360 Grad

Wild and Freee

von

Stefan Raab saß letzten Samstag auf einem Gefährt namens Freee. Es folgten zwanzig Minuten größter Komik. Und bei dem Gedanken, dass es diese Show bald nicht mehr gibt, wird unserem Kolumnisten ganz wehmütig ums Herz...

Gucken wir uns diese Szene noch einmal in ihrer ganzen Pracht an.

So. Fertig? Sehr gut.

Was Sie da gerade (noch mal?) gesehen haben, war einer der herrlichsten Fernsehmomente des Jahres. Und Raabs baldiger Abschied vom Fernsehgeschäft bringt es mit sich, dass einem dabei auch ein bisschen wehmütig ums Herz wird.

Es liegt an vielen, warum dieser «Schlag-den-Raab»-Moment wohl einer der tollsten in all den Jahren ist. An Raabs lausbubenhafter Freude, Chaos zu stiften, und seinem Drang, dieses verdammte Spiel zu gewinnen, und schrotte er dabei ein Dutzend der teuren Gefährte. An Frank Buschmanns herrlich komischen, gerne schnippischen, aber nie bösartigen Kommentierungen. An Steven Gätjen, der auch dann noch die Ruhe selbst ist, wenn zu seiner Linken Raab Pirouetten dreht und gegen die Spielregeln anredet und zu seiner Rechten der Kandidat mit dem Gerät drauf und dran ist, die erste Zuschauerreihe niederzumähen. Und an einer Sendung, die genau davon lebt.

Wer noch immer nicht verstanden haben sollte, dass Stefan Raabs Rückzug aus dem TV-Geschäft nicht nur eine wichtige Personalmeldung ist, sondern eine Zäsur in der Art, wie heute Fernsehen gemacht wird, tut gut daran, sich immer wieder diese Szene vom vergangenen Samstagabend vor Augen zu führen.

Stefan Niggemeier hat es bereits vor Monaten in seinem Blog ausgeführt. Außer Stefan Raab gibt es keinen deutschen Fernsehstar mehr, der gegenüber einem Sender eine solche Machtposition inne hat. ProSieben war abhängig von Stefan Raabs Shows und es ist nicht gesagt, dass der Markenkern des Senders seinen Abschied unbeschadet überstehen wird.

Aber das ist nicht alles. Der Raabschied – so pessimistisch wollen wir diese Woche einmal sein – könnte eine Trendwende zum Negativen für die gesamte deutsche Fernsehlandschaft sein. Wo gibt es denn aktuell – außer «Schlag den Raab» – eine so mitreißende, niveauvolle, clevere und (auch das ist ein Qualitätsmerkmal) ein bisschen wahnsinnige Samstagabendshow? Wo finden noch so irrwitzige und irrsinnig witzige Momente statt wie Raabs Höllenritt auf dem Sitz-Segway?

Es ist wieder einmal deutlich geworden: «Schlag den Raab» ist noch eine der ganz wenigen Unterhaltungsshows auf den großen Sendern, die nicht so aussehen, als seien sie hauptsächlich in der Controlling-Abteilung entstanden, mit dem Hintergedanken, Risikominimierung und Berechnung seien alles. Dem deutschen Fernsehen wird diese Sendung furchtbar fehlen. Vor allem, weil sie die letzte ihrer Art ist. Hoffen wir, dass sie wenigstens nicht für immer ausstirbt.

Kurz-URL: qmde.de/81685
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