Die Kino-Kritiker

Bully is Back! Und mit ihm das Erfolgstrio der «Bullyparade»

von   |  3 Kommentare

Film des Monats: Zum 20-jährigen Jubiläum der legendären «Bullyparade» kehren Michael Bully Herbig, Christian Tramitz und Rick Kavanian zurück auf die große Leinwand und bescheren ihren Fans mit «Bullyparade - Der Film» einen fantastischen Abtritt von der beliebten Sketch-Comedy.

Filmfacts: «Bullyparade - Der Film»

  • Kinostart: 17. August 2017
  • Genre: Komödie
  • FSK: 6
  • Laufzeit: 100 Min.
  • Kamera: Torsten Breuer
  • Buch: Michael Bully Herbig, Rick Kavanian, Christian Tramitz, Alfons Biedermann
  • Regie: Michael Bully Herbig
  • Darsteller: Michael Bully Herbig, Rick Kavanian, Christian Tramitz, Sky Du Mont, Diana Herold, Cornelia Ivancan, Jasmin Lord
  • OT: Bullyparade - Der Film (DE 2017)
In den frühen Nullerjahren befand sich das deutsche Kino fest in den Händen von Michael Bully Herbig («Vier gegen die Bank») und seiner erfolgsverwöhnten Crew der ProSieben-TV-Show «Bullyparade». 2001 und 2004 lockten die Kultkomödien «Der Schuh des Manitu» und «(T)Raumschiff Surprise – Periode 1», jeweils basierend auf den beliebtesten Sketchen des von 1997 bis 2002 ausgestrahlten Formats, zusammen über 21 Millionen Besucher in die landesweiten Kinos und gehörten in ihren jeweiligen Erscheinungsjahren damit zu den erfolgreichsten Produktionen, die mit solchen Ergebnissen Blockbuster wie «Harry Potter», «Troja» oder «Pearl Harbour» ausstachen. Begleitet wurde die Entstehung der Filme jeweils auf dem Heimatsender – über das «(T)Raumschiff» ließ Bully gar in Stefan Raabs Late-Night-Show «TV Total» abstimmen, was eine regelrechte „Bullymanie“ zur Folge hatte. Erst nach dem immensen Erfolg der Weltraumklamotte wurde es ruhiger um das Trio aus Herbig, Christian Tramitz («Findet Dorie») und Rick Kavanian («Hotel Transsilvanien 2»). Dem als Animationsfilm herausgebrachten Komödie «Lissi und der wilde Kaiser», ebenfalls basierend auf beliebten «Bullyparade»-Sketchen, gelang nur noch knapp der Sprung über die Zwei-Millionen-Besuchermarke. Getrennt voneinander widmete man sich fortan anderen Projekten.

Die Idee, zum zwanzigjährigen Jubiläum ein letztes Mal in die Haut der beliebtesten «Bullyparade»-Figuren zu schlüpfen, entstand mit den Jahren im Zuge positiver Resonanz von Seiten der Fans. Es sollte ein Liebhaberfilm werden. Vielleicht sogar ein Abschiedsgeschenk, denn immer wieder ließen die Drei auf ihrer Promotour durchblicken, dass nun ganz gewiss Schluss ist. Nehmen wir einmal an, dass es so tatsächlich kommen wird, können sie die Fans der Show jedenfalls nicht beschweren: «Bullyparade – Der Film» ist Fanservice par excellence, der im besten Sinne aus der Zeit gefallen wirkt und das «Bullyparade»-Zeitalter für eineinhalb Stunden wieder zum Leben erweckt.

Eine Sketch-Show auf der großen Leinwand


Zwei Zwickauer reisen zurück in die Zone und erleben dort eine faustdicke Überraschung. Häuptling Winnetou (Michael Bully Herbig) wünscht sich sehnlichst einen Stammhalter, ist unter den Single-Ladies im Dorf aber nicht der gefragteste Bachelor. Das Kaiserpaar Sissi und Franz (Christian Tramitz) bezieht eine mysteriöse Immobilie, in der nachts Unheimliches geschieht. Lutz und Löffler mischen ahnungslos die Börse auf. Ein Planet voller schöner Frauen bringt Captain Kirk, Mr. Spuck und Schrotty (Rick Kavanian) in große Verlegenheit. Und das alles in einem einzigen Film!

