Die Kritiker

«Nord bei Nordwest - Estonia»

von

Leichte, seichte Familienunterhaltung, aber mit Herz und Haltung erzählt. «Nord bei Nordwest» gelingt es weiterhin, sich positiv abzugrenzen.

Cast & Crew

Vor der Kamera:
Hinnerk Schönemann als Hauke Jacobs
Henny Reents als Lona Vogt
Marleen Lohse als Jule Christiansen
Peter Prager als Reimar Vogt
Björn Grundies als Lars Sobireit
Mark Zak als Victor Apov
Rudolf Danielewicz als Matthias Kruse

Hinter der Kamera:
Produktion: Aspekt Telefilm
Drehbuch: Holger Karsten Schmidt
Regie: Dagmar Seume
Kamera: Carl-Friedrich Koschnick
Produzentin: Claudia Schröder
Tierarzt Hauke Jacobs (Hinnerk Schönemann) gerät wieder zwischen die Fronten: In der örtlichen Seniorenresidenz wird ein alter Mann erschossen. Als Hauke den Schuss hört und zum Tatort eilt, drückt ihm der Sterbende ein Stück Metall in die Hand. Die gleichsam junge und attraktive Dorfpolizistin Lona Vogt (Henny Reents) steht vor einem Rätsel. Gut, dass Hauke in einem früheren Leben Polizist war. Und trotz anfänglichem Widerwillen kommt auch Lona schnell zu der Überzeugung, dass der ehemalige Kollege trotz seines Berufswechsels ihr ein bisschen zur Hand gehen sollte.

Da Hauke nun Besitzer des ominösen Metallstücks ist, gerät er selbst ins Visier der Bösewichte: Bald bekommt er Besuch von einer finsteren Gestalt, die auf seinen Hund schießt. Eine tränenreiche (und aufrichtig herzerweichend inszenierte) Not-OP kann Haukes knuddeligen vierbeinigen Freund glücklicherweise retten.

Währenddessen entwickelt Lona den Verdacht, ihr Vater Reimar (Peter Prager) könne etwas mit der Sache zu tun haben. Reimar sei von Beruf Handlungsreisender gewesen, sagt er noch heute, doch schon länger mehren sich die Anzeichen, dass er jahrzehntelang für den Bundesnachrichtendienst spioniert hat. Das Mordopfer aus der Seniorenresidenz ist nicht weniger mysteriös: Schon vor zwanzig Jahren hatte der Mann eine falsche Identität angenommen. War auch er ein vermeintlicher Handlungsreisender, der einer alten Fehde zum Opfer fiel?

Das Gelungene an «Nord bei Nordwest» ist, dass diese Reihe weiß, was sie sein kann und will: nette, harmlose Unterhaltung. Anders als viele vergleichbare Formate mit ähnlicher Zielsetzung sieht sie deren Erfüllung aber nicht in einer haltungslosen Anbiederung oder der berechneten wie klischeehaften Bedienung der Interessen einer tatterigen Zuschauerklientel. „Estonia“ erzählt einen einfach gestrickten Stoff mit simpler Figurenführung, aber es erzählt ihn witzig, charmant und in seinem Anspruch über ein schematisches Abhaken genreüblicher Konventionen hinausgehend.

Sicher: Spannend ist das hier nicht. Besonders intelligent, einnehmend oder aussagereich sicherlich ebenso wenig. Aber «Nord bei Nordwest» bleibt bei seinem aufrichtigen Duktus, erzählt mit einem ehrlichen Interesse an seinen Figuren, die deutlich witziger, intelligenter und persönlicher gehalten sind als die vergleichbare Konkurrenz aus Genre und Sendeplatz.

Gleichzeitig teilt dieser Film eine Unart, die er mit vielen familienfreundlichen Fernsehfilmkrimis gemein hat: Der Krimiteil wirkt ihm aufgezwungen. Aus den üblichen Gründen: Weil die Sender das so wollen, weil sie meinen, dass der Zuschauer das so will. Und wahrscheinlich aus den üblichen dramaturgischen Motiven: Ein Krimi schafft vermeintliche Sicherheit beim Spannungsbogen.

Doch den Krimi braucht es für „Estonia“ nicht. Der Film wäre besser gelungen, hätte er voll auf seine stimmig gezeichneten Figuren vertrauen dürfen. Zumindest sein inhaltlicher Erfolg gäbe dieser Hypothese recht: Denn er ist immer dann am besten, wenn die abstrusen alten Verschwörungen aus Papas BND-Zeiten und die Jagd nach dem Mörder gerade Sendepause haben. Dann, wenn sich Hauke Jacobs und seine Kollegin in der Tierarztpraxis näher kommen. Wenn Drehbuchautor Holger Karsten Schmidt auf dem örtlichen Kostümball die Schrullen seiner Charaktere ausleben lässt. Und natürlich, wenn Hauke Jacobs‘ Prachthundi seinen großen Auftritt hat.

Das ist leicht, seicht, wahrscheinlich auch ein bisschen billig, liest sich aber hier wesentlich schmieriger, als es in diesem Film tatsächlich wirkt. Und das ist bei allen Defiziten doch ein Gewinn.

Das Erste zeigt «Nord bei Nordwest – Estonia» am Donnerstag, den 30. März um 20.15 Uhr.

Kurz-URL: qmde.de/92147
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