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Der ZDF-Sonntagsspielfilm: Anspruch und Wirklichkeit

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Eigentlich plante das ZDF mit modernen und anspruchsvolleren Stoffen am Sonntagabend den Zeichen der Zeit gerecht zu werden. Quotentechnisch machte sich jedoch ein Abwärtstrend bemerkbar.

Im Ersten ist der Sonntag schon seit Dekaden der «Tatort»-Tag. Ein ähnlich großkalibriges Aushängeschild besitzt das ZDF am Sonntagabend zwar nicht, jedoch wiesen die Ausstrahlungen am Sonntagabend häufig in Sachen Inhalt und Machart Ähnlichkeiten auf. Das Zweite setzte zu großen Teilen auf Schmonzetten, die vor allem beim älteren Publikum beliebt waren und zu denen der geneigte Zuschauer nicht allzu viel Konzentration aufbringen musste, um die Geschichten zu verstehen, die der Sonntagsfilm erzählte. Gut fuhr der Mainzer Sender mit diesen als „Herzkino“ betitelten Produktionen jahrelang und bot damit auch dem am Sonntag dem alles überragenden «Tatort» die Stirn. Reihen wie «Dora Heldt», «Rosamunde Pilcher» (Foto), «Inga Lindström» oder «Katie Fforde», die reichlich Romantik boten, wurden zwar schon immer von anspruchsvollen Fernsehenden gemieden, hatten aber stets eine Stammzuseherschaft, die dem ZDF am Sonntagabend regelmäßig ein Publikum von über fünf Millionen Interessierten bescherte.

So generierten die Sonntagabendprogrammierungen um 20.15 Uhr lange Zeit stets deutlich überdurchschnittliche Gesamtmarktanteile. Im gesamten Jahr 2012 knackten nur elf Produktionen die Fünf-Millionen-Zuschauer-Marke nicht, eine davon lief in direkter Konkurrenz zu einer Fußball-Euopameisterschaftspartie, teilweise schalteten über 20 Prozent des Gesamtpublikums ein. Auf diesem Erfolg wollte sich der Mainzer Sender jedoch nicht ausruhen, Produktionen sollten stets Zeugnis ihrer Zeit bleiben und auch zeitgenössische Themen bedienen. Darüber hinaus sollte im Zuge einer Modernisierung der Stoffe auch der Anspruch der Filme steigen, die Sonntagsausstrahlungen sollten eine höhere Relevanz aufweisen – ein Rezept, das sich auch der «Tatort» seit einigen Jahren auf die Fahne schreibt. Zunehmend fanden ernste Themen wie Burnouts oder Krebserkrankungen Einzug in die ZDF-Sonntagsfilme. Anstatt diese Änderungen zu begrüßen, machte sich beim Fernsehpublikum jedoch ein Zuschauerschwund bemerkbar.

Die ZDF-Sonntagsprimetime in den vergangenen Jahren

2012:
- 11 Sonntagsspielfilme unter fünf Millionen Zuschauern (einer davon in direkter Konkurrenz zur Fußball-EM)
- Top: «Das Traumschiff» mit 8,24 Mio. / 21,8 %
- Flop: «Katie Fforde: Glücksboten» mit 4,32 Mio. / 15,4 %

2013:
- 14 Sonntagsspielfilme unter fünf Millionen Zuschauern
- Top: «Das Adlon: Eine Familiensaga» mit 8,53 Mio. / 22,5 %
- Flop: «Familiengeheimnisse» mit 3,88 Mio. / 13,0 %

2014:

- 19 Sonntagsspielfilme unter fünf Millionen Zuschauern (einer davon in Konkurrenz zur Fußball-WM)
- Top: «Rosamunde Pilcher: Besetzte Herzen» mit 7,05 Mio. Zuschauern und 18,8 Prozent
- Flop: «Cecelia Ahern: Mein ganzes halbes Leben» - 4,06 Mio / 11,3%
Bereits 2013 fielen die Sonntagsfilme vereinzelt unter vier Millionen Zuschauer, im laufenden Jahr 2014 nahmen bereits 19 Filme die Fünf-Millionen-Zuschauer-Hürde nicht. Quotentechnischer Spitzenwert in diesem Jahr waren die 18,8 Prozent, die «Rosamunde Pilcher: Besetzte Herzen» am 12. Januar bewirkte. Ansonsten schaffte es nur noch «Ein Sommer in Amsterdam» auf über 17 Prozent bei den Fernsehenden ab Drei. Die Strategie des ZDF ging also nicht auf, anstatt neue Zuschauer hinzuzugewinnen wandten sich eher Teile des Stammpublikums vom ZDF ab. Der öffentlich-rechtliche Sender mit Sitz in Mainz muss sich auf Ursachensuche begeben, um diesen Negativ-Trend zu stoppen, doch was sind die Baustellen des ZDF?