Die es in sechs Staffeln auf insgesamt 90 Episoden gebrachte «Bullyparade» folgte in ihrem Konzept erfolgreichen Sketchformaten wie «Ladykracher» oder «Mensch Markus»: Ein Host – in diesem Fall Michael Bully Herbig – eröffnete jede Ausgabe mit einer kurzen Stand-Up-Nummer, zeigte den Zuschauern die vorab produzierten Kurzfilme und trat gemeinsam mit seiner Stammbesetzung Christian Tramitz und Rick Kavanian für mindestens einen live aufgeführten Sketch live im Studio auf. Anders als die genannten Beispiele wurde im Falle der «Bullyparade» jedoch vorzugsweise auf bekannte Figuren zurückgegriffen. So bildeten sich innerhalb der Show einzelne Universen: Von Sissi über das Traumschiff bis hin zum Wilden Westen – um nur die drei beliebtesten zu nennen – deckte die Sendung damit eine große komödiantische Spannbreite ab und entwickelte sogar innerhalb von sich selbst vereinzelte Kultfiguren.

Ein weiteres Alleinstellungsmerkmal bildeten die Cameo-Auftritte zahlreicher Gaststars wie Anke Engelke, Stefan Raab oder Bastian Pastewka, die auf Bitten der Redaktion vorab nicht via Pressemeldung kommuniziert wurden. Kurzum: Wenn ein TV-Format Ende der Neunzigerjahre die Bezeichnung „Wundertüte“ verdient hatte, dann war es die «Bullyparade», was angesichts des mittlerweile veralteten Konzepts die Frage aufkommen lässt, ob ein Film nach demselben heute überhaupt noch funktionieren kann. Im Fernsehen werden Shows dieser Aufmachung zwar immer noch produziert, füllen jedoch in erster Linie die Slots auf den späteren Sendeplätzen (aktuelles Beispiel: «Knallerfrauen» oder «Knallerkerle»).

Veraltet oder zeitlos?


Gleichzeitig passt die sukzessive kleiner werdende Aufmerksamkeitsspanne der heutigen Jugend aber auch irgendwie ganz gut zum Prinzip der Comedy-Kurzclips – und so treffen sich der Aufbau eines klassischen Langspielfilms sowie das Sketch-Konzept in der Mitte.

Für «Bullyparade – Der Film» hat sich das Team aus Drehbuchautor Herbig und Alfons Biedermann (schrieb auch schon an den Skripts zur TV-Show sowie einem Gros von Bullys Kinofilmen mit) einen Kompromiss überlegt und reiht insgesamt fünf mehr oder weniger ausführliche Kurzfilme aneinander, die inhaltlich nichts miteinander zu tun haben, jedoch vom süffisanten Erzählkommentar Andreas Fröhlichs (die deutsche Stimme von unter Anderem Edward Norton) verbunden werden. Jede der Episoden dauert zwischen 15 und 25 Minuten und erzählt nicht bloß eine abgeschlossene Geschichte, sondern bettet neben diversen namhaften Gaststars auch Sketch-Elemente mit ein, die alleine vermutlich keine ganze Kurzgeschichte tragen könnten. So tauchen etwa die ihre verschwurbelten Wortspiele vortragenden Kastagnetten regelmäßig am Rande auf und unterhalten sich weitgehend zusammenhanglos in Form von absurden Wortspielen und –Wiederholungen.

Auch der Yeti am Mittag, Pavel und Bronko und – natürlich – die Outtakes kommen zum Tragen; hinzu kommen diverse für sich stehende Gags, die das Geschehen mit solch einem multidimensionalen, aber doch immer auch für Bully typisch albernen Humor füllen, dass sich «Bullyparade – Der Film» tatsächlich wie eine überlange Folge der TV-Show anfühlt, ohne dabei an Kurzweil und Amüsement einzubüßen. Und im besten aller Gags geht das Team dann auch noch direkt darauf ein, dass sein Film eben nicht dafür gemacht wurde, um Kritikern zu gefallen.

