Sonntagsfragen

'Man wird eher belächelt, wenn man in einer Soap mitspielt'

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Steffen Donsbach, ehemaliger Darsteller bei «Köln 50667», sprach mit Quotenmeter.de über RTL IIs erstes Web-Format «Soapstar», Social Media und Probleme ehemaliger Soap-Darsteller.

Zur Person: Steffen Donsbach

Steffen Donsbach wurde am 28.6.1984 in Bielefeld geboren. Zwischen 2005 und 2008 studierte er Medienkommunikation und Journalismus an der Fachhochschule des Mittelstands in Bielefeld (FHM), ehe er 2009 als Redakteur für RTL II anfing und dort an der Entwicklung von «Berlin - Tag & Nacht» beteiligt war. Bis 2012 arbeitete er in dieser Position für RTL II. Im gleichen Jahr erhielt er als Darsteller die Rolle des Max Hofstetter in «Köln 50667», in der er bis Ende 2014 zu sehen war. Seit 2015 ist Donsbach im „web only“-Format «Soapstar» und auf seinem Comedy-YouTube-Channel „Steffen geht steil“ zu sehen
Herr Donsbach, bevor wir Ihre Serie inhaltlich besprechen: Könnten Sie uns bitte den Weg hin zum Format schildern, also wie es zu der Produktion überhaupt kam?
Klar. Ich habe zwei Jahre lang bei «Köln 50667» mitgespielt und bin dort im September letzten Jahres ausgestiegen. Die letzte Ausstrahlung mit mir gab es dann im Dezember 2014. Schon Ende 2013 kam mir aber die Idee zur Serie. Ab diesem Zeitpunkt habe ich darüber nachgedacht, dass ich es witzig fände, wenn man mit der Kluft zwischen Selbst- und Fremdwahrnehmung spielen und eine Sendung über einen Soapstar entwickeln würde, der leicht zum Größenwahn neigt, aber tatsächlich immer kläglich scheitert. Im März 2014 habe ich mit meinem ‚Partner in Crime‘, Rick Schepker, einen Piloten gedreht, komplett auf eigene Faust. Er ist Kameramann und wir haben uns bei «Köln 50667» kennengelernt. Die Idee stammte zwar von mir, aber umgesetzt haben wir es zusammen. Ich glaube Motivmiete und ein paar Requisiten haben damals 200 Euro gekostet. Dafür habe ich eigentlich nur Freunde und Bekannte eingespannt, weil ich kein Geld für Komparsen oder ähnliches hatte.

Wir haben den Piloten relativ rudimentär gedreht - das waren ungefähr sieben Minuten - weil ich es immer schöner finde, wenn man zur Präsentation Bewegtbild zeigen kann und nicht nur Papier. Wenn man eine Idee hat, dann kann man es so leichter und schöner präsentieren. Als der Pilot abgedreht war, war es allerdings noch nicht klar, dass ich aussteige bei «Köln 50667». Ich habe den Piloten einfach gedreht, weil ich Lust darauf hatte. Dann habe ich mich relativ zeitnah entschieden, bei «Köln 50667» aufzuhören und war danach ein bisschen Klinken putzen, um zu fragen, wer Lust darauf hätte. Das war bei zwei, drei Produktionsfirmen, die ich noch von früher kannte. Es war natürlich nur ein Pilot, der ausbaufähig war, aber ich habe nach wie vor daran geglaubt, bis ich ihn Christian Nienaber, Bereichsleiter Digital bei RTL II, gezeigt habe. Christian hat uns sein Vertrauen geschenkt. Zwischen dem OK des Senders und der Beauftragung der Bücher verging dann nicht mehr viel Zeit.

«Soapstar» lässt sich ja im weitesten Sinne als Mockumentary oder als Pseudo-Doku beschreiben. Inwieweit hat dich denn «Stromberg» für das Format und deine Rolle inspiriert. Einiger erinnert an die Comedy-Sendung mit Christoph Maria Herbst.
Danke für das Kompliment. Wenn das an «Stromberg» erinnert, dann haben wir es echt gut gemacht (lacht), weil wir natürlich nicht dasselbe Budget und kein Riesenteam hatten wie «Stromberg». Ich bin ein großer Fan der Serie, auch von der Machart, weil ich es einfach unglaublich witzig finde. Die Stilmittel, die so eine Mockumentary ausmachen, bieten unheimlich viel Potenzial für unangenehme und gleichzeitig lustige Momente – zum Beispiel die direkte Sprache in die Kamera. Das hat mich für «Soapstar» schon sehr inspiriert.

