Interview

Daniel Zillmann: ‚Die Diskurse sind viel offener geworden‘

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In «Ich dich auch!» spielt Zillmann eine Nebenrolle und jetzt ist er auch im «Tatort» zu sehen. Mit Quotenmeter sprach der Schauspieler auch über sein Podcast-Projekt.

Hallo Herr Zillmann! Mit der Comedy-Serie «Ich dich auch!» haben Sie wohl die Rolle der letzten Jahre erhalten. Freut Sie der Erfolg?
Ja, der Erfolg macht mich sehr glücklich. Wer hätte das gedacht? Die Serie ist vor allem dadurch so besonders, weil sie auf engstem Raum spielt, und in Echtzeit. Die Zuschauer sind ganz nah an den Personen dran, wenn ihnen absurde, komische oder dramatische Dinge passieren. Ich finde auch, dass es einen großen Sprung zwischen der ersten und zweiten Staffel gab, weil die Figurenentwicklung sehr organisch vorangeschritten ist. Man ist bei allen Veränderungen live dabei und kann somit Empathie für alle Rollen aufbringen. Außerdem will man auch, dass die Dinge ständig schief gehen, weil die Serie davon lebt, Missverständnisse zwischen den einzelnen Figuren auf die Spitze zu treiben.

Zwei Staffeln sind inzwischen abgedreht. Gibt es in einer dritten Runde ein Happy End mit Tüffi und Jackie?
Wir sind gerade am Beginn der dritten Staffel. Leider darf ich noch nicht so viel verraten, logisch. (lacht) Aber so viel kann ich hier schon mal sagen - die Autor*innen haben Nagmeh Alaei, die die Jackie spielt, und mir, eine sehr schöne, reiche Storyline geschrieben, die uns viel Raum zum Spiel gibt. Wir freuen uns auf die kommenden Drehwochen, weil einiges passieren wird…

Die Produktionsfirma Tower, die die ersten zwei Staffeln drehte, hat im Studio ein eigenes, großes Set gebaut. Hat Sie dies gefreut, dass für eine ZDFneo-Produktion ein solcher Aufwand betrieben wurde?
Ich liebe es, die Studiokulisse zu betreten. Das hat old-Hollywood-Charme in so ein großes Studio zu kommen, um dort in eine andere Welt einzutauchen. Dort herrscht schon eine besondere Magie. Außerdem wurde von der Ausstattung ganze Arbeit geleistet, die gesamte Spiel-Wohnung ist mit so vielen schönen Details gespickt, die man immer wieder auf dem Bildschirm entdecken kann.

Seit 18. Januar haben Sie Ihren Podcast «My Fabulous Life». Worauf können die Zuhörer sich freuen?
Über Gespräche, die sich, vor allem, auf die schönen und inspirierenden Momente im Leben meiner Gäste und mir drehen. Ein Podcast über wirklich positive, ermunternde und empowernde Beispiele, bei dem natürlich auch tragische Geschichten nicht zu kurz kommen. Ich würde gerne etwas Leichtigkeit in den Alltag meiner Zuhörenden bringen. Vielleicht nehmen sie am Ende etwas mit. Vielleicht inspiriert sie die eine oder andere Geschichte.

radioeins-Moderatorin Bettina Rust, Schauspielerin Thelma Buabeng und Unternehmerin Isabell Hummel sind unter anderem zu Gast. Warum fiel die Wahl auf diese Gäste?
Das sind alles Gäste, bei denen ich das Gefühl hatte, ihre Lebensgeschichte birgt genügend fabelhafte Lebensmomente, um von ihnen zu erzählen. Mit Thelma Buabeng bin ich seit Jahren befreundet, und ich kann sagen, bei einigen ihrer wegweisenden, tollen Ereignisse im Leben war ich sogar live dabei. Ich wusste, dass sie genügend Geschichten für mich parat hat. Und bei Bettina Rust war es etwas herausfordernd, weil sie mir im Vorfeld erzählte, dass sie sich so schlecht an einzelne Momente in ihrem Leben, ob positiv oder negativ, erinnern könne. Da war es eher spannend, herauszufinden, ob wir nicht doch etwas finden können. Einige Gespräche drifteten dann ab, wir haben am Ende manchmal über ganz andere Dinge geredet, die dann aber doch sehr erfüllend waren.

