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«Star Trek Beyond» - der finale Kinotrailer ist online: Ein Franchise am Scheideweg?

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Satte fünf Monate nach dem ersten, wurde heute der zweite, finale Trailer für das dritte Reboot-Abenteuer vorgestellt - und nicht nur die Fans waren gespannt, ob man den Weg der reinen Bombast-Action weitergehen oder endlich auch eine Story andeuten würde...

Mitte Dezember hatte Paramount mit dem ersten Trailer für «Star Trek Beyond» hitzige Diskussionen unter den Trekkies ausgelöst. In Abwesenheit einer erkennbaren Story hatte man sich dort auf die offensichtliche Zerstörung der Enterprise, Humor, fetzige Musik und eine Motorradeinlage von Chris Pine alias Captain James T. Kirk beschränkt.

Am Anfang war nur Getöse


Star Trek Beyond

  • Regie: Justin Lin
  • Drehbuch: Simon Pegg & Doug Jung
  • Kinostart: 21. Juli 2017
  • Darsteller: Chris Pine, Zachary Quinto, Zoe Saldana, Simon Pegg, Anton Yelchin, John Cho, Karl Urban, Idris Elba & andere
Es war schon ein komisches Gefühl für einen langjährigen Trekkie, im Kino zu sitzen um «Star Wars: The Force Awakens» zu sehen und vorher als Zuckerguss noch den ersten Trailer für «Star Trek Beyond» gereicht zu bekommen – nur, um danach ernüchtert und emotional ungerührt auf die Leinwand zu starren.

Denn so sehr der neue «Star Wars»-Film das Feeling der ersten Trilogie wiedererwecken konnte und mit Herz, Witz und Retrocharme punktete, so wenig war dies dem knapp 90-sekündigen Trailer für das neue «Star Trek»-Abenteuer gelungen.

Versuchte man im Nachhinein die Versatzstücke des ersten Trailers ein wenig kreativ zu sortieren, wird die Enterprise im Film vermutlich zu Beginn angegriffen und zerstört, die Crew strandet auf einem unbekannten Planeten und kämpft voneinander getrennt ums Überleben, entdeckt ein düsteres Geheimnis, flieht auf einem geklauten Wrack gen Heimat, wird verfolgt, stürzt auf der Erde ab und am Ende werden die Aliens besiegt. So weit so unspektakulär.

Mit einem wilden Mix aus Explosionen, Martial-Arts-Einlagen, One-Linern und vagen Phrasen des von Idris Elba gespielten Antagonisten und unterlegt mit dem bereits aus dem ersten Rebootfilm bekannten Song Sabotage von den Beastie Boys, erzeugte man damit zwar ein durchgestyltes Produkt, das jedoch Herz, eine fesselnde Idee und jegliches Alleinstellungsmerkmal vermissen ließ. Den Reaktionen zufolge konnte man damit weder die Hardore-Fans, noch den Otto-Normal-Kinozuschauer für das Werk erwärmen. Eine gefährliche Situation, die Autor und Scotty-Darsteller Simon Pegg dazu veranlasste, dem Trailer nachträglich den Segen abzusprechen und anzumerken, dass sich im finalen Film viel mehr verstecken würde, als man dort zu sehen bekam.

Das Problem des Franchise


Und das musste man auch schlicht hoffen: Die Kinoreihe war nach dem Wechsel von der klassischen Crew um William Shatner, Leonard Nimoy und DeForest Kelley in den ikonischen Rollen als Kirk, Spock & McCoy (die es auf sechs Abenteuer zwischen 1979 und 1991 gebracht hatten) in die Hände der Next Generation um Patrick Stewart, Jonathan Frakes und Brent Spiner alias Picard, Riker & Data übergegangen.

Hatte das zu Beginn in «Star Trek: Generations» (1994) und «Star Trek: First Contact» (1996) noch sehr gut funktioniert, war es danach qualitativ und in Sachen kommerzieller Erfolg mit «Star Trek: Insurrection» (1998) und «Star Trek: Nemesis» (2002) stetig bergab gegangen. Paramount stand durch Unachtsamkeit und zu viele falsche Entscheidungen vor den Scherben ihres einstmals goldenen Franchise. Da 2005 auch noch die fünfte Live-Action-Serie «Star Trek: Enterprise» nach nur vier Staffeln den Quotentod starb, schien es an der Zeit, die Phaser und Uniformen einzumotten. «Star Trek» war nach 39 Jahren aus einem einstmals blühenden Leben mit einem Zwischenstopp auf der Intensivstation direkt in die Leichenkammer gewechselt.

