Kino

Tenacious D: Jack Blacks Beinahe-Underdog-Band

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Zwischen Platinalben und Kino-Totalflop: Tenacious D rockt zwischen den Extremen.

Über die Band

Das Rock-Duo Tenacious D besteht aus den musikbegeisterten Schauspielern Kyle Gass und Jack Black. 1994 gegründet, brachte die Truppe 2001 ihr erstes Album heraus. Dieses umfasst Songs darüber, dass Tenacious D eines Tages das beste Lied aller Zeiten sang (es danach aber wieder komplett vergessen hat), über die Superkräfte der Bandmitglieder sowie darüber, dass nur harter Sex guter Sex ist. Die als Persiflage auf prahlerische Rocktexte und epochale Metal-Opern gedachten Lieder brachten es in Albumform nur bis auf Platz 33 der US-Chart – dafür erwies sich das Debüt von Tenacious D als Dauerbrenner.
Sagt Ihnen der Film «Kings of Rock – Tenacious D» etwas? Nein? Dann haben Sie erstens die „Popcorn und Rollenwechsel“-Kolumne zum Thema Metal-Filme nicht gelesen. Und zweitens Sie keineswegs befürchten, in der Minderheit zu sein. In Deutschland lösten gerade einmal 26.194 Kinogänger ein Ticket für die Rockkomödie mit Jack Black, Kyle Gass, Tim Robbins, Meat Loaf, Ronnie James Dio und Ben Stiller. Und nicht nur hierzulande floppte der Film: Weltweit scheiterte das für 20 Millionen Dollar produzierte Projekt des Musikvideoregisseurs Liam Lynch daran, mehr als 14 Millionen einzuspielen. Angesichts dessen, dass Jack Black wenige Jahre zuvor mit der Musikkomödie «School of Rock» über 131 Millionen Dollar in die Kassen spülte und die Band Tenacious D mit ihrem ersten Album 2001 Platin holte, ließ sich «Kings of Rock – Tenacious D» nur als Flop bezeichnen.

Mehr noch: Das Album zum Film brachte es 2006 in den USA „nur“ zum Gold-Status, was der Band einige Steine in den Weg legte. Erst sechs Jahre später erschien mit „Rize of the Fenix“ ein neues Album, das dafür in Deutschland, im Vereinigten Königreich und in den US in den Top 5 der Charts einstieg. Für ein Duo, das sich am Aufbau und Klang typischer Rock-Epen und Metalsongs bedient, aber bewusst albern-vulgäre Texte schreibt, eine Wahnsinnsleistung. Zudem nahm die Truppe den Misserfolg ihres Kinofilms (im Original mit dem Titel: «Tenacious D: Pick of Destiny») mit Humor: Einen Tag vor der offiziellen Veröffentlichung des Albums „Rize of the Fenix“ brachte Tenacious D ein mit Gaststars bespicktes Video heraus, das im Stile einer Dokumentation skizziert, wie Kyle Gass durch den Flop in den Wahnsinn getrieben wird, während sich Jack Black auf seinem Erfolg als Schauspieler ausruht und zu einem dekadenten Arschloch mutiert.

Dass „Rise of the Fenix“ über den Erwartungen abschnitt, zeigt, dass «Tenacious D: Pick of Destiny» zwar als Komödie über eine Nischenband 2006 noch ein zu obskures Projekt war, sich auf langer Sicht jedoch lohnte. Die Kritiken zu den Alben der humorvollen Truppe sind nämlich konstant positiv, was gegen die Theorie spricht, dass das mittlere Album schlicht aufgrund seiner Qualität hinter dem Vorgänger zurückblieb. Das Debüt hatte aber den Neuheitsfaktor sowie in den USA eine begleitende Fernsehserie als langfristige Promo-Plattform zu bieten. Und die dritte Platte? Sie profitierte davon, dass in den Jahren nach dem Kinostart von «Tenacious D: Pick of Destiny» dank der DVD des Films und durch Fernsehausstrahlungen ganz allmählich eine neue Fanbase erschlossen wurde.

Diese könnte am Dienstagabend bei Tele 5 weiterwachsen – zumindest ist es trotz der WM-Konkurrenz durchaus realistisch, dass mehr Menschen ab 20.14 Uhr «Tenacious D: Pick of Destiny»einschalten als einst in die deutschen Kinos pilgerten. Und auch jene Fußballmuffel, die bislang keinen Kontakt zu den Werken von Tenacious D hatten, sind durchaus gut beraten, einzuschalten, sofern sie mit humoriger Rockmusik etwas anfangen können. Zwar sind im Film auch einige Insidergags vorhanden, dennoch ist er ohne Vorwissen problemlos verständlich und trotz mancher Längen kurz vorm Finale unterhaltsam.

Die Story? Nun, die ist abstrus: Der dickliche JB verschreibt sich voll und ganz der Rockmusik, die mit ihren brutalen Texten und vulgären Ausdrücken in seinem christlichen Elternhaus gar nicht gut ankommt. Nach einer ordentlichen Tracht Prügel durch seinen Vater nimmt er Reißaus und flieht auf Anraten des ihm erschienenen Rockgottes Dio nach Hollywood. Dort begegnet er dem Straßenmusiker KG, einem Meister der Akustikgitarre, der nichts aus seinem Leben gemacht hat, sich JB gegenüber aber als weiser Lebenskünstler ausgibt. Die beiden Rockliebhaber werden Freunde – und erfahren eines Tages von einem Gitarren-Plektrum, das aus dem Horn des Teufels geschnitzt wurde. Dieses soll seinen Besitzer zu einem unschlagbaren Gitarristen machen. Keine Frage, dass KG und JB das PoD („Pick of Destiny“) in ihre Finger kriegen wollen …

Diese Plotzusammenfassung deutet an, dass «Tenacious D: Pick of Destiny» für einen Kino-Publikumsrenner vielleicht tatsächlich etwas zu verschroben war. Mit seinen augenzwinkernd-überzogenen Figuren und seiner schrillen inneren Logik ist er dafür wie geschaffen für einen gemütlichen Filmabend daheim, vielleicht bei 'ner Tüte Chips und ein paar Bier. Die Hauptfiguren haben ein lächerlich großes Ego, ihre Songtexte triefen vor Selbstverliebtheit und pointierten Doppeldeutigkeiten und spätestens wenn der Teufel mitrockt, sollte jedem klar sein, wie Tenacios D tickt.

Doch auch wenn der Kinofilm mittlerweile wiederentdeckt wird, am Arbeitstempo der Band hat sich bislang nichts geändert: Laut Jack Black kommt das vierte Album voraussichtlich erst 2017 auf den Markt.

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