In Episode eins redet Gastdarsteller Tom Gerhardt recht abwertend von ‚Soapies‘, also Soap-Darstellern. Haben Sie das Gefühl, dass die Branche tatsächlich ein schlechteres Bild von Soap-Darstellern hat als von Darstellern anderer serieller Formate oder von Fernsehfilmen?
Das kann ich gar nicht so richtig beurteilen. Ich glaube aber schon, dass du sehr schnell einen Ruf weg hast, wenn du einmal als Schauspieler in einer Soap mitgemacht hast. Bei uns ist das anders, denn ich bin ja kein ausgebildeter Schauspieler.
Ich glaube schon, dass du sehr schnell einen Ruf weg hast, wenn du einmal als Schauspieler in einer Soap mitgemacht hast.
Steffen Donsbach, ehemaliger Darsteller von «Köln 50667»
Deshalb bin ich auch immer ein bisschen vorsichtig, mich selbst Schauspieler zu nennen. Ich denke, das wird anderen Leute, die drei Jahre lang eine Schauspielausbildung und im Zweifel vielleicht sogar Gesang und Tanz gelernt haben, nicht gerecht. Bei mir ist das eher so eine Art ‚Freestyle‘. Man wird vielleicht eher belächelt, wenn man in einer Soap mitspielt als wenn man der Hauptdarsteller im «Tatort» war. Letzten Endes ist es mir aber auch ziemlich egal, was die Branche über „Soapies“ denkt. Sollen sie meine Leistung beurteilen und gut ist.

Das sagt Christian Nienaber, der Leiter von RTL IIs Digitalbereich, über «Soapstar»

„Für Zahlen ist es noch zu früh, aber die Serie läuft sehr gut auf rtl2.de und in der Mediathek RTL II NOW. Wir haben bei „Soapstar“ bewusst einen viralen Vermarktungsansatz gewählt und bewerben die Serie nicht offensiv. Das ist ein Experiment, bei dem wir in Ruhe mit originärem Web-Content Erfahrungen sammeln wollen.“
Wir haben wöchentlich unseren Soap-Check, worin wir uns auch mit den neuesten Geschehnissen in Bezug auf die deutschen Soaps befassen, auch mit Darstellerzugängen und-abgängen. Oft ist es dabei beispielsweise so, dass Soap-Darsteller ein Format verlassen, um sich anderen Engagements zu widmen. Meistens hört man danach nur noch wenig von ihnen, andere entscheiden sich dann nach kurzer Zeit wieder, zur Soap zurückzukehren. Wie schwer haben es denn Ihrer Meinung nach ehemalige Soap-Darsteller und wie viel Wahrheitsgehalt steckt in «Soapstar» diesbezüglich? Ihr Charakter hat ja große Probleme, an neue Jobs zu kommen.
Das stimmt (lacht). Ich glaube schon, dass es schwierig ist, in anderen Dingen Fuß zu fassen, wenn man mal in einer Soap mitgespielt hat. Das klappt ja immer nur vereinzelt. Ich hab die Ausstiege jetzt nicht konkret verfolgt, aber es kommt auch immer darauf an, was die Darsteller konkret machen wollen. Vielleicht wollen viele auch nur Theater spielen und finden dann einfach im Fernsehen nicht mehr statt, sind aber trotzdem erfolgreich. Das kann ich nicht beurteilen.

Was den Wahrheitsgehalt angeht: Da gibt es sicherlich Menschen, die dem Steffen Donsbach in «Soapstar» ähneln. Ich arbeite seit 2009 beim Fernsehen und habe viele Leute kennengelernt – vor und hinter der Kamera. «Soapstar» sollte nicht nur eine Persiflage über Soap-Darsteller sein, sondern auch über die Branche, weil es tatsächlich Leute gibt, deren Einschätzungen stark von der Realität abweichen. Sie kennen ja sicher auch ein paar (lacht).

