Die Kritiker

«Frösche petzen nicht»

von

Rund fünf Jahre nach Drehschluss findet eine Komödie ins Programm des Ersten, die zunächst Spaß und später Kopfschmerzen bereitet.

Cast & Crew

Vor der Kamera:

Pierre Besson («SOKO Köln») als Eddie Klever, Katja Flint («Die weisse Massai») als Katharina Malinowska, Zoe Moore («Summertime Blues») als Daniela Malinowska, Hans Kremer («Der rote Punkt») als Timo Wallenstein, Peter Kurth («Gold») als Georg Schrummek, Rolf Zacher («Endstation Freiheit») als Rupert Malinowski und Andreas Leupold als Heinz Malinowski


Hinter der Kamera:

Regie: Manfred Stelzer; Buch: Manfred Stelzer, Thomas O. Walendy; Kamera: Alexander Fischerkoesen; Schnitt: Bernd Schriever; Musik: Lutz Kerschowksi, Dany Dziuk; Ton: Christian Wegner
Dass ein halbes Jahrzehnt vergehen musste, bevor «Frösche petzen nicht» vom Schneideraum ins Programm gelangte, ist wohl auf die Zuständigkeit zurückzuführen, unter der das Werk ursprünglich entstand: Doris Heinze, ihres Zeichens bis 2009 Fernsehfilmchefin des NDR und mittlerweile wegen Bestechlichkeit, Betrug und Untreue im Zusammenhang mit falsch deklarierten Drehbüchern rechtskräftig verurteilt. Der von der Süddeutschen Zeitung aufgedeckte Skandal entspräche in seiner Absurdität wohl dem Beuteschema von Eddie Klever, der als ehemaliger Polizist und gegenwärtiger Privatdetektiv in einen großen Fall stolpert.

Der Protagonist von «Frösche petzen nicht» will eigentlich nur kühles Bier besorgen, das ihm in seinen eigenen vier Wänden mangels Strom für den Kühlschrank verwehrt bleibt. Dabei gerät er Unversehens zum Flughafen, wird Zeuge eines falschen Bombenalarms und eines mysteriösen Mordanschlags – mysteriös vor allem, da außer ihm niemand Kenntnis davon zu nehmen scheint, als der Geschäftsmann Heinz Malinowski neben ihm mit einer Pistole niedergestreckt wird und im Verlauf von Klevers weiteren Ermittlungen zunächst verschwunden bleibt. Bei seinen Nachforschungen im Umfeld der erfolgreichen Unterwäschedynastie Malinowski gerät er in einen komplexen Fall, bei dem nicht nur seine eigene Zukunft, sondern die der gesamten Menschheit auf dem Spiel steht.

Das klingt verwirrend und das ist es auch, obgleich die kuriose(n) Spitze(n) des Eisbergs an dieser Stelle zum Zwecke des spoilerfreien Lesevergnügens verschwiegen bleiben sollen. Eine germanistisch fachgerechte Inhaltsangabe wäre ohnehin schwerlich aufzusetzen, fußt die komödiantische Note des von Thomas Walendy und Manfred Stelzer geschriebene Films doch unter anderem darauf, dass die Erzählung stellenweise verwirrend und kaum nachvollziehbar ist. Kommunikationsprobleme zwischen Autor und Regisseur spielten dabei sicherlich keine Rolle, war es doch Stelzer selbst, der «Frösche petzen nicht» inszeniert hat – dennoch scheitert der (fast) gute Film schließlich daran, dass das Konzept aus den Fugen gerät und am Ende mehr Kopfschmerzen als charmantes Schmunzeln in die Gesichtszüge der Zuschauer malt.

Zu Beginn verspricht der Film 90 vergnügliche Minuten mit dem verschrobenen, dreisten, schmuddeligen Eddie Klever, der als Figur wunderbar geschrieben und in Szene gesetzt ist. Klever, herausragend gespielt von Pierre Besson, wie sonst wenige Charaktere der jüngeren deutschsprachigen Fernsehfilmgeschichte, sichert sich binnen weniger Minuten einen Couchplatz und ein gut gekühltes Pils im Herzen der Zuschauer, weil er einerseits die Verdrossenheit eines durchschnittlichen, herabgewirtschafteten Alltags transportiert, andererseits aber mit Hilfsbereitschaft und Empathie mehr gesellschaftlichen Nutzen ausstrahlt, als ein Topmanager mit 14-Stunden-Tag und Monatsgehalt im fünfstelligen Bereich. Gerade dadurch, dass Eddie Klever zwar kurios anmutet, seine Methoden fraglich, seine Ermittlungsergebnisse aber überzeugend sind, zieht er die Sympathie geradezu an.

Wäre da nur nicht die Handlung, nicht der Anspruch, irgendetwas ganz, ganz großes erzählen zu wollen, was schließlich dazu führt, dass «Frösche petzen nicht» inhaltlich von Designerware zum Restpostenartikel verkommt. Zunächst sind die bewussten Logiklücken, die die Erzählung aufreißt, amüsant – und insbesondere Kameraführung und Schnitt unterstützen die offensichtliche Absicht der Macher, die Realität deutlich zu verdrehen. Dann aber lassen unnötige Nebenhandlungen, die der Film als charmante Auflockerung eigentlich gar nicht nötig hätte, und eingestreute Moral, die den unverbindlichen Charakter der Erzählung beschädigt, das Kartenhaus zusammenfallen. So fragt man sich nach achtzig Minuten, ob der zu Beginn verspürte Hauch von Genialität vielleicht doch eher eine laues Lüftchen war und es bleibt eine Komödie, deren Schauspielergarde und handwerkliche Umsetzung glänzen, die am Ende aber vor allem an sich selbst scheitert.

Das Erste zeigt «Frösche petzen nicht» am Mittwoch, den 16. Juli 2014, ab 20.15 Uhr.

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