Sonntagsfragen

Simone Emmelius: 'ZDFneo als Innovationsmotor nutzen'

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Seit eineinhalb Monaten ist Simone Emmelius Chefin von ZDFneo. Mit uns sprach sie über die Farbe Sitcom bei ihrem Sender, über das anstehende TVLab, natürlich über Joko und Klaas und auch darüber, was wohl passieren würde, wenn man ZDF und ZDFneo einfach mal tauscht.

Sie sind jetzt seit einigen Wochen Chefin von ZDFneo, kennen den Sender aber ohnehin schon gut. Wie fällt eine erste Bestandsaufnahme Ihrer Amtszeit aus?
Ich habe den Sender ja mit aufgebaut, ich bin seit Anfang an dabei, und nach vier Wochen etwas über die „Amtszeit“ zu sagen, ist ein bisschen schwierig.

Es hätte ja sein können, dass Sie mit einem neuen Blickwinkel an den Sender herangehen.
Nein, das tue ich nicht. Natürlich ist mehr Verantwortung dazugekommen, aber grundsätzlich verändert sich die Perspektive nicht, weil ich in alle entscheidenden Prozesse und Strategiefindungen mit einbezogen war. Insofern versteht es sich von selbst, dass wir auch in Zukunft alles daran setzen werden, den Sender als attraktiven Kanal für eine jüngere Zielgruppe zu etablieren und ihn als Innovationsmotor und Experimentierplattform für das Hauptprogramm nutzen und entsprechende Projekte vorantreiben werden. Nächstes großes Programmvorhaben, das diese Zielrichtung unterstreichen wird, ist unser TVLab 2012.

Der Focus meldete kürzlich, dass Joko & Klaas künftig stärker im ZDF-Hauptprogramm eingespannt werden, unter anderem mit einer Sendung am Freitagabend. Was ist an diesen Berichten dran?
Nähere Informationen dazu kann Ihnen nur der Programmdirektor geben, ich kann nur für ZDFneo sprechen.

Fürchten Sie nicht, «neoParadise» an das ZDF zu verlieren?
Nein, das fürchte ich nicht.

Welche zukünftigen Pläne gibt es bei ZDFneo mit Joko & Klaas?
Wir sind erstmal froh und glücklich, dass «neoParadise» so gut funktioniert und freuen uns auf die Fortsetzung mit der nächsten Staffel. Wir werden sehen, was sich gegebenenfalls noch an anderen Dingen entwickeln lässt, aber da ist im Moment nichts spruchreif.

ZDFneo produziert einige außergewöhnliche, jugendorientierte Formate und bietet weniger stromlinienförmigen Talenten eine Plattform. Kritiker bemängeln allerdings, dass infolgedessen Sendungen wie «Herr Eppert sucht ...» auf einen Spartensender abgeschoben werden, obwohl sie ebenso im ZDF laufen könnten. Wie entgegnen Sie solchen Kritikpunkten?
Das ist ein uralter Vorwurf. Immer dann, wenn ein Sender wie ZDFneo hervorragende Programme hat, dann gibt es den Ruf „Warum gibt es die nicht im Hauptprogramm?“. Dabei sind solche Programme unter Umständen speziell für diesen Sender entwickelt worden, so ist es beispielsweise bei «Herr Eppert sucht ...». Es gibt immer Sendungen, die Sie sowohl im Hauptprogramm, als auch in einem Spartensender programmieren können. Aber es gibt natürlich auch Dinge, die das Spezifikum, das Profil eines Senders ausmachen sollen. Und deshalb werden sie auch für diesen Sender entwickelt. Viele unserer Formate, darunter u.a. ja auch «neoParadise» sollen die Zielgruppe von 29 bis 49 mit ihrem Lebensgefühl, ihren Fragen, Träumen und auch Antworten ansprechen. Und so wird das Programm zusammengestellt. Die Formate, die für ZDFneo entwickelt werden, versuchen in Inhalt, Dramaturgie und der Formsprache genau den Nerv der Zielgruppe zu treffen.

«neoParadise» hat im Internet mehr Fans, als die Einschaltquoten vermuten lassen. Welche Bedeutung wird bei ZDFneo den Quoten eingeräumt, und welchen Stellenwert haben im Gegenzug die Klickzahlen?
Beides hat für uns eine große Bedeutung. Natürlich sind die Fernsehquoten eine belastbare Messeinheit, die uns Aufschluss darüber gibt, welchen Markterfolg unser Sender hat. Aber anderseits ist es auch so, dass gerade die jungen Zielgruppe sehr internetaffin ist, zum Teil sind es regelrechte „Digital Natives“. Für die ist es selbstverständlich, parallel zum Fernsehen ihre Programme auch über das Internet abzurufen. Insofern ist das für uns ein ganz, ganz wichtiger Indikator, ob die Formate, die wir entwickelt haben, auch tatsächlich bei unserer Zielgruppe ankommen und von ihr geschaut werden.