Zum einen sollte das ZDF versuchen ein Kontrastprogramm zum «Tatort» zu schaffen. Die ARD-Kult-Krimireihe bediente sich in den vergangenen Jahren immer ernsteren Themen und düsteren sowie verspielten Macharten. Auch die Redaktionen der Sonntagsspielfilme beim ZDF entschieden sich dafür, ernstere Töne bei ihren Produktionen einzuschlagen und näherten sich damit an die Sonntagabendkonkurrenz im Ersten an. Die Reichweiten des «Tatort» wuchsen, immer öfter erreichen die Krimis über zehn Millionen Zuschauer. Unterdessen ließ das Interesse am Primetime-Programm des ZDF nach. Was sich das ZDF vor Augen halten muss und was auch vermehrt die Autorenschaft erkennt, ist, dass das Sonntagabendpublikum grob in zwei Lager zu unterteilen ist. Das eine will sehr wohl anspruchsvollen Stoff sehen und genießt es, wenn der «Tatort» teilweise auch etwas sperrige und verwobene Stoffe ins Programm des Ersten entlässt. Etliche Zuschauer, wohl gerade solche, die in den vergangenen Jahren sonntags mit Wonne zum ZDF zappten, nehmen jedoch lieber mit einfach verständlichen und wenig bedrückenden Geschichten Vorlieb. Insbesondere wenn eine Woche voll harter Arbeit hinter den Zuschauern liegt oder Berichterstattungen zu Kriegen oder Verbrechen wieder einmal die Medien dominierten, brauch diese Zuschauergruppe nicht auch noch Fernsehfilme, die sie weiter grübeln lässt, zumal dieser Ansatz im «Tatort» wesentlich konsequenter umgesetzt wird.

Was stattdessen noch immer bei einem großen Teil des Fernsehpublikums vorhanden ist, ist die Lust auf romantische Stoffe in Reinform, wie sie das ZDF über Jahre sendete. Liebe stellt eines der zentralen Themen in einem Menschenleben da und induziert allerlei Emotionen aus der Gefühlspalette. Deswegen wollen sich immer noch viele Zuseher, ob bewusst oder unbewusst, mit derartigen Themen auseinandersetzen, da sie in vielen Fällen auch auf das eigene Leben übertragbar sind, in dem Liebe ebenfalls eine große Rolle spielt. Parasoziale Interaktion nennt sich das Phänomen in den Köpfen der Zuschauer, die sich bei der Sichtung der Produktionen in die Filmcharaktere hineinversetzen, sich mit ihnen vergleichen und Planspiele für ihr eigenes Leben entwickeln – eine zeitlose medienpsychologische Erscheinung, die sehr oft für das Einschalten der Zuschauer im Rahmen bestimmter Formate maßgeblich ist.

Obendrein dürfen die Autoren der Fernsehfilme nicht ihren eigenen Geschmack oder eigene Vorlieben auf ihr Publikum projizieren. Filmautoren oder Fernsehredakteure kennen sich in ihrem Fachgebiet schließlich besser aus als der Otto-Normalzuschauer und bevorzugen dementsprechend tendenziell anspruchsvollere Fernsehware. Dass der Großteil der Fernsehzuschauer genauso empfindet, ist jedoch unwahrscheinlich, weshalb der Wunsch der Zuschauer nach der vollzogenen Modernisierung und dem Einbinden relevanterer Themen vielleicht hätte vorher besser abgesichert werden müssen. Um am Sonntagabend wieder erfolgreicher zu werden, sollte sich das ZDF auf alte Tugenden zurückbesinnen und den leichteren Romanzen gegenüber schwererer Kost den Vorzug geben. Dies wäre aus Sendersicht die vernünftigste Alternative und wird wohl zumindest bei mehr Zuschauern als zuletzt auf Gegenliebe stoßen.

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