Die Kino-Kritiker

«Daddy's Home 2»: Mehr Väter, mehr Probleme, mehr Lacher

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Die weihnachtliche Fortsetzung des Überraschungserfolgs «Daddy's Home» nimmt das Rezept des ersten Teils, und fügt Mel Gibson sowie ein denkwürdiges Finale hinzu.

Filmfacts: «Daddy's Home 2»

  • Regie: Sean Anders
  • Produktion: Will Ferrell, Adam McKay, Chris Henchy, John Morris
  • Drehbuch: Sean Anders, John Morris
  • Basierend auf Figuren von Brian Burns
  • Darsteller: Will Ferrell, Mark Wahlberg, Linda Cardellini, John Cena, John Lithgow
  • Mel Gibson, Alessandra Ambrosio
  • Musik: Michael Andrews
  • Kamera: Julio Macat
  • Schnitt: Brad Wilhite
  • Laufzeit: 100 Minuten
  • FSK: ab 6 Jahren
Heimlich, still und leise mauserte sich im Winter 2015/2016 die Komödie «Daddy's Home» zu einem Rekordhit. Mit einem weltweiten Einspielergebnis von 242,8 Millionen Dollar sollte sie nämlich zum größten Realfilmerfolg in der Karriere ihres Hauptdarstellers Will Ferrell werden. Im April 2016 kündigte der Verleih Paramount Pictures letztlich die bei Überraschungserfolgen mittlerweile schwer vermeidliche Fortsetzung an – kein risikofreier Schritt. Immerhin galt Ferrells «Anchorman – Die Legende kehrt zurück» für viele als Enttäuschung und das Komödiensequel «Zoolander 2» mit ihm in einer tragenden Nebenrolle legte kurz vor dieser Ankündigung eine Bauchlandung hin.

Für eine «Daddy's Home»-Fortführung sprach jedoch der Schlussgag des Erstlings: Nachdem der komplette Film davon handelte, dass sich der besonnene, aber ungeschickte Stiefvater Brad Whitaker (Will Ferrell) mit dem coolen, aber vorlauten Vater Dusty Mayron (Mark Wahlberg) misst, bildete sich endlich eine familiäre Allianz zwischen den Beiden. Doch dann sieht sich Dusty auf einmal in der Rolle Brads, muss er sich doch mit dem leiblichen Vater seiner Stieftochter vergleichen – dem muskulösen Roger (John Cena). Theoretisch hätte eine Fortsetzung also auf diese Grundlage zurückgreifen können, indem sie Dusty und Brad als Ko-Dads gegen Roger ausspielt.

Aus diesem Ansatz wurde allerdings nichts. «Daddy's Home 2» folgt nicht der oft genutzten Comedy-Sequel-Route "Die Story wiederholt sich, nur mit veränderten Allianzen", sondern schlägt den ebenfalls bestens bekannten Weg der Eskalation ein: Mehr Väter, mehr Probleme. Denn in der Vorweihnachtszeit schneien Dustys Vater Kurt (Mel Gibson) und Brads Vater Don (John Lithgow) in den winterlichen Alltag der verschachtelten Familie herein – und schüren mit ihrem Machogehabe (im Falle Kurts) beziehungsweise ihrer übertrieben deeskalierenden, anhänglichen Art (in Dons Fall) ungewollt die vorweihnachtlich gestressten Anspannungen im Whitaker-Mayron-Clan.

Der für die «Daddy's Home»-Fortsetzung zurückkehrende Regisseur Sean Anders («Kill the Boss 2») und die Produzenten Will Ferrell, Adam McKay, Chris Henchy und John Morris gossen mit einem ihrer Cast-Neuzugänge ebenfalls Öl ins Feuer: Die Entscheidung, Mel Gibson einen wichtigen Part in «Daddy's Home 2» zu geben, erntete den Filmemachern einen mittleren Shitstorm. Schließlich ist der «Lethal Weapon»-Hauptdarsteller aufgrund seiner, in eigenen Worten, "ultrakonservativen" Weltsicht und diverser fragwürdiger verbaler Attacken gegen Minderheiten eine äußerst kontroverse Persönlichkeit.

Um «Daddy's Home 2» genießen zu können, braucht es vor diesem Hintergrund dringend den Willen und das Vermögen, dem Schauspieler Mel Gibson eine Chance zu geben, selbst wenn man die private Person Mel Gibson verurteilt. Ob solch eine Einstellung nun erstrebenswert ist oder nicht, steht auf einem anderen Blatt, trotzdem ist es schlichtweg so, dass einige der pointiertesten Gags und Passagen in dieser Komödie auf Gibsons Leinwandwirkung hingebogen sind. Und die lassen sich nicht goutieren, wenn man nach Kauf eines Tickets jedes Mal Groll hegt, sobald Gibson auftaucht.

