Die Kritiker

«In Wahrheit – Mord am Engelsgraben»

von

Das Saarland ist der Star in einer neuen ZDF-Krimireihe, die sich dramatisch überarbeiteten, aber wahren Fällen widmet.

Cast und Crew

  • Regie und Kamera: Miguel Alexandre
  • Drehbuch: Harald Göckeritz, Miguel Alexandre
  • Produktion: Jutta Lieck-Klenke
  • Darsteller: Christina Hecke, Rudolf Kowalski, Robin Sondermann, Juergen Maurer, Christian Berkel, Anna Loos, Constantin von Jascheroff, Sebastian Rudolph, Emilia Bernsdorf
  • Musik: Wolfram de Marco
  • Schnitt: Marcel Peragine
Das in der deutschen Fernsehlandschaft (vor allem im Vergleich zu Berlin und München) weitestgehend übergangene Saarland bekommt eine neue ZDF-Samstagskrimireihe spendiert. «In Wahrheit» feierte seine deutsche TV-Premiere zwar bereits bei arte, dennoch stellt die Ausstrahlung auf dem begehrten ZDF-Sendeplatz einen wichtigen Schritt für die televisionäre Repräsentation des kleinen Bundeslandes dar.

Miguel Alexandre, Regisseur des ersten Falls in dieser Reihe, sagt in einem Pressestatement dazu: "In der deutschen Filmlandschaft war das Saarland bislang deutlich unterrepräsentiert. Dabei stellt es durch seine Geschichte und seine besondere geographische Lage eine Fundgrube sehr eigener Erzählungen und Charaktere dar. Der französische Einfluss ist deutlich spürbar, nicht nur im Kulinarischen, sondern auch im Lebensgefühl."

Die für den Film verantwortlichen Redakteure Eva Katharina Klöcker und Günther van Endert sagen in einem gemeinsamen Statement über den ersten Fall der neuen Krimireihe: "Französisch geprägtes Savoir vivre, gutes Essen und eine eigenwillige Mundart verbinden viele mit dem Saarland. Der neue Samstagskrimi «In Wahrheit» zeigt mit Wäldern und Weinbergen an den Ufern der Saar dessen malerische Seiten - und die düsteren." Sie führen weiter aus: "Zu etwas ganz Besonderem in dieser erfolgreichen Krimi-Familie macht «In Wahrheit» vor allem seine Titel gebende Prämisse: Die erzählten Fälle beruhen auf wahren Begebenheiten. Denn die schockierendsten Verbrechen und die größten Dramen dahinter schreibt leider immer noch das Leben selbst."

Über die Hauptfigur und ihre Darstellerin schwelgen sie: "Für maximale Authentizität sorgt auch Schauspielerin Christina Hecke als die neue Hauptkommissarin aus Saarlouis. Ihre Judith Mohn ist so eine Figur, die Klarheit und Wärme verbindet: souverän bewegt sie sich durch Tragisches und Grausames, ohne abzustumpfen, und hört zu, ohne sich blenden zu lassen. Nur in ihrer Ehe bringen Klugheit und Empathie Judith nicht weiter. Ihr Mann Niklas, ehemals Fallschirmjäger, ist ein Versehrter – auch psychisch."

So sehr die Köpfe hinter «In Wahrheit» von Setting und Protagonistin überzeugt sein mögen – die erste Ausgabe erzählt einen Fall, wie man ihn schon oft gesehen hat, und sie spult ihn pflichtbewusst herunter: Die Krimihandlung wird in Gang gesetzt, als in einem Waldgebiet an der Saarschleife die Leiche der Prostituierten Nele gefunden wird. Alle Indizien sprechen nur eine Sprache: Es muss sich um Mord handeln. Als Kriminalkommissarin Judith Mohn und ihr Team den Fall übertragen bekommen, ermitteln sie zuerst im Milieu entlang der Fernfahrerroute Deutschland-Frankreich. Als Judith Mohn Hinweise findet, nach denen der Mord an Nele mit einem anderen, nie aufgeklärten Fall zusammenhängt, beschließt sie, den ehemaligen Kommissar Markus Zerner in die Ermittlungen einzubeziehen.

Dieser ermittelte vor neun Jahren im Fall der damals 16-jährigen Maria, die spurlos beim Trampen verschwand und deren Hab und Gut am gleichen Ort gefunden wurden wie nun die Besitztümer der Prostituierten Nele. Dass sich die Opfer optisch ähneln, lässt die Ermittler stutzig werden …

Stutzig macht auch der Spitzencast dieses Neunzigminüters. Christian Berkel und Anna Loos haben in ihren Nebenrollen bedauerlicherweise kaum etwas zu tun, auch Constantin von Jascheroff wird vom Skript sträflich unterfordert – die Figurenzeichnung ist abseits der Protagonistin schlicht zu dünn geraten. Dies liegt unter anderem daran, dass die Verhöre streng nach Schema F verlaufen, so dass weder Spannung noch charakterbezogene Dramatik aufkommen. Die Kameraarbeit, die das Saarland sowohl als traumhaft schönen wie beengenden Ort einzufangen weiß, verleiht dem Geschehen dennoch Atmosphäre, genauso, wie Wolfram de Marcos Musikuntermalung eine verletzliche Grazilität mitbringt. Trotzdem ist dieser erste «In Wahrheit»-Fall inhaltlich viel zu kurzatmig und unoriginell, um aus dem Stand heraus große Sehnsucht nach den Fortsetzungen zu machen – ganz egal, wie empathisch und facettenreich Hecke ihre erfrischend unproblematische Hauptfigur anlegt.

«In Wahrheit – Mord am Engelsgraben» ist am 18. November 2017 ab 20.15 Uhr im ZDF zu sehen.

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