Hintergrund

Screenforce: Weniger Logo, mehr Programm

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In den vergangenen Tagen präsentierten die deutschen Fernsehsender ihre Programm-Highlights der nächsten Monate. Die Erwartungen der Redaktion waren niedrig, erfüllt wurden diese aber nicht.

Jedes Jahr blickt die Fernsehindustrie nicht nur auf die internationalen Messen, sondern auch nach Köln. Dort gaben die Sender ihr Herbst- und Winterprogramm bekannt, durch die Corona-Pandemie müssen die Journalisten und Werbekunden allerdings vor dem heimischen Rechner die Präsentationen betrachten. Im Jahr zwei der Pandemie startete RTL seine Programmvorschau. Vieles, was Geschäftsführer Bernd Reichart zeigte, war schon Wochen vorher durchgesickert.

«Punkt 12», «RTL Aktuell» und «Explosiv» erhalten im Tagesprogramm mehr Sendezeit, die weiteren Ankündigungen sind größtenteils Reanimationen von Shows und eine Olympia-ähnliche Veranstaltung, die sich auf zwei Tage erstreckt. Obwohl RTL im vergangenen Jahr einen Prozentpunkt bei den Umworbenen verlor, bleibt die Revolution aus. Neue Serien für den Donnerstag? Abwechslung am Samstagabend neben «Supertalent» und «Deutschland sucht den Superstar»? Eine Strategie für den Dienstag? Fehlanzeige.

RTL hielt sich über den Sommer hinaus bedeckt, die Programmpräsentation war eher eine achtwöchige Vorschau. Fraglich, ob der große Wurf noch in den nächsten Monaten kommt. Letztendlich muss man sich als Fernsehliebhaber auch der Realität stellen, dass bei der Mediengruppe RTL Deutschland auch ohne Innovationen die Kasse klingelt. Selbst im Pandemie-Jahr 2020 wurde ein hoher Gewinn erwirtschaftet, weshalb müssen die Verantwortlichen bei der Sendergruppe überhaupt ins Programm investieren?

Noch nicht einmal die neue Unternehmensstrategie war in dieser Woche spruchreif. Was passiert mit dem Fernsehsender RTLplus, wenn TV Now in RTL+ umbenannt wird? Bekommt Nitro wieder den „RTL“-Zusatz? Bernd Reichart und sein Team hinterlassen mehr Fragen als Antworten. Aber immerhin präsentierte man ein neues, völlig austauschbares Logo des Fernsehsenders. Die Farb-Kombinationen haben keine Aussage, es soll lediglich ein buntes und freundliches Bild vermittelt werden. RTLZWEI und SWR setzten ebenfalls auf eine bunte Logo-Farbvielfalt, die man wieder über Bord warf. Die Art und Weise des Logos (Verzicht auf Schatten etc.) stammte aus der „Windows 8“-Designsprache und die haben schon große Unternehmen wieder verworfen.

Bei ProSieben gibt es – wie jährlich – drei bis vier obligatorische Shows. Im vergangenen Jahr waren es die halbherzigen Umsetzungen «FameMaker», «Wer sieht das denn?!» und «Die! Herz! Schlag! Show!», nun kommen «Surprise-Show», «How Fake Is Your Love?», «Wer ist das Phantom» und «Die Stapel-Show» ins Programm. Die Überlebenschance ist gering, ohnehin kündigte die rote Sieben ihre größten Erfolge wie «Joko & Klaas gegen ProSieben», «The Masked Singer» und «Wer stiehlt mir die Show?» außerhalb der Screenforce Days an. Hinter vorgehaltener Hand wettet man in der Branche schon, wie viele Ausgaben von «Zervakis & Opdenhövel. Live.» zur Primetime laufen werden.

Als neues „Aushängeschild“ nannte Sat.1 die Fußball-Bundesliga, welche man lediglich an neun Tagen pro Jahr zeigen darf. Ansonsten soll «akte» bis zum Dezember 2022 das einzige regelmäßige Nachrichten-Highlight des Bällchensenders bleiben. Erst im Jahr 2023 übernimmt man selbst mit einer Gruppe von über 400 Journalisten die Produktion der Informationsangebote. Das Angebot von Sat.1 wird weiterhin aus etablierten Shows und Reality bestehen, einige neue Formate sollen das Programm bunter machen. Eine neue Serie gibt’s, ein paar Filme werden gedreht. Unterm Strich ist das alles nur ein Tropfen auf dem heißen Stein. In zwölf Monaten wird Bilanz gezogen und dann wird man sehen, ob Sat.1 seinen jahrelangen Abstieg fortsetzt.

Fazit: Die RTL- und ProSiebenSat.1-Gruppen schreiben seit Jahren trotz massiv sinkender Zuschauerzahlen gute Finanzzahlen. Auch in Zukunft besteht die Hauptsendezeiten aus massiven Wiederholungen. Der große Wurf, um die jungen Zuschauer an sich zu binden, sieht anders aus. Die Werberelevanten, allen voran die unter 30-Jährigen, werden zu den Streamingdiensten abwandern. Wie das im Falle von ProSiebenSat.1 gelingen soll, ist fraglicher denn je, schließlich ist Joyn ein Gemeinschafsprojekt mit Discovery, das derzeit eigene Dienste auf den Markt bringt. Umso überraschender: Über Joyn wurde quasi nicht gesprochen. Kampfansagen sehen anders aus!

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