Sonntagsfragen

«Der letzte Bulle»-Produzentin Gerda Müller: „Philipp fehlt als Partner“

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Philipp Steffens hatte einst die Idee zu «Der letzte Bulle». An der jetzt startenden fünften Staffel war er noch beteiligt, dann ging er als Fiction-Chef zu RTL. Darüber haben wir mit der Produzentin Gerda Müller von ITV Studios Germany ebenso exklusiv gesprochen, wie über die Nervösität bei der Quotenveröffentlichung und die neue Serie «Der Knastarzt».

Zur Person: Gerda Müller

Seit Mai 2008 arbeitet Gerda Müller als Executive Producer im Drama-Bereich für ITV Studios Germany. Sie ist somit verantwortlich für Serien wie «Der letzte Bulle», «Der Knastarzt», «Herzensbrecher», aber auch für den RTL-Flop «Sekretärinnen». Zuvor war sie bei network Movie und gestaltete unter anderem zwei Staffeln von «SOKO Köln».
Ein neues Konzept für den «letzten Bullen»: Nach vier Staffeln kommen jetzt acht Folgen, in denen ein Fall horizontal erzählt wird. Das erinnert fast ein bisschen an die anstehenden Event-Formate, die in den USA gerade vorbereitet werden – also «24» als Miniserie. Sagen Sie mir, dass Sie davon nicht haben inspirieren lassen.
Haben wir nicht. Wenn man schaut, was in den letzten fünf Jahren aus dem Ausland für den deutschen Markt adaptiert wurde, wäre das auch nicht gut gewesen. Viel mehr haben wir uns gesagt, dass wir nach vier erfolgreichen Staffeln den «letzten Bullen» frisch und anders erzählen wollen. Letztlich war es Henning Baum selbst, der die Idee hatte, die Geschichte zwei Jahre später anzusetzen und mit Mick Brisgau in der von ihm wenig geliebten Rolle als Streifenpolizist. Wie beim Fish-out-the-Water-Prinzip entdecken alle Figuren neue Welten für sich und das ist schon sehr spannend.

Für eine solche Entscheidung braucht man viel Mut.
Man braucht nicht nur viel Mut, sondern auch die Unterstützung seines Partners. Wir müssen der Sat.1-Redaktion und Jochen Ketschau danken. Es ist mutig, dass wir jetzt acht Folgen lang nicht episodisch und in abgeschlossenen Fällen erzählen, sondern horizontal.

Apropos Risiko: Wieso sind Sie sich sicher, dass die Quoten trotz der Änderungen stabil bleiben?
Ich werde mir am Dienstag ganz sicher mit zittriger Hand die Quoten ansehen. Man kann nie sagen, dass die Quoten wirklich stabil bleiben. Schließlich bleibt der Zuschauer das unbekannte Wesen. Ich glaube, dass wir es etwas einfacher haben, weil «Der letzte Bulle» ein bekanntes Format ist. Aber selbst nach fünf Jahren beim «Bullen» bin ich jedes Mal zum Staffelstart noch nervös.

Wieso aber gehen Sie diesen Weg? Das ZDF hat erfolgreiche «SOKO»s und packt davon einfach fünf Staffeln drauf. Das hätten Sie auch tun können…
Wir haben ja in der vierten Staffel schon angefangen einen horizontalen Bogen zu etablieren, als wir den Fall aus Micks Vergangenheit erzählt haben. Von Staffel eins an war uns bei dieser Serie immer wichtig, dass «Der letzte Bulle» sich weiterentwickelt. Und dann war ein entscheidender Schritt, dass Henning Baum inzwischen als Produzent auch inhaltlich für die Serie verantwortlich ist. Um auf das einzugehen, was Sie sagten: Es stimmt nicht, dass alle «SOKO»s gleich sind und dort keine Entwicklung stattfindet. Jedes Ensemble ist auch dort etwas ganz Besonderes.

