First Look

«Me, Myself & I»: Dreimal Ich

von

Die neue US-Comedyserie blickt auf drei Lebensabschnitte des Erfinders Alex Riley: auf seine Jugend, seine Midlife-Crisis und seine späten Jahre. Man vereint damit mehrere Spielarten moderner Comedys – und das auf grandiose Art.

Cast & Crew «Me, Myself & I»

  • Idee: Dan Kopelman
  • Darsteller: Bobby Moynihan, Jack Dylan Grazer, John Larroquette, Brian Unger, Jaleel White u.a.
  • Regie (Pilot): Randall Einhorn
  • Ausf. Produzenten: Dan Kopelman, Aaron Kaplan, Dana Honor, Randall Einhorn
  • Produktion: Melon, Kapital, Warner Bros. TV für CBS
  • Typ: Single-Camera Comedy
Stellen Sie sich einmal kurz vor, dass Sie drei wichtige Lebensabschnitte gleichzeitig erleben könnten: einmal Ihr Teenageralter und die erste Liebe, dann die Midlife-Crisis nach Ihrer Scheidung, und drittens Ihre neugewonnene Freiheit beim Eintritt in die Rente. Jugend, Mitte des Lebens, dritter Frühling – all diese Lebensabschnitte laufen gleichzeitig vor Ihrem Auge ab.

Verrückt? Vielleicht. Aber genau dieses Gefühl vermittelt die neue Comedyserie «Me, Myself & I» perfekt. Wir lernen Alex Riley kennen, einen Mann mit Erfindergeist. Er blickt in der Serie auf drei wichtige Lebensabschnitte zurück, drei Abschnitte, in denen er vor wichtigen Entscheidungen stand. In der Retrospektive gibt er somit all seinen Zuschauern an die Hand: „Es sind nicht die Ereignisse selbst, die uns zu dem werden lassen, was wir sind. Sondern wie wir mit diesen Ereignissen umgehen.“

Wir schreiben das Jahr 1991, der junge Alex verehrt Michael Jordan und bastelt eine Erfindung nach der nächsten. Dass das Leben noch mehr bereithält, sieht Alex am ersten Tag an seiner neuen Schule: Auf den ersten Blick verliebt er sich in die hübsche Nori. Beim kommenden Tanzabend versucht er ihr näherzukommen.

Cut. Wir schreiben die Gegenwart, und der erwachsene Alex muss gerade eine Scheidung von seiner Ehefrau verdauen. Dann erfährt er auch noch, dass sie mit ihrem neuen Verlobten wegziehen wird – das heißt gleichzeitig, dass Alex seine Tochter nicht mehr regelmäßig sehen kann. Er ist am Boden zerstört.

Cut. Wir schreiben das Jahr 2042, und nach einer Herzattacke macht der alte Alex sich Gedanken über sein Leben. Im Laufe der Jahre hat der Erfinder sich erfolgreich eine große Firma aufgebaut – und er entscheidet nun, die Geschicke des Unternehmens in jüngere Hände zu geben.

«Me, Myself & I»: Herzerwärmende Geschichten


«Me, Myself & I» erzählt all diese drei Geschichten quasi gleichzeitig in jeder Folge. Damit bricht die Comedy ein Konzept auf, das seit Jahrzehnten etabliert im Genre ist. Denn viele Serien erzählen ebenfalls mehrere Geschichten in einer Folge – so beispielsweise «Modern Family» mit den verschiedenen Familien. Normalerweise spielen diese Mini-Storys aber zur gleichen Zeit, nur der Raum verändert sich. Oft werden die zwei bis drei Geschichten am Ende der Folge auch zusammengeführt. «Me, Myself & I» dreht dieses Konzept nun um: Der Raum bleibt derselbe – im übertragenen Sinne. Denn immer geht es um den einen Hauptcharakter, um Alex Riley. Stattdessen ändert sich aber die Zeit: Seine Geschichte wird dreifach erzählt, in Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft.

In der Pilotfolge funktioniert dies grandios, da trotz der Jahrzehnte zwischen den Geschichten ein übergreifender roter Handlungsfaden besteht. Ereignisse aus der Vergangenheit wirken in die Gegenwart und Zukunft nach, alles hängt mit allem zusammen. Gleichzeitig nimmt sich das Format die Freiheiten, unterschiedliche Comedy-Stilrichtungen zu bedienen: die Jugendabschnitte haben Coming-of-Age- und Retro-Elemente wie «Wunderbare Jahre» oder «The Goldbergs», die im Erwachsenenalter erinnern an Familien- und Buddy-Sitcoms wie «Modern Family», die im Rentenalter an die „golden ager comedy“ und solche Formate wie «Golden Girls», «The Odd Couple» oder «Boomers». Ein besonderes Augenmerk gilt dem großartigen Cast, vor allem den drei Schauspielern von Alex Riley, die allesamt hochsympathisch und herzerwärmend rüberkommen. Und zwar so stark, dass man ihren Figuren einfach gern bei ihren Entwicklungen zusieht. Durch die Dreiteilung des Inhalts wirkt das Format stets frisch und abwechslungsreich, das Erzähltempo ist hoch.

Mit seinen einzelnen, für sich betrachteten Geschichten erfindet «Me, Myself & I» zwar das Rad nicht neu. Aber die Verknüpfungen dieser Geschichten funktionieren überraschend gut und machen die Serie zu einem spannenden Projekt. Vor allem schafft sie es, Emotionen beim Zuschauer zu wecken, Mitgefühl und Sympathie. Dies vielleicht umso mehr, als wir den – vom Alltag oftmals gebeutelten – Alex Riley in all seinen Facetten und in seinen Lebensabschnitten gleichzeitig kennenlernen.

«Me, Myself & I» ist eine echte Überraschung im Herbst der Comedy-Neustarts. Und das gleich dreifach.

Kurz-URL: qmde.de/96158
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