Egal, ob Gibsons Rocker-Opa Kurt als Einziger feist und zufrieden grinst, wenn im Whitaker-Mayron-Familienkonstrukt eines der Kinder selbstbewusst über gesellschaftliche Normen hinweglatscht, er in einem sentimentalen Moment des Familienglücks im Hintergrund lässig mit fremden Frauen flirtet oder er großspurig den harten Kerl alter Schule markiert, nur um von Linda Cardellini mit einem eiskalt-verurteilenden Blick niedergestarrt zu werden: Einige der simpelsten, aber von Anders mit dem meisten Pepp versehenen Szenen im ganzen Film beruhen schlicht und ergreifend auf Gibsons kernigem komödiantischen Timing.

Immerhin: Wie schon der erste «Daddy's Home»-Teil übt sich die Fortsetzung nicht in einer geradlinigen Schwarz-Weiß-Zeichnung, welcher Typ Vater ideal ist. Genügend ähnliche Filme tendieren entweder dazu, den sanfteren Part als völlig verweichlicht und lachhaft darzustellen oder alternativ den harten Mann als daueraggressiv und strunzdumm zu skizzieren, nur um in einer fadenscheinigen, forcierten Szene der "Gegenseite" einen argumentativen Knochen hinzuschmeißen.

«Daddy's Home» und «Daddy's Home 2» sind nun wahrlich keine Meisterwerke der facettenreichen Charakterzeichnung – das Autorenteam Sean Anders & John Morris interessiert sich nahezu allein für den raschen, direkten Schenkelklopfer. Aber die Autoren scheinen erkannt zu haben, dass eine Komödie, die sich durchweg auf eine Seite solch eines Arguments schlägt, schnell schal und langweilig wird. Und so bekommen der nachdenkliche Brad, der vorlaute Dusty, der prahlerische Kurt und der sensible Don allesamt ihre hellen Momente und ihre Mit-der-Hand-ins-Gesicht-schlag-gute-Güte-wie-blöd-kann-man-sein-Situationen. Wohl niemand wird der Analyse dieses Skripts einen ganzen Filmhochschulkurs widmen, trotzdem bringen Anders und Morris dadurch genügend Dynamik und Abwechslung in ihre Adventsfamilieneskapaden, um sie für die Dauer von 100 Minuten halbwegs frisch zu halten.

Wie schon «Daddy's Home» gibt es in der Fortsetzung Phasen, wo sich die Frage stellt, wieso sich Anders und sein Cutter Brad Wilhite nicht dazu durchgerungen haben, etwas stringenter auf die Pointe hinzukürzen. Doch die "Ja, ich hab's kapiert, hört auf, weiter zu improvisieren, der Gag ist mausetot!"-Sektionen sind dieses Mal viel seltener und fallen auch kürzer aus. Dafür gibt es im zweiten Akt ein Übermaß an ähnlich gearteten, eskalierenden Slapsticksequenzen, die Ferrell mit gewohnter Routine rüberbringt und Anders durchaus mit einer gewissen Genüsslichkeit in Szene setzt. In ihrer hohen Taktung werden sie auf so komprimiertem Raum aber schnell vorhersehbar. Und die Versuche, aus Dons Geheimnis, wieso er die Adventstage so ausführlich mit seinem Sohn verbringt, einen kleinen dramatischen Plotfaden zu spinnen, sind arg bemüht.

Doch dafür mündet dieser munter-blöde, harmlose Adventsspaß in ein großartiges, mit spürbarer Passion umgesetztes Finale inklusive denkwürdiger Cameos, rasend schnellem Gagtempo, einer liebevollen Verneigung vor dem Zauber des Kinobesuchs und einem ansteckend-debilen Frohmut. Da braucht es schon einen deutlich größeren Zyniker als den realen Mel Gibson, um da nicht breit grinsend im Kinosaal zu sitzen – oder eine extrem muffelige Nasehoch-Grundhaltung, die es einem verbietet, solchen fein orchestrierten Schwachfug selbst in stattlich gearteter Form zu tolerieren.

Fazit: Dummer Kinospaß mit Ansage, Haudrauf-Chaosslapstick und gelegentlichem Leerlauf – aber auch mit einem gut aufgelegten Ensemble, das sich den Dialoghumor und die Fremdschäm-Situationskomik so lange engagiert um die Ohren haut, bis der Film im letzten Akt eine ganz neue, heitere Identität entwickelt.

«Daddy's Home 2» ist ab dem 7. Dezember 2017 in vielen deutschen Kinos zu sehen.

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