Interview

Tanya Momella Mallory: ‘Unsere Autor:innen sind sehr aufmerksam’

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Wie es ihrem Team gelingt, jedes Jahr so viele Geschichten zu verfilmen, erklärte die Producerin der UFA Fiction «SOKO Leipzig».

Hallo Frau Mallory, im vergangenen Winter haben zeitweise über fünf Millionen Menschen «SOKO Leipzig» im linearen Fernsehen gesehen. Warum ist Ihre Krimi-Reihe ein solch großer Hit?
Danke. In unsere Folgen legen wir gemeinsam mit dem ZDF-Redaktionsteam alles rein, was wir selbst gern sehen. Spannungsbögen auf Vollgas, vielschichtige Figuren und wir erzählen unsere Fälle nicht nach einer festen Norm. Außerdem liegen uns die Kommissar:innen sehr am Herzen. Sie ermitteln, aber sie haben auch ein Privatleben. Das alles zusammen macht die «SOKO Leipzig» aus.

Die Zuschauerzahlen der 14- bis 49-Jährigen sind zuletzt spürbar gefallen. Werden Ihre Zuschauer einfach nur älter oder wechseln diese in die ZDF Mediathek?
Es ist in der Tat so, dass nicht nur die jungen, sondern auch die älteren Zuschauer:innen in die Mediathek wechseln und die Folgen unabhängig von der linearen Ausstrahlung schauen. Generell ist es so, dass das lineare Fernsehen massiv an Nutzung verliert und ein Teil davon im Streaming aufgefangen wird. Dies gilt prinzipiell auch für die älteren Zuschauer:innen, aber bei den jungen umso mehr. Die Abwanderung des jüngeren Publikums aus dem linearen TV ist allgemein und bezieht sich nicht nur auf die «SOKO Leipzig». Im ersten Halbjahr 2023 haben die 14-49jährigen um 15 Prozent weniger TV geschaut als im ersten Halbjahr 2022. Gegenüber 2020 beträgt der Rückgang sogar 37 Prozent. Ein Teil dieses Publikums wandert zu den Streamern, aber auch ein nicht unbeträchtlicher Teil zu den Mediatheken vor allem der öffentlich-rechtlichen Sender, und bei der «SOKO Leipzig» schauen bereits mehr als 25 Prozent der 14-49jährigen Nutzer:innen zeitversetzt über die Mediathek, während es insgesamt – bezogen auf Zuschauer:innen Gesamt – nur 7 Prozent sind. Wir freuen uns natürlich über die Fanbase auf allen Kanälen.

Sie starten die Staffel mit der Folge „Joela“, bei der die titelgebende Figur nach einer Partynacht verstorben im Straßengraben liegt. Das Opfer ist eine junge Frau und auch die Folgen zwei und drei drehen sich um junge Menschen. Wollen sie damit auch wieder die jüngere Zielgruppe abholen, oder war dies Zufall?
Mit „Joela“ starten wir mit einer besonders spannenden Krimifolge, die dem Auftakt der neuen Staffel gerecht wird. In dieser Folge wird am Morgen nach einer Partynacht ein junges Mädchen tot aufgefunden. Alles sieht sofort nach einer Triebtat aus und auch die Freundin des Opfers ist verschwunden. Die trauernden Eltern des Opfers führen die Komissar:innen zum Täter. Wir wählen die Sendereihenfolge nicht nach den Opfern aus, sondern die Geschichten und die horizontalen Erzählstränge der Kommissar:innen sind ausschlaggebend dafür. Die Mordfälle brauchen diese Figuren und wir hoffen, wir erzählen das Drama der Figuren letztlich für alle Zuschauer:innen fühlbar.


Wie finden Ihre Autor:innen neue Ideen für einen Kriminalfall? Sammeln Sie Zeitungsrecherchen oder sind die Kollegen besonders kreativ?
Unsere Autor:innen sind sehr aufmerksam und sensibel. Ihre Kreativität schätzen wir sehr. Inspiration lauert überall, wo es um menschliche Gefühle und einen Grund zum Morden geht. Und dann muss ja auch der Mordfall plausibel erzählt und spannend ermittelt werden. Ich vage mal zu behaupten, dass Drehbuchautor:innen von außen betrachtet wohl einen hochgradig dubiosen Google-Verlauf haben.

Die amerikanischen Autoren-Kollegen befürchten, dass eine künstliche Intelligenz künftig die Kreativarbeit übernimmt und ihnen nur noch das Herunterschreiben einer Handlung bleibt. Wie sehen Sie diese Zukunft?
Ich glaube das Thema KI ist größer als wir hier besprechen können. Haben Sie die KI mal gefragt, was sie dazu sagt? Vermutlich ist deren Antwort gar nicht so schlecht.

In der KI-Debatte fehlt mir ein Aspekt: Microsoft steht hinter OpenAI, das schon Krimi-Dialoge verfassen kann. Aber der US-Konzern wird doch sicherlich einen Anteil am Umsatz haben wollen? Haben Sie sich darüber schon Gedanken gemacht?
Nein. Unsere Autor:innen schreiben nach wie vor ihre Dialoge selbst.

Wir bekommen es in der neuen Staffel mit dem Boxer-Milieu, einer Poledance-Welt, einer Elfen-Community und Völkerschlacht-Nachstellern zu tun. Was haben diese Geschichte mit Leipzig zu tun?
Leipzig bietet uns die Welt, die wir brauchen, um unsere Geschichte zu erzählen. Die Menschen, die in diesen Geschichten zum Teil an die Grenze des Ertragbaren kommen, haben einen geliebten Menschen verloren oder müssen Rede und Antwort stehen.
Ob Boxer, Poledancerin, Elfe oder Soldat, alle die in irgendeiner Weise mit Ina, Jan, Kim und Moritz über den Tod eines Menschen reden müssen, leben und sterben in Leipzig.

23 neue Folgen in der 24. Staffel. Wie schafft man ein solches Pensum abzudrehen?
Das ist tatsächlich ein enormes Pensum, was wir an ca. 183 Tagen im Jahr drehen. Damit das klappt muss man ein eingespieltes Team aus Cast und Crew sein, so wie wir in Leipzig, aber natürlich gehört dazu auch viel Liebe und Leidenschaft für das Projekt.

Vielen Dank für Ihre Zeit!

Die neuen Folgen von «SOKO Leipzig» sind ab Freitag, den 1. September, um 21.15 Uhr im ZDF zu sehen.

Mehr zum Thema... SOKO Leipzig TV-Sender ZDF
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