360 Grad

Modern (!) Family

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Kürzlich lief bei ABC eine sehr besondere Folge von «Modern Family», die zur Reflexion über das digitale Zeitalter einlädt.

Vermutlich ist das hier gerade nicht der einzige Tab, den Sie geöffnet haben. Und Ihr Browser nicht die einzige Anwendung, die auf Ihrem Computer, Handy oder Tablet gerade läuft. Macht nichts, machen wir alle so. Die digitale Welt hat uns zu Meistern des schnellen Verarbeitens der vielen auf uns einströmenden Informationen gemacht.

Ein Beispiel, an dem sich das schön erkennen lässt, ist Claire Dunphy. Falls Sie den Namen gerade gegoogelt haben, wissen Sie, dass das eine Figur aus der amerikanischen Erfolgsserie «Modern Family» ist. Und wenn Sie das gerade durch Google News gejagt haben, wissen Sie, dass vor Kurzem eine sehr besondere Folge der Sitcom in den USA lief.

Zunächst der Plot: Claire hatte kürzlich Streit mit ihrer ältesten Tochter Hayley (seit einigen Jahren mit der High School fertig, das College geschmissen). Seitdem ignoriert Hayley ihre Mutter, geht nicht ans Telefon, antwortet nicht auf Messages. Doch bei Claire häufen sich aus diversen (unter anderem Social-Media-)Quellen die Hinweise, dass Hayley gerade in Las Vegas ist und dort vor ein paar Stunden einen Typen geheiratet hat und vielleicht sogar von ihm schwanger ist.

Bevor Sie sich jetzt Sorgen machen: Nein nein, Claire hat überreagiert. Am Schluss stellt sich heraus: Weder hat Hayley geheiratet noch ist sie schwanger. Aber die bruchstückhaften Informationen, die ihr andere Familienmitglieder am Telefon gegeben haben und die sich über das Internet anderweitig recherchieren lassen, verdichten sich eben manchmal zu einem sehr ungenauen, trügerischen Bild.

Und da sind wir beim Witz an der Sache: Die gesamte Episode spielt sich auf Claires Laptop ab. Denn während ihre Familie in Los Angeles dem Wahnsinn des Alltags nachgeht und nur sporadisch auf ihr Macbook zugeschaltet wird, sitzt Claire am Flughafen in Chicago fest, wo sie die bestürzenden Nachrichten erreichen.

Die Folge zeigt mehrere Dinge sehr eindrucksvoll: Einerseits wie moderne Technik, die in den Industriestaaten Alltag geworden ist, es uns ermöglicht, von fernab des Geschehens an den Ereignissen in Echtzeit teilzuhaben und unmittelbar alle (scheinbar) relevanten Informationen zu beziehen. Andererseits, wie trügerisch diese Informationsfetzen aber letztendlich immer noch sein können.

Diese Erkenntnisse sind wahrlich nicht neu. Im Gegenteil, sie sind Binsenweisheiten. Doch „Connection Lost“, wie die «Modern-Family»-Episode treffend heißt, macht sie für uns an einem exemplarischen Beispiel emotional erlebbar und bietet konkrete Anstöße zur Reflexion. Und funktioniert dadurch tausendmal besser als jedes als Problemfilm verpackte didaktische Lehrstück über die Gefahren neuer Medien, wie man es im deutschen Fernsehen so oft sehen muss.

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