In diesem Jahr kommen nun nur acht Folgen vom «letzten Bullen» - fünf weniger als bisher. Von wem ging die Reduzierung aus?
13 Episoden mit einem horizontalen Erzählstrang wären wirklich eine sehr große Herausforderung gewesen.
Produzentin Gerda Müller über die neue Staffellänge von «Der letzte Bulle»
Wir glauben, dass acht Folgen diesmal genau richtig sind. 13 Episoden mit einem horizontalen Erzählstrang wären wirklich eine sehr große Herausforderung gewesen. Sechs Episoden hätte ich hingegen als zu wenig empfunden. Sie müssen sehen: Jede Veränderung, die in einer Folge stattfindet, hat unmittelbare Konsequenzen auf alle weiteren. Wir sind uns mit der Redaktion Anne Karlstedt und Andreas Perzl einig gewesen, dass acht Folgen optimal sind. Ohnehin: Ohne die großartige Unterstützung von Sat.1 hätten wir das ganze Projekt nicht gepackt.

Ist die fünfte Staffel das Ende vom «letzten Bullen» oder kann es auch eine sechste geben?
Das ist viel zu früh darüber nachzudenken. Wir haben eine gewisse Erwartungshaltung an die Quoten – aber werden frühestens am Dienstag wissen, ob diese erfüllt wird. Außerdem bringt es Unglück, da jetzt schon drüber zu reden.

Philipp Steffens hat die Serie mit entwickelt – jetzt ist er bei RTL. Fehlt er der Serie?
Philipp fehlt jetzt als Partner, ganz klar. Aber bei dieser Staffel war er ja noch ganz normal involviert, wie auch in den sechs Jahren zuvor.

Sie haben nicht nur den Mega-Hit «Der letzte Bulle» gemacht, sondern auch weniger erfolgreiche Formate. «Herzensbrecher» legte erst mit dem Staffelfinale richtig zu…
Mit der Serie war und bin ich sehr glücklich. Das waren zehn tolle Folgen, das Format hat sich im ZDF-Vorabend sehr gut etabliert. Es stimmt, wir hatten da quotentechnisch mal einen kurzen Einbruch, aber es hat sich kontinuierlich entwickelt bis hin zu einem erfolgreichen Finale. In der zweiten Staffel, deren Dreharbeiten nun beginnen, haben wir die Möglichkeit auch hier vermehrt horizontal zu erzählen. Bei den «Herzensbrechern» sehe ich viel Potential.

Macht Ihnen die Entwicklung der Quoten des «Knastarztes», Ihrem jüngsten Baby bei RTL, Sorgen?
Wir sind mit fast 16 Prozent gestartet, hatten vor Ostern dann noch elf Prozent. Gut, schönes Wetter, Feiertage – aber ich will doch dann trotzdem auf meine 15 Prozent kommen.
Produzentin Gerda Müller über die Quoten von «Der Knastarzt» bei RTL
Natürlich. Es wäre komisch, wenn nicht. Wir sind mit fast 16 Prozent gestartet, hatten vor Ostern dann noch elf Prozent. Gut, schönes Wetter, Feiertage – aber ich will doch dann trotzdem auf meine 15 Prozent kommen. «Der Knastarzt» bringt eine neue Farbe in den Donnerstagabend bei RTL, da fällt eine Etablierung grundsätzlich schwer.

Ich muss Sie aber loben, Frau Müller. Toll, dass Sie beim «Knastarzt» mal auf bekannte Gesichter verzichtet haben und frische Schauspieler auch in den wichtigen Rollen gecastet haben.
Bernhard Piesk war der absolute Wunschkandidat von Philipp und mir. Auchbei dieser Besetzung ist letztlich dann das Zusammenspiel mit dem Sender wichtig. Diesen gemeinsamen Weg sind wir bei RTL mit Barbara Thielen und Brigitte Kohnert gegangen. «Der Knastarzt» ist gezielt eine Serie, die nicht durch bekannte Gesichter, sondern durch das außergewöhnliche Ensemble besticht. Es ist jetzt aber auch kein Manko, wenn bekannte Darsteller dabei sind – so haben wir das beim «letzten Bullen» auch gemacht. Es muss einfach passen. Wir besetzen nicht nach Bekanntheitsgrad. Als Produzent entwickelt sich beim Lesen der Bücher eine Vision.

Was steht in den nächsten Wochen bei Ihnen noch an?
(lacht) Hoffentlich bald Urlaub. Im Ernst: Wir drehen jetzt die zweite Staffel vom «Herzensbrecher», dann hoffen wir natürlich, dass es mit dem «Knastarzt» weitergeht.

Vielen Dank für das Interview, Frau Müller.

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