Interview

Guido Cantz: Mit ‚Pranks‘ kann er nichts anfangen

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Sieben Jahre «Verstehen Sie Spaß?»: In dieser Zeit hat sich das ARD-Samstagabendformat wieder zu einer Sendung für die ganze Familie entwickelt. Wir haben mit Cantz über Verstecke-Kamera-Gags gesprochen und warum diese auch für die ganz Jungen wieder interessant sind. Und auch Musik durfte in dem Gespräch nicht zu kurz kommen.

Zur Person: Gudio Cantz

Cantz ist nicht nur einer der bekanntesten Comedians der aktuellen Zeit (trat 77 Mal in «Genial Daneben» auf, war elf Jahre lang Teil von «Karnevalissimo» und spaßte in «Nachgetreten» zur EM 2008. Er ist auch klassischer Moderator, wie er seit 2012 in «Meister des Alltags» beweist. Seit 2010 führt er zudem durch den Klassiker «Verstehen Sie Spaß?». Erstmals moderiert er in diesem Jahr auch «SWR3 New Pop Festival – Das Special», am Freitagabend ab 23.30 Uhr im Ersten.
Herr Cantz, wann haben Sie zuletzt MTV oder VIVA geschaut?
Da erinnere ich mich noch gut: Das war vergangenen Donnerstag, als ich im Hotel war und etwas Musik hören wollte. Mir ist dann aber aufgefallen, dass auf den Sendern inzwischen auch viele Serien laufen und bei MTV nur noch zeitweise Musik läuft.

Das Musikfernsehen hat sich über die Generationen hin weg geändert…
Meine Generation ist noch mit «Formel 1» und Peter Illmann sozialisiert worden. Das war damals schon wirklich spektakulär.

Kommen wir jetzt zum Klischee-haften Ausspruch: Früher war halt doch alles besser?
Ich weiß nicht. Ich muss fairerweise auch sagen, dass ich nie wirklich der Musikvideo-Junkie war. Ich komme aber aus einer sehr musikalischen Familie. Im Advent haben wir selbst immer Musik gemacht, ganz klassisch mit Geige und Klavier. Meine Eltern waren was das angeht sowieso immer sehr geduldig – ich konnte früher auch immer Bandproben zu uns nach Hause verlegen, wo ich dann in gewisser Lautstärke Schlagzeug oder Klavier gespielt habe.

Im Fernsehen hat sich Musik inzwischen größtenteils in Casting-Shows verlagert. Was können Sie diesen Formaten abgewinnen?
Nicht wirklich viel. Ich halte nichts davon, wenn man jungen Menschen große Hoffnungen macht. Die wenigsten dieser Gewinner in solchen Sendungen haben sich aber längerfristig etablieren können. Sie erleben dann – vielleicht ein halbes Jahr lang – die Vorteile, die unsere Branche mit sich bringt. Da gibt es einen großen Hype und jeder sagt dir, dass du der Tollste bist.

Wir sprechen da dann ja zudem von jungen Leuten, die zwangsläufig kaum Medienerfahrung haben.
Ich persönlich zum Beispiel habe immer schon darauf geachtet, dass meine Engagements immer langfristigerer Natur sind – weil ich nicht nur auf ein halbes Jahr denke. Diese jungen Teilnehmer haben für ihre vermeintliche Karriere dann den Job aufgegeben oder das Studium abgebrochen. Sie sind viel in Hotels unterwegs, haben einen gewissen Luxus. Doch plötzlich reicht’s nicht mehr und sie müssen froh sein, wenn sie mit ihrer einstigen Band wieder Musik machen können. Das kann ziemlich hart sein.

Ist das Medium Radio Ihrer Meinung nach weiterhin ein wichtiger Partner für junge Bands?
Das ist das Mittel, einen Hit bekannt zu machen. Radio schafft es immer noch in relativ kurzer Zeit Hits zu produzieren. Wenn man zwei, drei Stationen hinter sich hat, dann gibt das einen guten Push.

