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Wenn der Ton zu hart wird: Maulkorb bei Plasberg

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Das Thema Jugendkriminalität erhitzt derzeit die Gemüter – ganz offensichtlich so sehr, dass ein Berliner Oberstaatsanwalt nun Talkshow-Verbot erteilt bekommt.

Wenn Frank Plasberg am Mittwochabend in seiner Talkshow über das derzeit viel diskutierte Wahlkampfthema Jugendkriminalität sprechen wird, begrüßt er mit Bundesjustizministerin Brigitte Zypries und dem hessischen Ministerpräsidenten Roland Koch zwei prominente in seiner Runde.

Dennoch muss «Hart aber fair» ohne einen weiteren interessanten Gast auskommen: Der umstrittene Berliner Oberstaatsanwalt Roman Reusch darf nämlich nicht in der ARD-Talkshow auftreten, nachdem er zuletzt immer wieder schärferen Maßnahmen gegen ausländische Intensivtäter gefordert hatte. Reusch, der zuletzt gar von einer türkischen Zeitung als "Rassist" beschimpft wurde, wurde jedoch nicht etwa von Plasbergs Redaktion wieder ausgeladen.

Viel mehr handelt es sich hierbei um eine Art "Maulkorb", welcher dem Oberstaatsanwalt auferlegt bekam. Stattdessen wollte sein Vorgesetzter, der Leitende Oberstaatsanwalt Andreas Behm, in der Runde sitzen. "Der Leitende Oberstaatsanwalt Behm hat die Absage für den Oberstaatsanwalt Reusch dezidiert damit begründet, dass dieser nicht seine Meinung vertritt", erklärte «Hart aber fair»-Produzent Jürgen Schulte gegenüber der "Frankfurter Allgemeinen Zeitung". Schon einmal habe die Redaktion bei Reusch angefragt, doch schon damals durfte er nicht in die Sendung kommen.




Jüngster Auslöser für den ganz offensichtlichen "Maulkorb" war ein Streitgespräch im "Spiegel", das im vergangenen Sommer veröffentlich wurde. Darin machte er - unter Verweis auf seine eigene Meinung - deutlich, dass "sobald sich ein Knabe in die falsche Richtung entwickelt, er eine Konsequenz verspüren muss, die ihm wehtut, und Knast tut weh". Untersuchungshaft als Erziehungsmittel bezeichnete Reusch damals als "pure Verzweiflung und weit verbreitete Praxis in Deutschland." Gerne hört man solche Worte offenbar nicht - vor allem nicht, wenn sie von einem Oberstaatsanwalt kommen. Die Berliner Justizsenatorin hat nach dem Streitgespräch sogar ein Disziplinarverfahren gegen Reusch eingeleitet.

Weil er nun also nicht kommen darf und sich die Redaktion von «Hart aber fair» ihre Gäste nicht vorschreiben lassen will, hat man dem Leitenden Oberstaatsanwalt Behm abgesagt.

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