Hingeschaut

Witze für’s Feuilleton: Harald Schmidt ist zurück

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Ohne Pocher, aber mit mehr Esprit: Endlich ist Harald Schmidt wieder da. Seine Rückkehr fiel überraschend unterhaltsam aus.

Da ist er also wieder, angekündigt als „weißer Afghane“: Harald Schmidt feierte am Donnerstag seine Rückkehr – mit Bart. Gleich zu Beginn begrüßte er das Publikum zu einer „weiteren Ausgabe meiner täglichen Late-Night-Show“. Und man durfte durchaus gespannt, was sich der Meister der spätabendlichen Unterhaltung während seiner etwas lang geratenen Pause hat einfallen lassen.

Nun, ganz ohne Pocher, sollten endlich jene Themen wieder auf die Agenda rücken, die Schmidt auch wirklich interessieren. Anders gesagt: Witze über Paris Hilton und Konsorten dürften künftig weitgehend flach fallen. Dafür mehr Kunst, Kultur und Politik – Themen also, die mit Pocher an der Seite in den vergangenen beiden Jahren nur bedingt angerissen werden konnten. Dennoch: Von wahrem Tiefgang war zunächst bei Schmidts Rückkehr im Studio 449 wenig zu spüren.

Einmal habe es richtig gefunkt, scherzte Schmidt – als Müntefering in Stuttgart notgelandet sei. Selbst Michael Jackson erhielt knapp drei Monate nach seinem Tod noch Beachtung: Hätte er das Duell gesehen, hätte er sich das Propofol sparen können. Keine Frage: Damit hatte Schmidt die Lacher auf seiner Seite – erst recht, als er anschließend Ausschnitte aus dem TV-Dreikampf zwischen Westerwelle, Trittin und Gysi zeigte, die gegenseitig wie wild mit Zahlen um sich warfen.



Ohnehin waren es die Einspieler, die in Schmidts erster Solo-Show seit zwei Jahren positiv auffielen: Ein Wahlspot für die Große Koalition fiel darunter – und auch Schmidts Rolle als nuschelnder Lothar Scholl-Latour mit bissigen Kommentaren Richtung ARD fielen positiv auf. Doch letztlich war es auch Jung-Comedian Jan Böhmermann, der zu überzeugen wusste, weil er die Nachrichten von ProSieben und Sat.1 als fiktiver Schweinegrippen-Patient namens Rüdiger Alt narrte. Eine wirklich gelungene Aktion, die auf erschreckende Art und Weise zeigte, wie oberflächlich Journalismus heutzutage zu funktionieren scheint.

Was dann folgte, war für Schmidt-Fans dann allerdings wahrscheinlich doch gewöhnungsbedürftig: Im Schnelldurchlauf wurden gemeinsam mit Katrin Bauerfeind Kinofilme vorgestellt – ohne dass das so recht ins Konzept gepasst hätte. Und auch wenn so mancher Teil etwas zu gewollt feuilletonistisch wirkte: Letztlich erwies sich Schmidts Rückkehr als durchaus unterhaltsam, selbst der von Schmidt oft eher ungeliebte Talk war sehenswert, was natürlich nicht zuletzt daran lag, dass endlich mal niemand für eine neue CD oder ein neues Buch warb, sondern Unternehmer Wolfgang Grupp über Emanzipation („Ich habe immer gesagt: Egal wie alt ich bin – meine Frau muss immer Anfang 20 sein“) und sein angebliches Mausoleum sprach.

So kann es also gerne weitergehen: Anspruchsvoller als in der Vergangenheit mit Pocher in jedem Fall und sicherlich auch inspirierter als Harald Schmidts Solo-Shows der Vor-Pocher-Ära. Keine Frage: An alte Sat.1-Zeiten kommt die neue Schmidt-Sendung im Ersten ganz sicher nicht heran. Doch wer es schafft, die schönen Late-Night-Zeiten endlich hinter sich zu lassen, dürfte an dem neuen Format durchaus Gefallen finden. Der Bart könnte dabei helfen.

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