Interview

Sebastian Ko: Bremer-«Tatort» ‚schauen ist Pflicht‘

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Der Regisseur Ko, der den Bremer-Film «Donuts» schrieb, kommt selbst aus Walsrode. Er konnte sozusagen vor der Elternhaustür drehen.

Hallo Herr Ko! Sie kommen aus dem Norden und schreiben und drehen den «Tatort» aus Bremen. Wie fühlt es sich an, dass Sie das auf heimischen Boden machen dürfen?
Das ist eine großartige Erfahrung gewesen, geradezu familiär. Tatsächlich war das sogar mit ein Grund, weshalb ich das Drehbuch unbedingt schreiben wollte: Einmal in meiner alten Heimatstadt drehen und eine Geschichte erzählen, die nur dort so spielen kann. Ausgangspunkt war, dass eine der Komissar_innen biografisch aus Bremerhaven kommt, hier konnte ich mit einer ersten Idee zu Donuts ansetzen.

Der Bremer-«Tatort» hatte bislang immer andere Autoren und Regisseure. Warum wechselt die Redaktion so oft durch?
Ist das so? Wenn ich auf andere Tatort Formate schaue, wechseln auch dort bei pro Folge die Regie, das ist schon allein aus paritätischen Gründen so. Und 'Donuts' ist erst der vierte Teil mit den neuen Kommissar_innen, da ist es schwer überhaupt über Kontinuitäten zu sprechen. Dazu kommt, dass sich der Bremer-«Tatort» auch redaktionell neu aufgestellt hat. Lina Kokaly hat jetzt erst seit 'Donuts' die Redaktion übernommen und wird das Format sicherlich weiter prägen, jünger und mutiger zu sein.

Im dritten Jahr ist nun auch der vierte Film des Bremer Teams entstanden. Schauen Sie die Fälle zur Arbeit auch schon vorher an?
Ja, natürlich. Gerade für die horizontale Erzählung der Kommissar_innen ist das Pflicht. Stilistisch dagegen sind die Folgen so unterschiedlich, dass sich daran nicht anschließen musste.

„Donuts“ schrieben Sie gemeinsam mit Mathias Schnelting, wie sieht so ein gemeinsames Schreiben aus?
Ausgangspunkt war ein Exposé, das ich bei der Bremedia eingereicht habe, dann hab‘ ich Mathias gefragt, ob ihn der Stoff interessiert und er hat zum Glück ja gesagt. Dann haben wir uns gemeinsam Stück für Stück durchs Treatment getastet, abwechselnd geschrieben, verworfen und wieder geschrieben. Mathias wohnt zum Glück direkt um die Ecke, entsprechend saßen wir viel zusammen, bei viel Kaffee.

Im neuen Film „Donuts“ wird eine Leiche auf einem Automobilumschlageplatzes gefunden. Was passiert dann? Worauf stoßen die Ermittler?
Auf ein Auto, das von dem riesigen Car-Terminal entwendet wurde – und zwar mit der Keycard des Opfers. Mit dem Auto lassen sich prima „Donuts“ drehen und genau deswegen ist es auch gestohlen worden - von jungen Menschen mit Auto-Affinität.

Was hat denn der Titel mit der Geschichte zu tun?
Tatsächlich war der Titel schon von Anfang an da. Die Hauptfiguren sind alle um die 20, ziemlich orientierungslos, rumfahren, Spaß haben und warten was das Leben bringt, das dreht sich schon im Kreis., so wie das Auto bei Donuts. Da drüber hätten wir gerne mehr erzählt, aber der Krimi pumpt natürlich sofort Druck in die Geschichte.

Ihr erstes Werk «Ladybug» wird bald 20 Jahre alt. Wo kann man den Spielfilm heute noch sehen?
(lacht) Gar nicht. Das war eine Filmübung während der Studienzeit, Rosa von Praunheim hatte 4.000 Euro pro Langfilm ausgeschrieben und dafür sollten wir einen Spielfilm drehen. Um keine Ausstattung zu bezahlen, spielt der Film dann auch zum Großteil in einer Fertighaussiedlung. Mit viel Liebe und ziemlich abgefahrener Performance von Mario Mentrup und seiner damaligen Freundin hat es die Filmübung dann überraschend auf das Max Ophüls Festival geschafft.

Sie haben zahlreiche Filme gedreht, vor allem Krimis. Haben Sie Lust auch Komödien zu inszenieren?
Ja, wahnsinnig gerne. Und je schwärzer, desto lieber.

Arbeiten Sie weiterhin noch als Filmkritiker beim Radio?
Leider nicht mehr. Das ging noch einige Jahre parallel zum Regie führen, aber dann ist das zeitlich immer schwieriger geworden.

Wie sehen Sie die Filmentwicklung der vergangenen Jahre? Fehlt mit 20th Century Fox ein weiterer großer Player, der den Kinomarkt aufmischt?
Gemischt. (Smartphone, Tablet, TV) Es gibt so viele Devices auf denen wir schauen können, bei permanenter Verfügbarkeit fast aller Filme, da muss sich das Kino als Event und 'Erlebnisort' anstrengen. Und das gilt auch für die Kinofilmproduktion. Andererseits, das Kino tot zu sagen ist ebenfalls Quatsch, es wird neue Formen finden.

Danke für Ihre Zeit!

Der «Tatort» wird am Sonntag, den 2. April, im Ersten ausgestrahlt.

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