In der ersten Folge sprechen Sie mit Jannik Schümann über ihr Outing. War die Aktion im Rahmen des SZ Magazins die richtige Entscheidung?
Definitiv. Es hat sich auch viel dadurch getan. Wir haben die Filmbranche etwas mehr darauf hingewiesen, dass sie nicht so gehemmt sein müssen, wenn es um Besetzungen geht oder um die Darstellung queerer Personen. Und dass es Ungerechtigkeiten gibt, die nicht mehr zeitgemäß sind. Nicht das sie jemals gerechtfertigt waren. Das ist ein Lernprozess für alle und wir befinden uns noch mittendrin, aber ich bin schon viel optimistischer. Die Diskurse sind viel offener geworden. Jetzt muss man gucken, dass die Forderungen auch weiterhin umgesetzt werden und man in eine gemeinsame Zukunft in der Branche schaut.

Schon am 28. Januar beehren Sie uns im «Tatort». Welche Rolle übernehmen Sie bei „Der Fluch des Geldes“?
Ich spiele Dino Callas, einen Spielsüchtigen, der sich in einer kleinen Gruppe von Gleichgesinnten befindet, die auf den ersten Blick nicht zusammenpassen. Der Kommissar Leo Hölzer, gespielt von Vladimir Burlakov, schließt sich uns an, taucht undercover in unsere Gruppe ein, um einen Todesfall aufzuklären. Dabei lernt er diese unterschiedlichen Charaktere kenne, die auf eine eigene, gruppendynamische Katastrophe zusteuern. Mich hat Dino gereizt, weil er eine positive Souveränität ausstrahlt und gleichzeitig wie die anderen Figuren, seine Geheimnisse hat. Er ist ein wichtiges Bindeglied in dieser Gruppe.

In der neuen Das Erste-Serie «Die Notärztin» haben Sie ebenfalls eine Episodenrolle übernommen. Was kommt da auf uns zu?
Ich spiele Jörg Straché, der hochgradig hypochondrisch ist und im ständigen Kontakt mit Notärzten, weil er glaubt, sterben zu müssen. Es hat etwas sehr rührendes und ist, für mich als Schauspieler, unglaublich spannend und herausfordernd, weil man den richtigen Ton finden muss, um die Figur nicht zu überzeichnen. Mich reizen immer Rollen, die mir neue Dinge abverlangen und mich aus meiner spielerischen Comfort Zone herausholen.

Sie sind auch Synchronsprecher für zahlreiche Serien. Gibt es Vorlieben? Anime-Serien wie «Jujutsu Kaisen», Marvel-Projekte («What If») oder Life-Action-Serien wie «Hawaii Five-0»?
Ich liebe die Abwechslung, muss aber gestehen, dass das Synchronisieren von Animationsprojekten seinen ganz besonderen Reiz hat. Man ist viel freier im Gestalten. Ich spreche gerade Orochi, einen richtig fiesen Herrscher im Anime-Dauerbrenner «One Piece». Diese Rolle ist so gut geschrieben: grausam und tragisch zugleich. Die Aufnahmen sind jedes Mal stimmlich und nervlich herausfordernd, hinterher bin ich immer positiv erschöpft.

Die Superhelden-Filme von Marvel sind 2023 an den Kinokassen verhältnismäßig gefloppt. Woran könnte das liegen?
Ich glaube, dass liegt am Überfluss. Die Filme sind mit Effekten vollgepackt und überladen. Es bleibt kaum Raum für die Figuren und Geschichten. Es wird Zeit, dass die Studios umdenken. Vermeintlich „kleinere“ Geschichten sind wieder gefragt oder popkulturell interessanter. Die Leute wollen Inhalte! Die Marvel Filme sind Fastfood, ich schaue sie schon längst nicht mehr. Neulich habe ich «The Flash» gesehen und muss sagen, ich kann mich an fast nichts erinnern. Jedoch erinnere ich mich an viele Szenen aus «Barbie» oder «Saltburn», der vielleicht nicht im Kino lief, aber über den geredet wird.

Vielen Dank für Ihre Zeit!

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