Sie haben auf Facebook fast 275.000 Fans. Generell haben meiner Wahrnehmung nach aktuelle und ehemalige Darsteller von RTL II-Soaps eine sehr hohe Social Media-Affinität. Wie wichtig ist Ihrer Meinung nach deine große Anzahl an Followern für den Erfolg von «Soapstar» und wie nutzen Sie Ihre hohe Reichweite über die Sozialen Medien?
Ich denke, es ist ein Irrglaube, dass der Erfolg einer Person zwangsläufig mit der Zahl seiner
Ich denke, es ist ein Irrglaube, dass der Erfolg einer Person zwangsläufig mit der Zahl seiner Follower steigt und umgekehrt.
Steffen Donsbach über Social Media
Follower steigt und umgekehrt. Wenn man unfassbar gute Schauspieler oder erfolgreiche Gagschreiber wie Micky Beisenherz anschaut, dann werden deren Zahlen dem mitunter nicht gerecht. Anlässlich von «Köln 50667» habe ich meine Seite gestartet. Da ist die Social Media-Affinität natürlich ganz, ganz groß und es war, glaube ich, jetzt nicht so schwer auf 275.000 Follower zu kommen, wenn du täglich zwei Mal zu sehen bist – morgens in der Wiederholung, abends in der Erstausstrahlung. Das heißt nicht zwangsläufig, dass die sich alle auch für Soapstar oder meinen YouTube-Channel „Steffen geht steil“ interessieren. Aber natürlich freue ich mich, über Feedback von meinen Facebook-Fans zu all meinen Projekten.

«Köln 50667» ist eine Fernsehserie, «Soapstar» eine Webserie. Worin liegen die wesentlichen Unterschiede in Bezug auf die Produktion und wie wichtig war es Ihnen, selbst viele Freiheiten zu haben und das Format selbst zu gestalten?
Das kann man mit «Köln 50667» schlecht vergleichen. «Köln 50667» ist eine Daily und dahinter steckt eine unglaubliche Maschinerie mit Produktion, Redaktion und so weiter und bei «Soapstar» waren es etwa zehn Leute. Wir haben auch nur zwölf Folgen gemacht und hatten elf Drehtage. Das war sehr gebündelt und abgeschlossen. Bei «Soapstar» hatte ich tatsächlich viele Freiheiten. Auch im Rahmen der Zusammenarbeit mit RedSeven Entertainment und Holger Andersen, der da als Executive Producer drüberstand. Wir haben Inhalte durchgesprochen und ich habe Geschichten für mögliche Plots vorgeschlagen. Das war schon ziemlich cool und ich bin auch sehr dankbar dafür, dass mir das Vertrauen entgegengebracht wurde und ich mich in Zusammenspiel mit RedSeven und Rick Schepker austoben konnte, der sehr gute Arbeit in Bezug auf Kamera und Regie geleistet hat.

Nach den ersten 12 Folgen von «Soapstar» ist die erste Staffel vorüber. Gibt es Pläne, wie es weitergeht? Oder widmen Sie sich demnächst auch anderen Projekten?
Das Team möchte natürlich eine zweite Staffel machen. Da müssen wir einfach mal abwarten, wie sich das entwickelt und wie es auf lange Sicht hin angenommen wird. Ich freue mich natürlich immer, wenn Leute mich fragen, wann die zweite Staffel kommt. Ich kann mich nicht über zu wenig Arbeit beschweren und drehe relativ viel. Hauptsächlich eben für YouTube für Pia Tillmanns Channel „Pia macht Kirmes“ und für meinen Channel „Steffen geht steil“. Das ist auch ziemlich aufwendig, weil man echt viele Videos produzieren muss und die möchtest du dann ja auch in bestmöglicher Qualität abliefern. Ansonsten bin ich glücklich, Ideen habe ich auf jeden Fall viele und die Zusammenarbeit mit RTL II ist nach wie vor super.

Danke für das Interview.

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