Schlüter sieht's

«Schlüter sieht's»: Sat.1 – Vorabend-Rezept gesucht

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Nach dem Ende von «Lenßen» stellt sich erneut die Frage: Wie macht Sat.1 seinen Vorabend erfolgreich?

Sat.1-Chef Joachim Kosack greift durch: Die Ermittlerserie «Lenßen», in diesem Jahr neu aufgelegt, verschwindet im Sommer schon nach wenigen Monaten wieder von den Bildschirmen; neue Folgen werden nicht bestellt. Das Ende von «Lenßen» ist in mehrerlei Hinsicht interessant: Zum einen, weil nun erneut danach gefragt werden muss, was am Sat.1-Vorabend funktionieren könnte. Zum anderen, weil der noch recht neue Chef des Senders nach dem «Lenßen»-Intermezzo erkannt haben dürfte, dass Crime-Dokus wie diese keine langfristige Lösung sind.

Daher sendet man nicht mehr allzu lange ab 19 Uhr Doppelfolgen von «K 11» – übrigens auch ein ehemals eingestelltes und dann wiederbelebtes Programm. Gemeinsam mit «Lenßen» hat «K 11» die schlechten Quoten, die beim werberelevanten Publikum nur äußerst selten im zweistelligen Bereich und oft weit darunter liegen. Eigentlich ein K.O.-Kriterium am lukrativen Vorabendsendeplatz – aber mangels Alternativen und Ideen hielt Sat.1 lange an den Crime-Dokus fest. Die Absetzung von «Lenßen» wird nun wohl das schleichende Ende dieses perspektivlosen Genres bedeuten, schließlich hat Kosack schon einen runderneuerten Vorabend ab Herbst angekündigt. Allein, welche Ideen helfen gegen die chronische Quotenschwäche?

Diese Entscheidung überlässt der Sat.1-Chef zunächst den Produktionsfirmen: Derzeit entwickeln sie verschiedene Formate in unterschiedlichsten Genres – und einige sollen mit wenigen Episoden am Vorabend sogar durchgetestet werden, um ihre Markttauglichkeit zu beweisen. In diesem Stil fand RTL 2009 für den Problem-Sendeplatz um 17 Uhr trotz einiger Flops schnell ein erfolgreiches Format: «Die Schulermittler».

Ähnliches erhofft sich nun Sat.1 und geht damit gekonnt der schwierigen Entscheidung aus dem Weg, welches Genre in Zukunft am Vorabend dominieren soll. Die plausibelste Wahl wäre unter Joachim Kosack sicher ein neues Serienprogramm – schließlich kommt der Sat.1-Chef aus dem Fiction-Bereich und verantwortete Erfolge wie «Die Wanderhure», «Danni Lowinski» und «Der letzte Bulle». Unter ihm wird die Sat.1-Primetime 2012 noch einige neue deutsche Serien sehen – ob es auch am Vorabend wieder dazu kommt, nachdem «Anna und die Liebe» eingestellt wurde, ist offen. Aber: Wer sollte wissen, wie ein tägliches Serien-/Soap-Programm auszusehen hat, wenn nicht Kosack?

Fakt ist, dass sich nach Jahren der Ideenlosigkeit etwas tut auf der Baustelle Sat.1-Vorabend. Dass diese zeitweise zu einer Art Spielwiese für Testsendungen verkommen wird, ist zwar das Eingeständnis, nicht richtig zu wissen, wohin die Richtung gehen soll. Aber es ist auch die Gewissheit, diesmal nicht ins offene Messer laufen zu müssen und sich für einen neuen Flop zu verantworten, von dem (zu) viele Episoden bestellt wurden. Sat.1 macht es also richtig: Schließlich ist die Frage nach einem erfolgreichen Vorabend-Rezept, angesichts des unerwarteten Quotenhits «Berlin – Tag & Nacht» und des bodenlosen Flops «Gottschalk Live», schwieriger denn je zu beantworten.

Jan Schlüters Branchenkommentar gibt es jeden Mittwoch nur auf Quotenmeter.de.

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