Wenn der Kapitän von Bord geht

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Premiere-Chef Georg Kofler wirft das Handtuch. Aus privaten Gründen wie es von Senderseite heißt. Manuel Weis über die Personalie der Woche.

Wenn der Kapitän das Schiff verlässt, dann kann dies mehrere Gründe haben. Angst könnte einer sein – bei einem Schiffsuntergang beispielsweise. Obwohl der Kapitän gerade dann als letzter von Bord gehen soll, wäre es so manchem nicht zu verdenken, wenn man doch frühzeitig den Absprung sucht. Und so ist es logisch, dass derzeit über den Gesundheitszustand von Premiere spekuliert. Keine Frage, das Geld, das der Sender nun für die Fußball Bundesliga ausgibt, reißt ein Loch in die ohnehin nie sonderlich gut gefüllten Taschen.

Jetzt aber einen Untergang des Pay-TV-Anbieters zu prophezeien wäre deutlich übertrieben. Dennoch ist Vorsicht geboten in Unterföhring: Neue Pay-TV-Anbieter könnten – wie schon arena – versuchen, dem Unternehmen Paroli zu bieten. Die Aufgabe des neuen Chefs muss es deswegen sein, nicht nur bestehende Kooperationen zu pflegen, sondern auch neue einzugehen. Gerade mit der ProSiebenSat.1-Gruppe, die – so hört man – auf dem Pay-TV-Markt noch weiter aktiv werden will, wäre ein entsprechender Deal äußerst förderlich. Denn eines steht fest: Pay-TV hat in Deutschland ohnehin nur einen geringen Stellenwert, Platz für zwei, drei oder gar vier Anbieter besteht nicht.

Warum könnte man noch das Ruder aus der Hand geben? Weil man zum Beispiel schon lange genug auf See unterwegs war. 19 Jahre waren es bei Käpt’n Kofler. Sämtliche Weltmeere hat er durchschifft, mitunter raue Stürme überstanden. Da wäre es nur allzu verständlich, wenn die Lust auf das ewig gleiche Geschäft nachlässt. Und das ist auch die offizielle Erklärung des Senders. Auch wenn dies bei Kofler nicht wirklich vorstellbar ist – man erinnere sich an die kürzlich leidenschaftlich geführte Diskussion um die „heilige Kuh“ «Sportschau». Vielleicht muss der Chef das Segel auch deswegen streichen, weil die Crew meutert? Kofler wäre nicht der erste, der zum Spielball der Investoren geworden ist und letztlich doch abgesägt wird. Keiner weiß, warum der 50-Jährige nun in Richtung neuer Ufer und Herausforderungen aufbrechen wird. Vielleicht sind Koflers Begründungen nicht nur PR-Gewäsch, sondern die reine Wahrheit.

Keiner weiß, in welche Richtung das Schiff Premiere steuern wird. Mit Kofler hat es aber in jedem Fall einen ausgefuchsten Lenker verloren. Und nicht nur der Sender wird den Südtiroler früher oder später vermissen: Auch die Medienjournalisten haben künftig einen weniger, mit dem sie leidenschaftlich diskutieren konnten. Nach Dr. Roger Schawinski verlässt nun einer der letzten echten Fernsehmacher Deutschlands das Parkett. Fast schon unglaublich…

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