Die Kritiker

«Helen Dorn – Bis zum Anschlag»

von

Aller guten Dinge sind drei: Der hochspannende, neue «Helen Dorn»-Film zeigt das enorme Potential der noch unverbrauchten ZDF-Krimireihe mit Anna Loos.

Cast und Crew

  • Regie: Markus Imboden
  • Darsteller: Anna Loos, Matthias Matschke, Joachim Król, Barnaby Metschurat, Stephan Bissmeier, Oliver Bröcker, Marek Harloff, Luna Marie Esteban Loos
  • Drehbuch: Nils Morten-Osburg
  • Kamera: Stéphane Kuthy
  • Schnitt: Ursula Höf
  • Musik: Martin Probst
Der alleinerziehende Lehrer Daniel Weiss (Barnaby Metschurat) findet sich in einem reinen Albtraum wieder: Unbekannte haben seine Tochter Lisa entführt und seine als Polizistin tätige Geliebte getötet. Daniel wiederum wird von den bedrohlichen Fremden gefesselt und in den Kofferraum eines Autos gepackt. Der treusorgende, gutherzige Vater weiß nicht, was sie mit ihm Vorhaben – nur eine Info schnappt er auf: Die Täter wollen ihn als Mordwaffe missbrauchen. Daniel ist ein hervorragender Sportschütze und soll sein Talent für seine Entführer, die mit der Durchführung ihres Plans merklich überfordert sind, unter Beweis stellen …

Richtig gelesen. Die obige Inhaltsangabe gilt tatsächlich der dritten Ausgabe des neuen ZDF-Krimis «Helen Dorn» und nicht etwa einem neuen Leinwandthriller. Die von Anna Loos einmal mehr mit unaufgeregtem, aber ausdrucksstarkem Mienenspiel verkörperte Titelfigur und ihr Kollege Georgi (dargeboten von einem facettenreichen Matthias Matschke) stehen in diesem Neunzigminüter nicht im Rampenlicht, sondern agieren als fähige, doch geforderte Ermittler, die der Kernhandlung hinterherrennen. Dies stellt sich als Trumpf im Ärmel dieses Spannungsstücks heraus – denn im Gegensatz zu vielen düster gestimmten Fernsehkrimis mit geerdeten Ermittlern ist «Helen Dorn – Bis zum Anschlag» in einem rasenden Tempo erzählt. Das passt zur Handlung (schließlich dreht sich alles um einen Fall, in dem die Uhr unerbittlich tickt) und lässt somit die Spannungskurve in die Höhe schnellen, ohne dadurch gehetzt zu wirken, die Atmosphäre zu attackieren oder an Glaubwürdigkeit zu verlieren.

Außerdem verlieren sich durch das zügige Geschehen alle etwaigen Möglichkeiten, Zweifel darüber zu hegen, wie glaubwürdig der Plan der Täter eigentlich ist. Die Plausibilität dessen, was Dr. Ising (Joachim Król) mit Daniel Weiss vorhat, ist aber eh sekundär, da die Figurenzeichnung so einnehmend geraten ist – insbesondere die des impulsiven, verzweifelten Täters. Król bedient behände eine breite Palette an Gefühlen, erschafft mit mitleidigem Gesicht eine mehrdimensionale Persönlichkeit, die Empathie für ihr Opfer hat, doch auch von Wut und Selbstvorwürfen zerfressen ist. Dass Irsing durchweg zeigt, dass dieses Vorhaben mehrere Nummern zu groß für ihn ist, macht ihn jedoch nie minder bedrohlich – denn seine Schimpftiraden und aggressiven Eskapaden zeigen regelmäßig auf, dass er für Daniel Weiss eine nicht zu unterschätzende Bedrohung darstellt.

Auch Barnaby Metschurat agiert in diesem auf den Punkt geschnittenen, mit unauffälliger, aber überaus effektiver Spannungsmusik unterlegten Krimi grandios. Der «Satte Farben vor Schwarz»-Darsteller gewinnt der Rolle des Entführungsopfers weit mehr ab als man eingangs erwarten würde – er hat nicht nur Angst, sondern hört seinem Kidnapper teils sehr geduldig zu, beweist somit Neugier und Wissensdrang, ohne je mimisch anzudeuten, dass seine Rolle moralisch korrumpiert wird.

Fazit: Regisseur Markus Imboden bringt mit fähiger Hand eine fesselnde Geschichte des Drehbuchautoren Nils Morten-Osburg auf die Schirme. Mitreißendes Tempo, eine spannende Grundidee und durch die Bank weg beeindruckende Darsteller. Das ist Mal ein Krimi, der sich den Hauptsendeplatz am Samstag redlich verdient hat!

«Helen Dorn – Bis zum Anschlag» ist am 24. Januar 2015 ab 20.15 Uhr im ZDF zu sehen.

Kurz-URL: qmde.de/75865
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