Und so sehr die beiden bisherigen Reboot-Filme von J. J. Abrams dem Franchise seit 2009 neues Leben eingehaucht haben (weltweites Einspielergebnis der ersten beiden Teile: 386 und 467 Millionen US-Dollar), so stark hat man auch einen erneuten Graben durch das ohnehin schwierige, weil überkritische Fandom gezogen. Die einen konnten mit dem leichteren Tonfall, dem Humor & Unterhaltungswert sowie den opulenten Schauwerten gut leben, die anderen versagtem dem Reboot-Projekt spätestens nach dem arg plagiatverdächtigen «Star Trek Into Darkness» (2013) aber die Gefolgschaft. Mehr denn je hängt die Zukunft der Kinoreihe somit am nun folgenden Teil – eine große Verantwortung für die Autoren Simon Pegg & Doug Jung sowie Justin Lin, der als Regisseur der «The Fast and the Furious»-Filme sicher auch nicht die erste Wahl der Fans gewesen wäre.

Nochmal mit Hirn?


Hier ist er nun also, der zweite und finale Trailer für «Star Trek Beyond».

Steckbrief

Björn Sülter ist bei Quotenmeter seit 2015 zuständig für Rezensionen, Interviews & Schwerpunkte. Zudem lieferte er die Kolumne Sülters Sendepause und schrieb für Die Experten und Der Sportcheck.
Der Autor, Journalist, Podcaster, Moderator und Hörbuchsprecher ist Fachmann in Sachen Star Trek und schreibt seit 25 Jahren über das langlebige Franchise. Für sein Buch Es lebe Star Trek gewann er 2019 den Deutschen Phantastik Preis.
Er ist Headwriter & Experte bei SYFY sowie freier Mitarbeiter bei Serienjunkies, der GEEK! und dem FedCon Insider und Chefredakteur des Printmagazins TV-Klassiker und des Corona Magazine.
Seine Homepage erreicht ihr hier, seine Veröffentlichungen als Autor auf seiner Autorenseite.
Erfreulich zu Beginn, dass die Geschichte um Captain Kirk vom Heißsporn zur späteren Starfleet-Legende offenbar weiterhin das Geschehen dominieren wird - es scheint an der Zeit für ihn, aus dem Schatten seines Vaters zu treten, und das Besondere an sich selber zu entdecken. Gut so! Auch wird es offenbar um die Grundfeste, auf denen die Föderation aufgebaut ist und den Status der Menschheit an sich gehen. Darüber hinaus scheint es einen Gegenspieler zu geben, der aus einer tiefen Überzeugung und mit einem klaren Plan seine Agenda verfolgt - schade ist jedoch, dass der wunderbare Idris Elba unter den Tonnen von Make-up vermutlich nicht großartig wird glänzen können.

Ansonsten dominieren weiterhin gelungener und organischer Humor innerhalb der Crew, spektakuläre und absolut konkurrenzfähige Special-Effects und ein mitreißender Score das Gesamtbild.

Und weils so schön ist, gibt es gleich noch dank den Kollegen von TrekCore.com das erste offizielle Kinoplakat dazu, das erstaunlicherweise auf die Worte «Star Trek» verzichet.

Fazit


Vielleicht muss man tatsächlich ein wenig zurückrudern – der zweite Trailer legt den Verdacht nahe, dass das Autorenteam Pegg & Jung tatsächlich versucht, eine klassische und moralisch eventuell gar herausfordernde Story zu erzählen und diese als Tribut an den heutigen Mainstream mit kompetenter Bombast-Action und viel Humor zu erzählen – wenn der Mix passt, durchaus keine schlechte Wahl. Eindrucksvoll ist er in jedem Fall und erzeugt im Gegensatz zum ersten auch das Gefühl, dass dieser Film definitiv auf die Watchlist für den Sommer gehört.

Dass vieles dennoch ein wenig plakativ wirkt, man nach Nero («Star Trek» von 2009) und Khan («Star Trek Into Darkness» von 2013) das dritte Mal auf einen externen Schlimmling mit versteckter Agenda zurückgreift und auch bereits zum dritten Mal in dreizehn Filmen die Enterprise scheinbar dem Tode weiht, vertreibt zwar nicht den letzten Rest Sorge – mehr Optimismus als nach Ansicht des ersten Trailers ist jedoch in jedem Fall angebracht. Es sind noch 58 Tage bis zum dreizehnten Kinoabenteuer der Enterprise – dann sind wir alle schlauer.

«Star Trek Beyond» kommt am 21. Juli 2016 in die deutschen Kinos. Im Zuge der Veröffentlichung wird es bei Quotenmeter neben der ausführlichen Rezension zum Film als Vorlauf auch noch ein Feature über die bisherige Geschichte der Trek-Kinoreihe geben.

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