Popcorn & Rollenwechsel

Wie soll «Star Wars» mit Carrie Fishers Tod umgehen?

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Hinter den Kulissen stellt sich für das Lucasfilm-Team eine traurige, doch dringende Frage. Unser Kolumnist grübelt mit.

Mit Carrie Fisher ist Ende 2016 eine legendäre Hollywood-Größe von uns gegangen: Als „Script Doctor“ hat sie zahlreiche Drehbücher feingeschliffen. Als Person des öffentlichen Lebens hat sie viel dafür getan, Frauen in Hollywood eine Stimme zu geben und die Medien für eine angemessenere Thematisierung psychischer Probleme zu sensibilisieren. Vor allem aber wird sie als Leia Organa in Erinnerung bleiben – und eben diese ikonische Rolle sorgt bei Disney-Tochterstudio Lucasfilm für ratlose Gesichter: Wie soll mit der beliebten Figur verfahren werden, nun, nachdem die Schauspielerin verstorben ist, die diese Rolle überhaupt erst zu einem zeitlosen Fanfavoriten gemacht hat?

Ein kleiner Trost für alle «Star Wars»-Fans: Carrie Fisher hat noch vor ihrem Ableben sämtliche Szenen für den noch nicht konkret betitelten Episode VIII abgedreht. Das heißt, dass der erste Film, der durch Fishers Tod betroffen ist, erst 2019 in die Kinos kommen wird. Aktuell befindet sich der Film, den «Jurassic World»-Regisseur Colin Trevorrow inszenieren wird, noch in Vorproduktion – es ist noch genügend Zeit vorhanden, damit sich die Verantwortlichen in Ruhe Gedanken machen können. Zumindest, sofern Leia überhaupt in Episode IX auftauchen sollte. Theoretisch besteht die Möglichkeit, dass Leia in Episode VIII stirbt.

Dagegen spricht wohlgemerkt ein rund ein Jahr altes Interview mit Trevorrow, der gegenüber E! sagte, dass er Leia in Episode IX mehr Leinwandzeit geben möchte. Sofern dies keine geschickte Irreführung war, um Fans vor dem überraschenden Tod der rebellischen Generalin in Sicherheit zu wiegen, dass dieser Figur nichts passiert, wird VIII Leias Handlungsfaden wohl kaum vollkommen abschließen.

Für Episode IX bedeutet dies folgende Möglichkeiten: Man könnte Leia aus der Handlung schreiben und völlig fallen lassen. Das ist aber angesichts Leias Popularität bei den Fans und ihrer nicht geringen Position im «Star Wars»-Universum unwahrscheinlich. Man könnte Leia raus schreiben und andere Figuren über ihren überraschenden Tod sprechen lassen – traurig, aber bei Serien und Filmreihen bewährtes Mittel, um mit solchen Schicksalsschlägen umzugehen.

Alternativ gibt es die altbekannte Möglichkeit einer Umbesetzung – selbst andere kontinuitätsverrückte Filmreihen wie «Harry Potter» und das Marvel Cinematic Universe haben bereits Rollen umbesetzt. Im ersteren Fall, weil Dumbledore-Darsteller Richard Harris gestorben ist, im zweiten Fall wegen solcher Dinge wie zu hoher Gagenforderungen (Terrence Howard als War Machine) und sich überschneidender terminlicher Verpflichtungen (Joshua Dallas als «Thor»-Nebenfigur Fandral). Ich kann nur nach meinem Bauchgefühl gehen, doch ich glaube nicht, dass Lucasfilm die Zukunft Leias mit einer neuen Darstellerin weiterschreiben wird.

Einer der Gründe: Ich kann mir nicht vorstellen, dass Fans es der neuen alten Leia einfach machen würden – ich schätze, man würde es niemandem zumuten wollen, als Fisher-Nachfolgerin verrissen zu werden. Bei den Marvel-Beispielen und dem «Harry Potter»-Exempel handelte es sich um Adaptionen, nicht um eine für die Leinwand erschaffene Figur – ein entscheidender Unterschied, wenn es darum geht, wie sehr die Kern-Fanbase an eine bestimmte Performance gebunden ist. Dass kommende Ablegerfilme eine junge Leia zeigen, und jemand die Rolle ausfüllt, ähnlich wie Alden Ehrenreich den Titelhelden im Han-Solo-Film spielen wird? Das ist nicht ausgeschlossen. Schlicht, weil hier der Bruch ein anderer ist. Es wird niemand gesucht, der anstelle der Originalbesetzung die Geschichte einer beliebten Figur zu Ende erzählt, sondern „nur“ jemand, der ihre Vergangenheit näher beleuchtet. Das ist leichter zu verkraften.

Schlussendlich bestünde die Gelegenheit, durch digitale Tricksereien Carrie Fisher quasi zum Leben zu erwecken und in einigen Szenen auftreten zu lassen – so, wie Paul Walker in «Fast & Furious 7» zu sehen war. Lucasfilm versuchte sich in einer Nebenrolle bereits in «Rogue One: A Star Wars Story» daran. Jedoch: Das Endergebnis scheidet die Geister, außerdem erklärte John Knoll aus der Führungsetage der Effektschmiede Industrial Light and Magic, dass man nicht beabsichtigt, regelmäßig auf diesen kostspieligen und komplexen Prozess zurückzugreifen.

Meine Prognose: Eine digitale Carrie Fisher als tragende Nebenrolle ist daher auszuschließen – dafür wird die Rekreation von Peter Cushing in «Rogue One» zu gespalten von den Fans aufgenommen. Für «Rogue One» gab es allerdings einen Plan B, der mir nun wie gemacht für Episode IX vorkommt: Man überlegte, Cushings Figur Tarkin zeitlich sehr begrenzt und nur als Hologrammbotschaft in den Film einzubauen. Dies ließe sich für Leia übernehmen. Vielleicht gibt es Fisher-Outtakes, die sich anbieten. Sonst muss nochmal der Computer heran. Leia so einen letzten Augenblick in «Star Wars» zu geben, sofern es inhaltlich Sinn ergibt, wäre perfekt. Natürlich nur, sofern ihre Nachkommen damit einverstanden sind.

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