Hingeschaut

Ohne Udo Lindenberg nach Schweden

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Die ZDF-«Traumschiff»-Reise am 2. Weihnachtsfeiertag. Michael Horling hat den 90-Minüter vorab gesehen.

«Das Traumschiff» gegen einen Tatort mit Udo Lindenberg - es wird spannend sein, wer diesen "Weihnachtsbattle" der Öffentlich-Rechtlichen am Abend des zweiten Feiertags gewinnen wird. Mutmaßlich Kommissarin Furtwängler im Ersten. Weil die Kreuzfahrt - diesmal nach Schweden - nur zu einem Drittel das Altbackene hinter sich lässt. Und selbst da nicht überzeugt.

Schön, dass Harald Schmidt wieder dabei ist, der sich als Kreuzfahrtdirektor Oskar Schifferle auf den Crewausflug in Schweden freut, um "endlich mal auf Elchen zu reiten". Kapitän Max Parger will aber nach einer Kanutour zelten. Nicht nur deshalb mag man Florian Silbereisen die Rolle als großer, verantwortlicher Mann an Bord nach wie vor nicht so richtig abnehmen.

Egal, in «Rosamunde Pilcher»-Manier wirken zwei der wie immer drei Passagier-Geschichten von Beginn an derart konstruiert, dass der Ausgang von der ersten Sekunde an glasklar scheint. Nach nicht mal 20 Minuten Sendezeit ist Stockholm erreicht - und zwei Paar-Krisen haben sich längst angedeutet.

Da ist zum einen die Eheleute, die ohne die beiden Töchter verreisen. Er hatte jüngst einen One-Night-Stand, ist Workoholic, muss von Stockholm aus zurück ins Büro, besorgt ihr aber schnell noch einen Reiseführer, in den sie sich dann verkuckt. Die beiden küssen sich. Als sie an Bord zurückkommt, ist ihr Mann wieder da und hat die Töchter mitgebracht. Und alles ist wieder gut. Kind drei soll schon unterwegs sein...

Noch komplizierter ist Beziehung zwei, die eigentlich keine ist: Er und sie lernen sich an Bord kennen, sie reist gerade zu ihrem Vater, einem Holzhändler, er schützt als Umweltaktivist Bäume. Dass es da kracht - man kann es sich denken. Doch nur das Traumschiff bekommt es hin, dass nach eher weniger spannenden Ereignissen aus der schwierigen Geschichte doch noch Liebe werden kann.

Story drei: Zumindest mal schräg! Die Comedians Bülent Ceylan und Özcan Cosar verkörpern die Brüder Cem und Hassan Meierbrink, die als Küchenhilfen an Bord jobben, die eigentlich aber viel lieber auch im Film als Comedians Erfolg hätten. Daraus ließe sich was machen, die Geschichte klingt an sich gut.

Doch die Autoren lassen Ceylan als Cem derart unlustig mit Kartoffeln in der Kombüse herum albern, dass es viel zu übergewollt wirkt. Wie aber doch eigentlich fast alles auf dem «Traumschiff». Schifferle, also Schmidt, engagiert die Brüder dennoch für eine Show, nachdem Cem zunächst von Bord ging, um in einem schwedischen Fluss nach Gold zu schürfen. Eine Nummer kleiner wäre es freilich auch gegangen.

Der Landausflug der Crew: Irgendwie der Versuch, in die so dahin laufenden Minuten zwanghaft etwas Action und Lagerfeuer-Romantik zu bringen. Und ja: Das ZDF zeigt auch die typischen roten Schwedenhäuser....

Vielleicht hätte der nuschelnde Udo Lindenberg ja genauso dem «Traumschiff» gutgetan. Als blinder Passagier oder als Reisender, der ohne Hut und Sonnenbrille unerkannt an Deck Zigarre rauchen kann. Doch diesen Promi hat sich nun ja die ARD für Sonntagabend geschnappt. Und damit einen Tatort mit «Traumquoten»?

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