aller Teile hervorkehren und die weniger gelungenen Elemente unberücksichtigt lassen.

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