Serientäter

«1923» Kritik – Überzeugt das nächste «Yellowstone» Spin-Off?

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Mit den schauspielerischen Schwergewichten Harrison Ford und Helen Mirren leitet Taylor Sheridan die nächste Geschichte um die Vorherrschaft über die Dutton-Ranch ein.

Wer dachte, die Prohibition, die große Depression oder eine Trockenheit böten genug Stoff für eine weitere Generation der Dutton-Familie, den lädt Taylor Sheridan zum großen Afrika-Exkurs ein. Ein nicht unbeträchtlicher Teil, des Yellowstone-Prequels spielt weit entfernt vom gewohnten Standort der Yellowstone-Ranch in Montana und damit auch von den designierten Protagonisten Harrison Ford und Helen Mirren. Zentraler Dreh- und Angelpunkt der neuen Serie ist Spencer Dutton, der Neffe des aktuell von Ford verkörperten Patriarchen Jacob Dutton. Dieser befindet sich auf Großwildjagt in Afrika, auf welcher ihn der Zuschauer auf absehbare Zeit begleitet.

«1923» schöpft dabei aus dem, was die Mutterserie und das vorherige Prequel «1883» schon bis zur Perfektion getrieben haben und liefert eine visuelle Freiheit, die nun noch durch die prächtigen Aufnahmen Afrikas erweitert wird und so wieder einmal zum Abtauchen in malerische Landschaften einlädt. Sheridan dürfte dabei schnell klar gewesen sein, dass allein die visuellen Aspekte, die aktuell ganz ohne CGI und ausufernde Spezialeffekte zum Besten gehören, was dass Medium TV und auch Film zu bieten hat, kombiniert mit den wenig überraschend hervorragenden Performances von Ford und Mirren, bereits ausreichen dürfte, um zum Publikumsmagnet zu avancieren.

Etwas ins Hintertreffen ist hierbei leider die eigentliche Story gerückt, denn so überragend «1923» auch aussieht und so überzeugend die meisten schauspielerischen Darbietungen sein mögen, so sehr fällt im Verlauf dieser ersten Staffel auch auf, wie wenig Handlung hier präsentiert wird. Der gesamte Plot der ersten Staffel spielt dabei mit der für den Zuschauer eindeutigen Vorhersage, dass der verlorengeglaubte Neffe letztlich auf die familiäre Ranch nach Montana zurückkehren wird und die tatsächliche Handlung der Serie wohl auch erst zu diesem Zeitpunkt so richtig ins Rollen kommen dürfte. Denn während die Probleme auf der Ranch inhaltlich vor sich her geschoben werden und der Fokus in Afrika weitestgehend auf einer recht schnulzigen Lovestory liegt, passiert innerhalb der knapp achtstündigen Geschichte noch nicht sonderlich viel.

«1923» ist eine Serie mit praktisch unerschöpflichem Potential, das lediglich aus erzählerischer Sicht in dieser Prämierenstaffel noch nicht so recht genutzt wurde. Der leicht ziellose Plot, der auf ein zentrales Ereignis, nämlich die Zusammenführung der Familie hinarbeitet, kann letztlich als Exposition zu einer potentiell überragenden zweiten Staffel abgetan werden, die hoffentlich an der pacing-Stellschraube dreht und ihren Fokus auf spannendere Storylines legt. Fans des Franchises, der erstklassigen Schauspielerriege und der mittlerweile bekannten, äußerst hochwertigen Kinematographie, dürften allerdings trotz ihrer zeitweiligen Zähigkeit auch in der ersten Staffel von «1923» noch mehr als genügend Unterhaltungswert vorfinden.

In Deutschland startet «1923» am 27. Mai bei Paramount+.

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