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Briten-Krimis: Greifen jetzt auch die Privaten zu?

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Lange waren Kriminalgeschichten aus Großbritannien ein Monopol der Öffentlich-Rechtlichen. Bald wird ProSiebenSat.1 mit einem ITV-Krimi nachziehen – und kommt danach noch mehr?

Britische Krimiserien waren jüngst eigentlich fest in öffentlich-rechtlichter Hand, bescherten dort ARD und ZDF verlässlich starke Zuschauerzahlen. Vor allem das Zweite Deutsche Fernsehen punktete mit Krimi-Kult von der Insel wie «Inspector Barnaby», «Inspector Linley» oder «Lewis» bei den Umworbenen vor den TV-Geräten. Auch der Digitalspartensender ZDFneo fährt mit englischen Ermittlern regelmäßig Zuschauerzahlen über dem Senderschnitt ein. Doch was ist mit den Privaten? Haben die den Trend der Briten-Krimis verschlafen und finden nun lediglich ein abgegrastes Feld vor?

Fakt ist: Obwohl das ZDF bei seinen Sonntagskrimis gerne auf skandinavische Produktionen zurückgreift, stellen britische Kriminalserien auch weiterhin eine Marke dar. Sei es das ewig junge «Inspector Barnaby», das seit 26. Juni 2005 zum Sonntagabend vieler Deutschen dazugehört, oder die Fälle des begabten und scharfsinnigen Londoner Chiefinspectors John «Luther» (kleines Bild), seit 5. September 2011. Während «Inspector Barnaby» am 19. Januar noch 4,07 Millionen Zuschauer vor die Fernseher lockte und 15,7 Prozent Marktanteil generierte, wurde «Luther» aufgrund hervorragender Einschaltquoten beim kleinen ZDFneo ins Hauptprogramm geholt. Beim jungen Publikum war vor allem die Serie «Lewis» beliebt und holte in der Zielgruppe der 14- bis 49-Jährigen bis zu 9,3 Prozent. Und das, obwohl die Hauptfigur Lewis früher nur den Sidekick in der ITV-Krimiserie «Inspector Morse» geben durfte. Zum Glück für das ZDF erkannten die Engländer das Potenzial des im akademischen Umfeld Oxfords ermittelnden Inspektors und schufen ihm eine eigene Serie.

Dass es in dem verregneten Land zwischen Portsmouth und Glasgow reihenweiße qualitative Krimi-Formate gibt, beflügelt auch regelmäßig die kleine Schwester ZDFneo. Ob «DCI Banks», «Death in Paradise» aus der Karibik oder «Case Histories», der Digitalspartensender konnte sich über mangelhafte Quoten nicht beschweren. Gerade letzteres glänzte zur Premiere mit 0,42 Millionen Zuschauern und starken 1,4 Prozent Marktanteil.

Am Dienstag startet mit der deutschen Erstausstrahlung der ITV-Serie «Vera – ein ganz spezieller Fall» eine neue hoffnungsvolle Krimiserie aus Großbritannien. Die taffe und clevere, aber auch etwas eigene Ermittlerin, gespielt von Brenda Blethyn, ist ab sofort dienstags zur Primetime auf der Suche nach der Wahrheit. Unterstützt wird sie dabei von einem Team bestehend aus ihrem Partner Joe Ashworth (David Leon), sowie weiteren Detectives und einem Pathologen. In ihrem ersten Fall, der Premierenfolge „Verborgene Abgründe“ geht sie dem makabren Mord an einem 15-jährigen Jungen nach. Die erste Folge war in Großbritannien durchaus erfolgreich und versammelte insgesamt 6,75 Millionen Briten vor den TV-Geräten. Auch wenn die Zuschauerzahlen im Anschluss bis zum Staffelfinale fielen, konnte ITV die auf den Romanen der Autorin Ann Cleeves beruhende Serie als Erfolg verbuchen. So erwartet man sich auch bei ZDFneo viel von dem neuen Format.

Bei all dem Erfolg sollten doch eigentlich gerade die Privaten auf die britischen Krimis ein Auge geworfen haben, auch wenn sie durch namhafte US-Produktionen im Crime-Genre gut versorgt scheinen. Einzig die Krimiserie «Life on Mars», bei der BBC ein Hit, lief ab 2007 bei kabel eins. So ist es nicht verwunderlich, dass sich die ProSiebenSat1-Gruppe sowohl die Free- als auch die Pay-TV Rechte für die fesselnde ITV-Kriminalserie «Broadchurch» sicherte. Das Finale, der von Kritikern überschwänglich gefeierten Reihe, das im April 2013 im Mutterland lief, sahen dort 10,47 Millionen Fernsehende, was einen unglaublichen Marktanteil von 34,2 Prozent für ITV zur Folge hatte. Das war zugleich der höchste einer wochentags ausgestrahlten TV-Serie seit knapp zehn Jahren.

Der TV- und Radio-Blog des Guardian lobte, dass endlich wieder eine Krimiserie die Menschen Termine absagen und nach Hause vor den Fernseher sprinten ließ. Über alle Folgen verteilt wird nur einem Mord nachgegangen. Ein Großstadtcop, gespielt von David Tennant (bekannt aus «Doctor Who») ermittelt in einem überschaubaren Küstenkaff und hat es dabei gleich mit einem Großaufgebot an verdächtigen Dorfbewohnern zu tun. Wenn «Broadchurch» in Deutschland nur annähernd so einschlägt wie in seinem Produktionsland, wird ProSiebenSat1 den Gang auf ungewohntes Terrain nicht bereuen. Ein Sendetermin steht allerdings noch nicht fest.

Auch das Erste legt in Sachen britische Kriminalgeschichten nach. Am 18. April läuft die dritte Staffel der hochgelobten BBC-Krimireihe «Sherlock» an. Am Neujahrstag wollten 9,2 Millionen Briten wissen, wie es mit dem genialen Ermittler nach seinem Sprung von einem Hausdach, am Ende der zweiten Staffel, weitergeht. Blieben die Fälle, der an den berühmten Sherlock Holmes angelehnten Figur, bei den Zuschauern ab drei Jahren meist unter Senderschnitt, räumten sie doch bei der für die ARD so wichtigen jungen Zielgruppe mit bis zu 15,7 Prozent Marktanteil ab.

Aktuell gibt es allerdings keine Geheimtipps, die in Großbritannien abräumen, in Deutschland jedoch noch ohne Sender sind. Die Öffentlich-Rechtlichen haben seit geraumer, und wie es scheint die Privaten seit recht kurzer Zeit ein genaues Auge auf die neuesten Kriminalgeschichten von BBC und ITV geworfen, was zur Folge hat, dass ihnen kein Krimi-Knaller durchs Raster zu gehen scheint.

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