Aber Sie kennen ja auch die Kritik am deutschen (Format-)Radio, die zeitweise ja schon Züge von Abgesängen hat.
Die Kritiker, die Kritiker. Wenn ich auf die reinen Zahlen schaue, dann sehe ich immer noch eine große Faszination am Medium Radio. Da haben wir hierzulande Sender, die über Jahrzehnte hinweg zu echten Marken geworden sind.

Sie sind das Gesicht von «Verstehen Sie Spaß?», das zuletzt eine Renaissance erlebte und teils über fünf Millionen Zuschauer holt. Läuft also?
Ich denke. Ich mache das jetzt seit sieben Jahren und habe in dieser Zeit viel Engagement in das Format gesteckt – gemeinsam mit meinem Redaktionsteam. Wir machen heute einiges anders als damals, als ich begonnen hatte. Und ich denke, es ist uns gut gelungen, da etwas zu verändern. Das zeigen die Quoten, übrigens auch bei den Jungen. Nicht zu vergessen sind hier auch die Abrufzahlen bei YouTube.

Das alles ist der Konkurrenz nicht entgangen. Aber weder Sat.1-Formate mit versteckter Kamera, noch die Neuauflage der «Versteckten Kamera» beim ZDF oder ProSiebens «Prankenstein» zündeten so richtig. Was ist als das Geheimnis des Erfolgs bei «Verstehen Sie Spaß?»?
Ich kann da natürlich auch nur Vermutungen anstellen. Die Sendung an sich gibt es nun seit 36 Jahren – und anscheinend ist es nie ganz aus der Mode gekommen, dass man sich versteckter Kameras bedient, um Leute reinzulegen. Es fällt aber auf, dass sich vor allem auch ganz junge Zuschauer wieder für solche Späße interessieren – und da meine ich Jugendliche zwischen zwölf und 14 Jahren, die die Sendung dann gemeinsam mit ihren Eltern schauen. Die Eltern gucken das entweder immer noch oder nach einer Pause wieder. Ich habe neulich die Jungs von Y-Titti getroffen, die mir dann sagten, dass wir da „echt geile Pranks“ in der Sendung haben. Nun ja, das Wort „Pranks“ ist jetzt nicht unbedingt meins, aber man sieht, es trifft auch den Geschmack der jungen Generation. Dafür stehen auch die 270 Millionen Abrufe unserer YouTube-Inhalte – ein Wert, der für ein ARD-Angebot schon ziemlich gut ist.

Ich glaube, es hat keinen Einfluss auf die Quote, ob ein Format aus einem festen Studio kommt oder aus verschiedenen Hallen. Dem Zuschauer zu Hause dürfte es egal sein, ob wir vor 900 Zuschauern in Geiselgasteig bei München sitzen oder vor 1200 Zuschauern in einer Halle in Trier.
Guido Cantz über die Entscheidung, «Verstehen Sie Spaß?» mittlerweile fest in den Bavaria-Studios am Münchner Stadtrand zu produzieren
Die Sendung ist vor einiger Zeit in ein festes Studio in den Bavaria Studios gezogen. Zuvor tourte sie von Stadt zu Stadt. Hatten Sie je Sorge, dass das Quote kosten könnte?

Ich glaube, es hat keinen Einfluss auf die Quote, ob ein Format aus einem festen Studio kommt oder aus verschiedenen Hallen. Dem Zuschauer zu Hause dürfte es egal sein, ob wir vor 900 Zuschauern in Geiselgasteig bei München sitzen oder vor 1200 Zuschauern in einer Halle in Trier. Da denken die TV-Schaffenden selbst wohl viel mehr nach als letztlich der Zuschauer auf dem Sofa.

Danke für das Gespräch.

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Ultz
21.09.2016 16:39 Uhr 1
Das Interview ist durchaus in Ordnung, vielleicht aber nochmal Korrekturlesen lassen. Da sind doch ungewöhnlich viele Fehler drin.

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