Hingeschaut

«Spiel für dein Land»: Nett, mehr aber auch nicht.

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Ein Quiz, sechs prominente Kandidaten, ein Länder-Duell und eine App. Die neue Show mit Jörg Pilawa bietet nichts Neues, macht aber auch nichts falsch. Nette Samstagabendunterhaltung eben.

Promi-Teams in «Spiel für dein Land»

  • Deutschland: Maria Furtwängler, Christoph Maria Herbst (Platz 1)
  • Österreich: Ursula Strauss, Hans Sigl (Platz 2)
  • Schweiz: Sandra Studer, Stefan Gubser (Platz 3)
Eine Quizsendung. Das wäre doch mal eine interessante Idee für ein öffentlich-rechtliches Primetime-Format. Außerdem nehmen wir noch Prominente dazu, das lockt immer Zuschauer vor die Fernseher. Und dann machen wir einen Wettbewerb der Nationen daraus, damit wir es auch noch bei unseren deutschsprachigen Nachbarn senden können. Halt, eines fehlt noch. Der innovative Web 2.0-Charakter. Hatte Das Erste da nicht ein mittlerweile etabliertes Vorabend-Format mit einer eigenen App im Angebot, dessen Konzept man leicht abgeändert auf die neue Sendung übertragen könnte? Stimmt, das Quizduell lässt grüßen. So oder so ähnlich dürfte der kreative Prozess zum neuen ARD-Format «Spiel für dein Land» abgelaufen sein. Nette Samstagabenunterhaltung sollte dabei wohl rausspringen.

Gemeinsam mit dem SRF und dem ORF schickte Das Erste die erste Ausgabe des neuen Samstagabend-Formats über drei lange Stunden in den Äther hinaus. «Spiel für dein Land» verkörpert das altbekannte Duell zwischen Deutschland, Österreich und der Schweiz im „großen Drei-Länder-Kampf“. Punkte sammeln können einerseits die Kandidaten im Studio, jeweils zwei Prominente für jedes Land, und andererseits die Zuschauer auf den Sofas – per eigens erstellter App oder direkt im Browser am PC. Das Land, welches am Ende die meisten Punkte einsackt, gewinnt den Pokal. Außerdem werden unter den Spielern des Gewinnerlandes zehn mal 5.000 Euro verlost.

Die Sendung folgt dabei einem recht simplen Ablauf. In jeder Runde müssen Prominente und Zuschauer Quizfragen beantworten, mit denen sie Punkte erspielen können. Begleitet werden diese Fragen durch nett produzierte Einspieler, die den Abend mit ein paar seichten Witzen auflockern sollen. Zwischendurch gibt es immer wieder spezielle Runden, in denen der Zuschauer vor dem Fernseher auch mal eine Pause einlegen muss und den Prominenten bei Studiospielen zuschauen darf.

Moderator der Sendung war mal wieder der Quizonkel der Nation, Jörg Pilawa. Er führte gewohnt souverän durch die Show, auch wenn sein Humor doch manchmal etwas hölzern und einstudiert wirkte. Eine Begebenheit, die sich auch für die Show selbst oft beobachten lies. «Spiel für dein Land» wollte möglichst witzig und locker rüberkommen. Das funktionierte mal mehr und mal weniger. Typisch seichte Samstagabendunterhaltung eben.

Gäste in «Spiel für dein Land»

Neben den Prominenten-Teams gastierten noch weitere bekannte Persönlichkeiten in der Sendung. Schauspieler Jürgen Vogel fungierte als Lockvogel für die Versteckten Kamera. Die Fußballlegenden Thomas Häßler, Toni Polster und Stéphane Chapuisat spielten im Studiospiel um Punkte für ihr Land. Schauspieler Peter Weck fungierte als Quiz-Helfer und Sarah Connor sorgte für die musikalische Note des Abends.
Streckenweise nahmen sich die Show und speziell Pilawa selbst trotzdem nicht allzu ernst. Vor allem, wenn es um die typischen Vorurteile über Deutsche, Österreicher und Schweizer ging. Aber so sehr sich Jörg Pilawa mit ironischen Bemerkungen von den sehr klischeehaften Quizfragen distanzieren wollte, kommt man nicht umhin, diese zu kritisieren. Schon beim Herunterladen der App ahnte man dahingehend nichts Gutes: „In unterhaltsamen Spielen mit Landesbezug…“ heißt es in der Beschreibung im Google Play-Store. Und genau diese Erwartung erfüllte «Spiel für dein Land»: Deutsche legen ihre Handtücher auf die Strandliegen, Schweizer kümmern sich nur um Käse, Österreicher lieben ihre Sissi.

Die Show legte im Gegensatz zum «Quizduell» den Fokus nicht auf Fragen zum Allgemeinwissen, sondern beschäftigte sich vor allem mit „unnützem Wissen“. Oder wer hätte zum Beispiel gewusst, dass die Schweiz juristisch gesehen gar keine Hauptstadt hat? Die Fragen waren nicht zu leicht, aber auch nicht unlösbar. Nette Samstagabendunterhaltung eben.

Aber was soll man noch großartig zu einer solchen Sendung sagen? Am Konzept war vom Prinzip her nichts neu, erhebliche Fehler leistete sich die Show ebenfalls nicht. Die App hat reibungslos funktioniert, ist übersichtlich und reagierte schnell. Da hat man wohl aus dem «Quizduell»-Debakel im letzten Jahr gelernt. «Spiel für dein Land» lässt sich schlicht und ergreifend mit nur einem Wort beschreiben: nett. ‚Nett‘ ist zwar auch die kleine Schwester von ... Nunja, Sie wissen schon. Jedoch muss man konstatieren, dass die Quizshow grundsolide war, auch wenn die Sendedauer – nominell drei Stunden, überzogen bis 23.30 Uhr – doch zu lang war.

Ich persönlich habe übrigens nur sechs Fragen richtig beantwortet. Dazu sollte vielleicht erwähnt werden, dass ich sieben der Fragen verpasst habe, weil man zwischendurch auch problemlos Mails checken oder sich was zu essen holen konnte. «Spiel für dein Land» - alles kann, nichts muss. Nette Samstagabendunterhaltung eben.

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