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Europa League sucht Fernsehsender

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In den wichtigsten Fußballmärkten tut sich die kleine Schwester der Champions League schwer. Nicht nur in Deutschland fehlen noch TV-Partner. Eine Übersicht.

In dieser Woche werden die letzten Vorrundenspiele der Uefa Europa League ausgetragen, am Freitagmittag werden den deutschen Vertretern aus Gelsenkirchen und Hannover dann ihre Gegner für die nächste Runde zugelost. Die Europa League, der kleine Schwester der Champions League, steht dabei aber selbst vor einigen Problemen. Vor zweieinhalb Jahren wurde der Wettbewerb eingeführt – die damit einhergehende Zentralvermarktung ab der Gruppenphase sollte den ehemals „Uefa Cup“ heißenden Wettbewerb aufhübschen. Das gelang aber nicht wirklich.

Die Zuschauerzahlen in Deutschland zeigen, dass sich die Europa League nur in wenigen Fällen wirklich für ganz große Sender empfiehlt. Aktuell haben Sat.1 und kabel eins den Vorteil, das mit Schalke die zweitbeliebteste Mannschaft der Republik dabei ist – das könnte aber kommendes Jahr (wenn bis zu vier deutsche Teams in der Champions League spielen) schon ganz anders aussehen. Wo die Europa League ab Sommer 2012 zu sehen sein wird, ist übrigens noch ungewiss. Im Bereich Pay-TV hat Sky seine Rechte zwar bis 2015 verlängert, einen Free-TV-Sender hat der Vermarkter TEAM aber noch nicht gefunden.

Zeitweilig hieß es, es würde vielleicht in Deutschland gar keinen geben. Diesem hat die Uefa auf Quotenmeter.de-Anfrage aber widersprochen. Weder ARD und ZDF, noch RTL dürften aber dafür in Frage kommen. Ob sich Sat.1 mit der Europa League nach dem Verlust der Champions League zufrieden gibt, ist fraglich. Und alle anderen Sender, etwa der Sportkanal Sport1, dürften nicht das nötige Geld aufbringen um die Rechte zu erstehen. Doch die Europa League ist bei Weitem nicht nur in Deutschland ein Ladenhüter. In allen großen Fußballnationen hat die Uefa Schwierigkeiten die TV-Rechte los zu werden. Sowohl in Spanien, als auch in Frankreich fehlen die TV-Rechte noch komplett.

Nur in Italien gibt es mit Mediaset bereits einen Partner für die Europa League. Das Unternehmen darf alle Spiele zeigen und will dies dem eigenen Bekunden nach auf den Sendern Italia 1, Retequattro und Mediaset Premium tun. In Holland, dem Land des Vize-Weltmeisters, ist ebenfalls ein TV-Deal vorhanden. Hier darf Eredivisie Live mindestens zwei Spiele pro Anstoßzeit zeigen, RTL eines, hat dafür aber erste Wahl.

Zu erkennen ist, dass sich die Europa League in den Ländern mit Ligen nicht allzu gehobener Klasse leichter tut. Beispielsweise auch in Griechenland, wo sich der Bezahlsender Nova die Rechte an der Europa League bis 2015 gesichert hat. Die TV4/Canal+ Gruppe hat die Rechte an der Europa League für die Länder Dänemark, Norwegen und Schweden erworben und in Russland – kein unwichtiger Fußballmarkt – dürfen bis zu sechs Partien unter anderem von ntv gezeigt werden.

Spannend ist vor allem ein Blick nach England. Dort hatte eigentlich der inzwischen nicht mehr existierende Sender Sentanta die Europa League-Rechte gehalten. Nach der Einstellung des Sendebetriebs vergab die Uefa die Rechte neu an ITV und den Bezahlsender ESPN. Das wichtigste Paket hatte Channel 5. ITV überträgt aktuell je ein Spiel zu früher und eins zu später Anstoßzeit, für ESPN gilt das Gleiche. Zwischen den Zeilen war jedoch immer wieder zu hören, dass die Sender nicht wirklich glücklich waren. Dennoch wurden beide Verträge Mitte Oktober bis 2015 verlängert, ITV und ESPN bleiben also Partner der Europa League. Channel 5 hat den Vertrag nicht mehr verlängert.

Im Frühjahr könnten dann auch auf der Insel die Quoten steigen: Weil sowohl Manchester City als auch Man United ab 2012 in der Europa League spielen müssen, dürfte der Wettbewerb auf der Insel neue Aufmerksamkeit bekommen – und diese wird sich ziemlich sicher auch in steigenden Zuschauerzahlen niederschlagen. Unklar bleibt unterdessen weiterhin, wann es in Deutschland zu einer Entscheidung kommt. Dass dies noch in diesem Jahr der Fall sein wird, ist unwahrscheinlich und auch die ersten Wochen 2012 sind kein guter Termin, läuft dann doch die Ausschreibung der Bundesliga-Rechte auf Hochtouren.

Eine interessante Bewegung in Sachen internationaler Spitzenfußball gibt es übrigens in Frankreich: Dort wird ab kommender Saison die Champions League nahezu komplett im Bezahlfernsehen verschwinden. Canal Plus hat sich die 13 besten Spiele (die normalerweise im Free-TV laufen) geschnappt, die anderen Pay-TV-Rechte gingen wie bekannt an al-Jazeera Sport. Im Free-TV bleibt somit nur das wöchentliche Champions League Magazin und das Finale.

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