Die Kritiker

«Lutter: Mordshunger»

von
Story
Alles bereit für die Feier im "Goldenen Löwen" in Essen: Das Restaurant hat seinen ersten Stern bekommen. Nur Besitzer Peter Siegener ist noch immer nicht aufgetaucht. Da steht er plötzlich in der Tür, mit zerrissener Kleidung und einer Platzwunde am Kopf. Ruft nur "Raus!" - und wirft die ganze Gesellschaft samt seiner Ehefrau Sophia und der Chefköchin, seiner Tochter Christina, aus dem Lokal.

Am nächsten Morgen ist Peter Siegener tot, erschossen im "Goldenen Löwen". Die Spuren am Tatort geben nicht viel her. Dafür, finden KHK Lutter und sein Partner Engels bald heraus, mangelt es im Umfeld des Toten nicht an Menschen mit einem handfesten Motiv, den eigenwilligen Patriarchen zu ermorden. Sein Bruder Klaus zum Beispiel, der im Gesicht deutliche Spuren einer sehr handgreiflichen Auseinandersetzung trägt. Klaus schweigt über den Streit mit Peter, aber Lutter kommt einem Jahre zurückliegenden folgenschweren Geschäft zwischen den Brüdern auf die Spur, das Peter das alleinige Eigentum an der Familien-Imbissbude in der Fußgängerzone verschafft hat. Für Peter eine wahre Goldgrube und der Grundstock seines Vermögens, Klaus steht seitdem als Angestellter hinter der Theke.

Undurchsichtig ist auch die Beziehung zwischen Würstchenlieferant Ludwig Demski und Peters Ehefrau Sophia. Demski behauptet, Peters bester Freund gewesen zu sein, im Safe des Toten finden die Polizisten aber einen abgelaufenen Wechsel auf Ludwigs Namen. Demski hatte Schulden in sechsstelliger Höhe bei Peter und, wie Lutter annimmt, ein Verhältnis mit Sophia, die unter den Launen ihres Mannes in letzter Zeit noch mehr gelitten haben muss, als unter seinen häufigen Affären mit anderen Frauen. Dass Sophia großen Druck auf ihre Tochter Christina ausübt, spürt Lutter sofort. Hinter das Geheimnis, das die verunsicherte Chefin mit ihrem Freund und Sous-Chef Marcello teilt, kommt er aber erst, nachdem Marcello plötzlich im Verdacht steht, Christina betrogen zu haben.

Ein glückliches Paar scheinen nur Peters Sohn Felix und seine Freundin Natascha zu sein. Allerdings verhält sich ausgerechnet Felix erstaunlich unkooperativ. Von seinem Vater als Sohn aus erster Ehe vernachlässigt, ist er als Ziehsohn seines Onkels Klaus aufgewachsen. Aber wo immer Lutter und Engels nachfragen, stoßen sie in diesem Fall auf eine Wand des Schweigens. Erst die Entdeckung einer verlassenen Penthouse-Wohnung auf Peters Namen bringt die beiden Polizisten auf die entscheidende Spur - und weitere dramatische Ereignisse ins Rollen...

Darsteller
Joachim Król («Mein Leben - Marcel Reich-Ranicki») ist Alex Lutter
Matthias Koeberlin («Der Vulkan») ist Michael Engels
Uwe Kockisch («Donna Leon») ist Klaus Siegener
Ulrike Krumbiegel («Bloch») ist Sophia Siegener
Jasmin Schwiers («Mord ist mein Geschäft, Liebling») ist Christina Siegener
Denis Moschitto («Unter Wasser») ist Marcello Dubini
Cosma Shiva Hagen («Der Bibelcode») ist Natascha Dahlmann
Johannes Allmayer («Erntedank. Ein Allgäukrimi») ist Felix Siegener
Karl Markovics («Deutschland 09 - 13 kurze Filme zur Lage der Nation») ist Waller
Joachim Dietmar Mues («Ladylike - Jetzt oder nie») ist Ludwig Demski
Collien Fernandes («Dr. Molly & Karl») ist Jenny
Jochen Nickel («Ein Dorf sieht Mord») ist Sunny
Timo Dierkes («Romeo und Jutta») ist Höcki
Paul Faßnacht («Ladylike - Jetzt oder nie») ist Peter Siegener
Daniel Wiemer («Ladykracher») ist Sven

Kritik
Mehr als ein Jahr mussten die Fans der Reihe «Lutter» seit dem vierten und bis dato letzten Fall auf eine neue Geschichte des Essener Hauptkommissars Alex Lutter warten. Doch gelohnt hat sich die Warterei allemal. Wie beim letzten Fall «Toter Bruder» zeichnet sich auch dieses Mal Torsten Wacker für die Regie verantwortlich. Neben ihm ist auch noch Autorin Susanne Boeing mit an Bord, die ebenfalls schon einmal eine Episode der Reihe niedergeschrieben hat. Ihr zur Seite gesellen sich dann noch die Co-Autoren Margot Faust und Tom Bewac – mit drei Autoren dürfte also genügend Stoff für 90 Minuten Film vorhanden sein.

Und dem ist dann auch so. Zum Teil wirkt die Geschichte aus Mord, Betrug, Erpressung, Sterneköche und Imbissverkäufer auch etwas überfrachtet. Gerade als es nach mehr als einer Stunde auf das große Finale in der Schlachterei hinausläuft. Da geht es mit den Autoren schon etwas durch. Bis dato war es zumindest ein sehr unterhaltsamer und abwechslungsreicher Krimi, der vor allem mit seiner Liebe zur Essener Lokalkolorit überzeugt. Aber das war bei der «Lutter»-Reihe ja eh schon immer ein Pluspunkt. Gerade dann, wenn Lutter mit seinen Kumpel Sunny und Höcki in dessen Kneipe sitzen und ihren trockenen Humor verbreiten. Zudem werden in «Mordshunger» auch immer wieder kleine Nebenhandlungen eingearbeitet, die den Zuschauer aufs höchste unterhalten. An dieser Stelle sei nur mal auf die nette Geste von Lutters Mutter verwiesen, ihm ihren alten Audi zu vermachen. In der Folge kommt es dann zu so manch lustiger Verwicklung.

Schauspielerisch kann man der gesamten Cast nur höchsten Respekt zollen. Von der Stammbesetzung bis hin zu den Gaststars (u.a. Matthias Koeberlin, Uwe Kockisch, Jasmin Schwiers und Cosma Shiva Hagen) harmonisieren alle sehr gut miteinander und lassen uns als Zuschauer gespannt an der Geschichte teilhaben. Auf diese Weise können dann auch die oben schon erwähnten Löcher bzw. Übertreibungen in der Geschichte locker verkraftet werden. Und auch zwischen Lutter und seinem Kollegen Engels läuft es scheinbar von Film zu Film auch immer besser. Hoffen wir mal, das sie sich nicht zu gut verstehen werden, denn ohne die Neckereien zwischen ihnen wäre die Reihe dann aber auch nicht mehr das, was sie ausmacht.

Am Ende bleibt auf jeden Fall ein unterhaltsamer Ruhrpottkrimi, der mit Humor und gut aufgelegten Darstellern zu überzeugen weiß und Lust auf mehr macht. Vielleicht schaffte es das ZDF ja zukünftig, mehr Filme der Reihe zu zeigen. Auf das die Fans von «Lutter» nicht noch einmal über ein Jahr warten müssen.

Das ZDF zeigt «Lutter - Mordshunger» am Samstag, den 17. Oktober 2009, um 20.15 Uhr.

Kurz-URL: qmde.de/37846
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