«Herr Eppert sucht ...» läuft neuerdings zu einer späteren Sendezeit als gewohnt. Woher rührt dieser Sendeplatzwechsel?
Sie müssen sehen, dass ZDFneo eine Experimentierplattform ist, sowohl in der Entwicklung von Inhalten, als auch im Bezug auf sein Programmschema. Wir probieren immer wieder aus, was der beste Sendeplatz für das Programm ist, das wir entwickelten. Das bedingt zwangsläufig, dass man immer mal an einer Stellschraube dreht, um zu gucken, was sich dabei verändert. Genau das haben wir jetzt getan. Wir hatten ursprünglich im Programmablauf erst «Bambule», dann kam «Herr Eppert sucht ...» und dann «neoParadise». Das funktionierte ganz gut, aber wir hatten uns gefragt, ob es unter Umständen besser funktioniert, wenn wir die beiden „Showformate“ neoParadise und Stuckrad Late Night als Einheit programmieren und «Herr Eppert sucht ...» im Anschluss folgt. Das sind Dinge, die man nur ausprobieren kann, was ich auch sehr wichtig finde. Denn das Ziel bleibt ja, möglichst vielen Zuschauern durch eine optimale Programmierung den Zugang zu den Sendungen zu eröffnen.

Kann man schon ein erstes Fazit für diese Programmgestaltung ziehen?
Nein, so schnell geht das nicht. [lacht]

Der Sieger des ersten TV Lab, Teddy, startet seine Sendung. Wo sehen Sie bei «Teddy's Show» die Innovation, die Sie damals gesucht haben?
Zunächst einmal ist Teddy ein Protagonist, der durch das Internet sehr, sehr bekannt geworden ist, der auf der großen Fernsehbühne aber noch nicht stattgefunden hat. Das war sicherlich der Grund, weshalb er bei seinem ersten Fernsehauftritt im TV Lab solchen Anklang fand und zum Sieger gekürt wurde. Aus Sicht des Fernsehsenders ist darüber hinaus das besondere an ihm, dass er eine Ausnahmebegabung darstellt, ganz besonders in seiner Vielfältigkeit. Er ist nicht nur ein Comedian, sondern auch jemand, der sich in viele Rollen hineindenken kann, und ein ausgesprochen begabter Sänger und Tänzer. Er ist ein vielfach talentierter junger Künstler, und das ist etwas, dem wir gerne unter dem Stichwort „Entwicklungsplattform ZDFneo“ eine Bühne bieten möchten.

Wie weit sind die Vorbereitungen für das zweite TV Lab vorangeschritten, was können Sie uns schon verraten?
Ich kann verraten, dass das zweite TV Lab in bester Vorbereitung ist und es wie im vergangenen Jahr Ende August/Anfang September stattfinden wird.

Als ZDFneo an den Start ging, warb man noch offensiv mit der Ausstrahlung prestigeträchtiger US-Serien wie «30 Rock». Momentan prägen eher Eigenproduktionen das Bild des Senders. Welchen Stellenwert wird ZDFneo in Zukunft seinen US-Serien zukommen lassen?
Den gleichen wie bisher. Uns sind internationale Serien sehr, sehr wichtig, und wir sind beständig auf der Suche nach geeigneten Serien, die Sie auch weiterhin in unserem Programm finden werden. Es ist natürlich immer eine Frage des Angebotes und der Frage, was man am im Programm präsentieren kann. Aber wenn Sie zum Beispiel an «The Big C», «30 Rock», «Mad Men» oder «The Middle» denken, so befindet sich eine Vielzahl an US-Serien im Programm, auch in der Retro-Schiene gibt es einiges zu sehen. Es ist für uns nach wie vor ein ganz wichtiger Programmbereich.

Ist das Projekt mit Sitcoms am Vorabend mit dem Ende der Ausstrahlung von «The Middle» vorbei?

Nein. Bei «The Middle» mussten wir feststellen, dass es auf diesem Sendeplatz von Zuschauern offensichtlich nicht gefunden worden ist. Deshalb müssen wir jetzt überlegen, ob es einen anderen Sendeplatz gibt, wo die Serie auffälliger platziert werden kann. Und natürlich suchen wir in dem Segment weiter, ob wir etwas Geeignetes für ZDFneo finden, das ist gar keine Frage. Denkverbote gibt es bei uns nicht.

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