Umso schöner ist es, dass Bully und seine Crew kaum Gefahr laufen, auf allzu wenig Gegenliebe zu stoßen. Wenn man «Bullyparade – Der Film» eine Sache anmerkt, dann ist es die Passion, die mit der Inszenierung des Films einhergegangen sein muss. Inszenatorisch entspricht die Komödie dem Niveau eines großen Kinofilms; Settings, Ausstattung und so vermeintlich banale Dinge wie die Kameraarbeit (Torsten Breuer), die Musik (Stefan Raab hat sich für einige ausgewählte Kompositionen aus seinem Ruhestand heraus begeben) oder die Ausleuchtung verhelfen dem ursprünglichen TV-Format zu Leinwandausmaße, während es den Autoren zumindest weitestgehend gelingt, das Niveau der Geschichten auf einem gleichmäßigen Level zu halten. Wie es bei den meisten Episodenproduktionen so ist, schwankt jedoch auch der «Bullyparade»-Film an manchen Stellen; so ist die «Unser Traumschiff»-Kurzgeschichte (die dann leider auch noch den filmischen Abschluss bildet) insgesamt zu lang und verhältnismäßig zäh geraten, während man von den Börsen-Eskapaden von Lutz und Löffler gern mehr gesehen hätte.



Zu den inszenatorischen Highlights gehört indes die Story um Sissi und Franz, auch die Winnetou-Episode kann dem bekannten Setting neue, feine Elemente hinzufügen. Letztlich steht und fällt jedoch auch dieser Film abermals mit der Chemie innerhalb des Casts: Das insgesamt 26 (!) verschiedene Rollen verkörpernde Trio hat nichts an Albernheit und Liebe zur Extravaganz eingebüßt. Fast ist es so, als befänden wir uns wieder in den Neunzigern. Das mag für manch einen ein Indiz für Rückständigkeit sein, doch inhaltlich haben es die Macher verstanden, ihr fast schon nostalgisches Konzept ins Jahr 2017 zu übertragen. Es ist vielmehr eine humoristische Friedfertigkeit, ganz ohne Spott, Hohn oder Sticheleien gegenüber Anderen, die es trotzdem schafft, den Zuschauer eineinhalb Stunden lang Tränen lachen zu lassen. Vielleicht war früher ja doch alles besser.

Fazit


Nicht-Fans der «Bullyparade» wird auch der dazugehörige Film nicht bekehren können, doch Michael Bully Herbig und seine Crew haben «Bullyparade – Der Film» auch gar nicht für diese gemacht, sondern für die Liebhaber der Kultsendung. Und die werden an der von leichten qualitativen Schwankungen durchzogenen Sketch-Comedy und den vielen fantastischen Gastauftritten eine Menge Spaß haben.

«Bullyparade – Der Film» ist ab dem 17. August bundesweit in den deutschen Kinos zu sehen.

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Es gibt 3 Kommentare zum Artikel
Ultz
17.08.2017 10:35 Uhr 1
Ich habe das Gefühl, dass nach dem Film Netflix die Bullyparade wieder beleben will.
Kingsdale
17.08.2017 11:45 Uhr 2
Super und endlich mal wieder vor Lachen auf dem Boden liegen. In den letzten Jahren gab es keine Komödie wo man richtig gut Lachen konnte, selbst Filme wie Baywatch die als Komödie kam, waren Lächerlich statt zum Lachen. Bully bringt uns wieder das, was wir sehen wollen und bringt uns zum Lachen!
kauai
17.08.2017 12:48 Uhr 3


Ich gebe dir Recht, daß es in letzter Zeit wenig bis keine guten Komödien gab, aber und das ist ein großes ABER: ein Bully-Herbig-Film ist definitiv nichts, was an dieser Tatsache etwas ändert :!:
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