Interview

Mit einem Drei-Minuten-Video ging alles los

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Selbst ist die Frau: Schauspielerin Nadine Wrietz, die in RTLs Lehrer als Tratschtante Frau Knopmacher glänzt und am Sonntag im umgebauten Furtwängler-«Tatort» als Sekretärin zu sehen ist, nahm 2011 ihr Schicksal in die Hand. Mit einem YouTube-Video stellte sie sich vor – und startete letztlich durch.

Dass der «Tatort» nun seine erste dunkelhäutige Kommissarin hat, war längst überfällig. Das ist ein wichtiges Zeichen für unser Land
Nadine Wrietz zum neuen Furtwängler-«Tatort»
Frau Wrietz, in der RTL-Serie «Der Lehrer» spielen Sie die temperamentvolle und nie tratschmüde Barbara Knopmacher. Allgemein gefragt: Will man als Schüler eine Lehrerin wie Frau Knopmacher haben?
Sagen wir es mal so: Eigentlich will man aus unserer Serie nur zwei Lehrer haben: Wir haben natürlich den „Super-Lehrer“ Stefan Vollmer und Karin Noske, Stefans Love-Interest. Alle anderen Pädagogen kann man eigentlich in die Tonne treten. Ich glaube aber, dass genau deshalb die Serie so viel Spaß macht. Meine Barbara zum Beispiel tut nämlich alles dafür, um möglichst wenig in Kontakt mit Schülern und schon gar nicht deren Konflikten zu kommen. Sie versucht alles, um etwa Aufsichten im Pausenhof zu tauschen. Eigentlich will sie in ihrem Alltag so wenig wie möglich von Schülern gestört werden.

Klingt aber für Schüler ganz gut.
Sie mag es halt bequem. Andererseits interessiert sie sich brennend für sämlichen Gossip am Schulhof. Da ist sie wirklich immer die Erste, die dabei ist und ihren Senf abgibt.

Frau Knopmacher ist eine Traumrolle?
Ich habe riesigen Spaß mit der Figur. Die Autoren schreiben uns wirklich ganz wunderbare Charaktere, und ich darf sehr häufig die Pointen in den Szenen abfeuern. Bei der Knopmacher kann ich einfach auch mal wunderbar politisch unkorrekt sein und Dinge sagen, die man sich sonst so nie trauen würde.

«Der Lehrer» zeichnet sich durch etliche Figuren aus, zu denen man eine emotionale Bindung herstellen kann. Über die man schmunzeln, lachen oder mal den Kopfschütteln kann.
Wir haben ein wirklich tolles Ensemble. Wie Sie schon sagen, ist jeder wichtig für den Erfolg der Serie. Denken wir zum Beispiel an meinen Mann in der Serie. Das ist eine Figur, die den Schülern noch VHS-Kassetten vorspielt – der macht im Unterricht seit 25 Jahren das Gleiche. Solche Lehrertypen kennt auch wirklich jeder aus dem realen Leben. Und während man solche vielleicht damals zu seiner Schulzeit nicht gemocht hat, erscheinen sie bei uns in der Serie nun ziemlich liebenswert. Es wird mit viel Humor erzählt, aber in jeder Episode gibt es auch immer den einen Handlungsstrang, bzw mindestens eine Szene, die einen tief rührt: Es gibt ja quasi immer einen „Fall der Woche“, also wo das Problem eines Schülers gezeigt wird, und wie er damit umgeht oder nicht umgeht.. Diese Schülerebene ist dabei erzählerisch immer mit der Erwachsenenebene verwoben. Am Ende hat alles immer mit allem zu tun. – wie eben im echten Leben.

Die Schule ist ein wunderbarer Ort für Geschichten einer Fernsehserie. Wundert es Sie, dass es so wenige Schulserien gibt?
Ja, ein bisschen. Ich bin aber auch gleichzeitig froh, dass unser Team hier diese tolle Idee hatte.

Vergangenes Wochenende wurde Florian Silberweisen nach langer Suche des Senders als neuer «Traumschiff»-Kapitän verkündet. Sie haben eine Verbindung zum «Traumschiff», wurden quasi dort entdeckt…
Entdeckt nicht. Aber dennoch war die Reihe ein gewisser Startschuss. 2011 habe ich nach einer Phase der Arbeitslosigkeit ein drei Minuten langes Video gedreht. Damit habe ich auf dem Filmfest in München den ersten Preis gewonnen. Und mit diesem Video ging einfach alles los. Das war der Startschuss zu über 50 Produktionen, in denen ich seitdem zu sehen war. Eine davon war «Das Traumschiff». Da mitzuspielen, war immer ein Kindheitstraum von mir.

Der Macher Wolfgang Rademann hatte sich nie gescheut, zu sagen, dass er sogar im Telefonbuch steht. Und er hat immer gesagt, man solle ihn ansprechen. Da dachte ich mir: Mach ich. Ich schrieb einen Brief und legte das Video bei. Die Antwort ließ nicht lange warten. Er sagte, das Video sei ein „richtiger Knaller“ und das beste Bewerbungsvideo, das er jemals bekam. Zwei Jahre später hatte ich eine Rolle auf dem «Traumschiff». Das war toll in zweifacher Hinsicht. Zum einen durfte ich auf eine schöne sechswöchige Reise gehen, die auch, aber nicht nur aus Arbeit bestand. Zum anderen war es eine wichtige Erfahrung für mich, dass ich das selbst geschafft habe, weil ich so selbsbestimmt und proaktiv gehandelt hatte.

Dass der «Tatort» nun seine erste dunkelhäutige Kommissarin hat, war längst überfällig. Das ist ein wichtiges Zeichen für unser Land
Nadine Wrietz zum neuen Furtwängler-«Tatort»
Kommenden Sonntag sind Sie im neuen Furtwängler-«Tatort» und dann auch in fortlaufender Rolle zu sehen?!
Ob das wirklich so fortlaufend sein wird, kann man ja nie genau wissen (lacht). Sagen wir es so: Der Furtwängler-«Tatort» wird ein bisschen umgekrempelt. Charlotte Lindholm wird nach Göttingen strafversetzt. Florence Kasumba ermittelt fortan an ihrer Seite. Lindholm macht keinen Hehl daraus, dass sie von alldem nichts hält. Ich spiele in der Polizeidirektion quasi die Sekretärin, bei der alle Fäden zusammenlaufen. Es ist – zugegeben – nicht die größte Rolle, die ich bisher hatte, aber dennoch war es wunderbar, mit Maria Furtwängler oder auch Florence Kasumba zusammenzuarbeiten. Von beiden kann ich nur in höchsten Tönen schwärmen! Dass der «Tatort» nun seine erste dunkelhäutige Kommissarin hat, war längst überfällig. Das ist ein wichtiges Zeichen für unser Land.

Danke für das Gespräch.

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