Die Kritiker

«Club der roten Bänder»: Ein letztes Lebenszeichen

von

Quotenmeter.de hat sie schon gesehen: Die heiß erwartete Premiere der dritten «Club der roten Bänder»-Staffel. Wie geht es mit dem VOX-Serienhit weiter? Wir geben euch in unserer Kritik einen Eindruck …

Cast und Crew

  • Regie: Sabine Bernardi, Jan-Martin Scharf Felix Binder
  • Drehbuch: Jan-Martin Scharf, Felix Binder, Arne Nolting Drehbuch, Marc O. Seng
  • Produzent: Jan Kromschröder, Gerda Müller, Bernd Reichart
  • Darsteller: Tim Oliver Schultz als Leo, Damian Hardung als Jonas, Ivo Kortlang als Toni, Timur Bartels als Alex, Nick Julius Schuck als Hugo, Luise Befort als Emma
  • Kamera: Maximilian Kraus (Folgen 21-23), Markus Eckert (Folgen 24-26) und Thomas Schinz (Folgen 27-30)
Eines muss man VOX einfach lassen. Es zeugt von ungeheurer Selbstbeherrschung, einen seiner größten Erfolge frühzeitig zu beenden. «Club der roten Bänder» erntete mit Staffel eins und zwei hervorragende Kritiken, unzählige Auszeichnungen und beachtliche Quoten. Nachdem Season eins sehr tolle 12,8 bis zu herausragenden 15,4 Prozent Marktanteil in der Zielgruppe generierte und beispielsweise mit dem Deutschen Fernsehpreis gekrönt wurde, legte Runde zwei mit 14,6 bis 18,8 Prozent Marktanteil bei den Umworbenen nach – und mit noch einem Deutschen Fernsehpreis in der Sparte "Beste Serie".

Und dennoch hält der Privatsender an seinem Plan fest, seine erste eigenproduzierte Serie mit Staffel drei abzuschließen. Die offizielle Begründung des Kanals: Man wolle aufhören, wenn es am Schönsten ist, statt die freie Nacherzählung der Jugenderfahrungen des Spaniers Albert Espinosa, die er selber schon in der Serie «Polseres vermelles» verarbeitete, über Gebühr zu melken. Eine kluge Entscheidung. Denn die Geschichte einer Gruppe halbstarker Krankenhausfreunde muss unentwegt einen diffizilen Balanceakt begehen – da ist der Sturz ins seifenopernhafte Kitsch-Tauchbecken nur eine Frage der Zeit. Besser, mit Würde zu gehen, statt so lange weiterzumachen, bis man plötzlich die Macht der Gravitation zu spüren bekommt und auf einmal klatschnass ist.

Der Auftakt zu Staffel drei führt die Handlung der zweiten Season konsequent weiter. Das dürfte die innige Fanbase zufrieden stellen. Aber es unterstreicht noch einmal, wie gut VOX' Entscheidung ist, sich ein nahes Ende der Serie zu setzen – denn allmählich drängt sich schon die Frage auf, wie oft die Serienautoren denn noch ihr Jo-Jo-Spiel "Kleines Drama, Glücksmoment, Glücksmoment, durchwachsene Situation, Schicksalsschlag, durchwachsene Situation, Drama, Lebenslektion" leicht variiert durchziehen können, bis der Faden reißt.

Zumal die Staffelpremiere ein Déjà-vu wachruft. Schon Staffel eins hatte kleine, spätestens mit der vierten Folge überkommene Anlaufschwierigkeiten. Ähnlich, nur etwas herber, lief es in Runde zwei ab, die mit einer fahrigen Premiere startete und sich daraufhin erst ordnen musste. Und Season drei? Erneut hadern die Autoren damit, den Schluss der Vorgängerstaffel weiterzuerzählen, die Figuren einen Schritt über sich hinaus wachsen zu lassen und dann einen Weg zu finden, auf den Reset-Button zu drücken, damit wir wieder ins gewohnte Setting zurückkehren und von einer familiären Grundsituation ausgehend mit dem eigentlichen Plot von Runde drei beginnen.

Leo, Jonas, Emma, Toni, Hugo und Alex sind auf dem Höhepunkt ihrer aufregende Reise ans Meer, um Benitos Asche zu verstreuen. Nun gilt es zurückzukehren, die letzten Stunden vor der Heimkehr und dem zu erwarteten Ärger mit ihren Eltern und dem Krankenhauspersonal auszukosten und neue Erfahrungen zu machen. Und dann kommt es, natürlich, zu einem Fauxpas, der die Karten neu mischt …

Anders gesagt: Es tut sich viel, und schlussendlich ändert sich trotzdem nichts an den Grundfesten der Serie. Im Gegensatz zum Staffelauftakt der zweiten Runde, der zwar überfrachtet daherkam, dies aber damit erklären konnte, dass sich alle Figuren gerade in einer aufgekratzten Gefühlslage befanden, hat die erste Folge der Finalstaffel keinen strengen thematischen roten Faden. «Club der roten Bänder» kippt noch immer nicht ins Genre der verkitschten Medical-Soap um, dafür agieren die Darsteller zu natürlich. Und zwischen den Aufs und Abs, die die Figuren durchmachen, gibt es genügend Momente zum Durchatmen, die einfach nur die Dynamik dieser Freunde vorführen, ohne soapeske Überdramatisierung.

Und dennoch: Die aufmunternden Scherzlein werden immer vorhersehbarer, die Rückschläge kommen pünktlicher als die Züge der Deutschen Bahn und die im Off abgehaltenen, sentimentalen Mini-Zusammenfassungen der Story verlieren rapide an Gehalt. Daran können auch die routiniert-gute Kameraführung und die das Zusammenspiel des Ensembles gekonnt akzentuierte Regieführung nichts ändern. Für Fans heißt es aber: Die Hoffnung stirbt zuletzt. Der "gefühlte Staffelstart" erfolgt ja eh mit Folge zwei – und die zeigt VOX praktischerweise direkt nach der erzählerisch so wackligen Seasonpremiere. Vielleicht hat der Patient dann wieder vitalere Werte aufzuweisen?

Die «Club der roten Bänder»-Finalstaffel ist ab dem 13. November 2017 ab 20.15 Uhr immer montags bei VOX zu sehen – in Doppelfolgen.

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