Popcorn & Rollenwechsel

Meine Filmwunschliste 2014

von

Zum Jahresabschluss hat unser Kolumnist Sidney Schering eine Liste mit Wünschen für 2014 erstellt.

Lieber Weihnachtsmann, liebe Filmgötter oder wer auch immer dafür zuständig ist, sich solcher Texte anzunehmen und sich daraufhin darum zu bemühen, die darin geäußerten Wünsche in die Tat umzusetzen …

… zunächst einmal möchte ich mich vom ganzen Herzen für das Kinojahr 2013 bedanken. Es mag auf den ersten Blick ein unscheinbares Jahr gewesen sein, insbesondere wenn man auf die bestenfalls durchwachsene Blockbusterschiene blickt. In Wahrheit bot 2013 aber so viele künstlerische Glanzleistungen, dass einige Kritiker, darunter Bruce Handy sogar die These aufstellten, dass es das beste Filmjahr seit 1939 darstellt. Trotzdem sollte es gestattet sein, für 2014 einige Wünsche zu haben. Immerhin sind Kinofilme eine immerwährende Kunstform, und wie traurig wäre es, wenn sie nach solch einem Spitzenjahr wie 2013 plötzlich eine Wende ins qualitative Aus nehmen würde?

So ist es wundervoll, dass Regisseur Martin Scorsese noch immer solch eine Naturgewalt in der Welt des unterhaltsamen, doch geistreichen Kinos darstellt. Aber es ist als Filmliebhaber schwer, sich angesichts dessen nicht auch danach zu sehnen, dass seine Kollegen aus der Blütezeit des New Hollywood noch immer so kraftvolle, kompromisslose, einfallsreiche Filme drehen würden. Francis Ford Coppola etwa wollte seinen Horrorfilm «Twixt» zu einer interaktiven Tour de Force machen (mehr dazu hier), diese Idee kam aber nie zur vollen Reife und die Produktion wurde letztlich zu einem zahlreiche Kritiker enttäuschenden Fließbandhorror. Seine letzte wirklich gute Regiearbeit, «Der Regenmacher», kam 1997 heraus. George Lucas hat sich derweil aus dem Regiefach zurückgezogen und auch wenn Steven Spielberg noch immer Erfolg hat und «Lincoln» ein fantastisch gespieltes Geschichts-Politdrama war, so hat Spielberg schon seit langer Zeit nicht mehr den Biss, den Scorsese in «Wolf of Wall Street» beweist.

Ein weiterer Wunsch, den ich für 2014 hege, ist, dass Gore Verbinski rasch sein nächstes Projekt in Gang bringen kann – und dabei keineswegs in irgendwelche sicheren Gefilde gedrängt wird. Verbinski ist ein visuell versierter Regisseur, der mit ansteckender Freude auch tonal breit gefächerte Filme dreht. Sein «Lone Ranger» kam leider nicht im Ansatz an die kommerziellen Erwartungen heran, weshalb es für ihn schwer wird, wieder ein Mammutprojekt anpacken zu dürfen. Aber wenn er mit seiner nächsten Regiearbeit irgendeine intelligent-verrückte Sache raushaut, die Kritiker und Kinogänger gleichermaßen überzeugt, dann ist er von „Post-Flop-Karriereproblemen“ gefeit. Und das gönne ich ihm vom Herzen.

Unter den Kinofilmen, die für 2014 bereits angesagt sind, sollte sich im Idealfall natürlich keine einzige Enttäuschung befinden. Aber dass das eine oder andere Projekt misslingt, ist ja leider unvermeidlich. Um Zeilen und Energie zu sparen, mag ich dich, liebe Kinofee oder wer auch immer nun für meine Wunscherfüllung verantwortlich ist, an dieser Stelle daher nur darum bitten, dass die Kandidaten gelingen, bei denen ich mir derzeit noch unsicher bin. Ein solcher Wackelkandidat ist leider «Muppets Most Wanted». Der vorherige Film mit der filzigen Truppe war grandios und einer meiner Lieblinge des Jahres 2012, doch die bisherigen Previews auf diesen kunterbunt-wilden Muppet-Krimi wirken eher wie die Muppet-Fernsehfilme der 2000er: Zwar ist der Irrsinn der Bande vorhanden, nicht aber ihre volle Persönlichkeit. Bitte, lass dies nur ein Problem der Trailer sein, nicht dieses heiß ersehnten Films.

Ebenso wünsche ich mir, dass Wally Pfister, der begnadete Kamermann von Christopher Nolans Kinofilmen, auch ein fantastischer Regisseur ist und mit «Transcendence» einen das Genre in neue Weiten tragenden Sci-Fi-Streifen abliefert. Und so überfrachtet die «The Amazing Spider-Man 2»-Plotzusammenfassungen und -Trailer auch wirken – es wäre schon toll, wenn uns damit trotzdem ein starker Blockbuster erwartet.

Apropos Superhelden: Ich bin mir ja überaus sicher, dass «Guardians of the Galaxy» dank des irren Regisseurs James Gunn eine Mordsgaudi wird. Jedoch ist diese Sci-Fi-Posse mit absurden Figuren und quirliger Stimmung nicht typisch für Marvel – und gerade im Blockbustersektor münden kleinere Experimente leider all zu oft in Flops. Das darf nicht geschehen! Studios müssen lernen, dass atypische Ware gut ankommt. Und daher sollte dieser Film ein Hit werden.

Das war's auch vorerst mit meinen Wünschen für 2014. Liebes Kinojahr, ich freu mich auf dich!

Sidney Schering wünscht allen Lesern dieser Kolumne ein besinnliches Fest und einen guten Rutsch ins neue Jahr. 2014 lesen wir uns wieder!

Kurz-URL: qmde.de/68032
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