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David Fincher: Teil der Trendwende

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Nach seiner ausgezeichneten Arbeit an Kinofilmen, widmet sich David Fincher nun auch Serienware und wusste bereits durch sein Engagement an der ersten «House of Cards»-Staffel vollends zu überzeugen.

Zur Person

Der am 28. August 1962 in Denver, Colorado geborene David Fincher ist ein US-amerikanischer FIlmregisseur. Als "Bester Regisseur" wurde er 2008 für «Der seltsame Fall des Benjamin Button» und 2010 für «The Social Network» Oscar-nominiert. Zu seinen größten Erfolgen zählen ein Golden Globe und ein BAFTA Award für seine Regiearbeit.
David Fincher hat eine steile Karriere hinter sich und gilt als einer der bedeutendsten Regisseure der Gegenwart. Zweimal Oscar-nominiert und 37 Mal für seine Regiearbeit prämiert beschränkte sich Fincher bisher fast ausschließlich auf die Inszenierung von Filmen. Gleich zwei (fast) gänzlich neue Erfahrungen machte Fincher im Zuge der 2013 angelaufenen Netflix-Serie «House of Cards»: Erst zwei Mal war Fincher bei wenig bekannten Filmen 2005 («Dogtown Boys») und 2006 («Love and other Disasters») als Produzent tätig und erstmals engagierte sich der Ausnahmeregisseur an einer der vielen Serienproduktionen, die gerade dabei sind den Kinofilmen allmählich den Rang abzulaufen. Neben einigen weiteren gestandenen Produzenten sammelte Fincher also bereits in einer Staffel des hochgelobten Polit-Dramas neue Erfahrungen und ließ Netflix‘ «House of Cards» zum Hit werden – zumindest in den USA.

Hierzulande erlebte die Serie um Hauptdarsteller Kevin Spacey im Free-TV einen herben Misserfolg. Sat.1 nahm sich ab dem 10. November der drei Mal mit dem Primetime-Emmy ausgezeichneten Show an und gab diese jeweils sonntags ab 23.15 Uhr zum Besten. Nur wenige Zuschauer nahmen das qualitativ hochwertige TV-Angebot wahr, wodurch sich Sat.1 schon nach vier Folgen dafür entschied nach dem 22. Dezember die verbleibenden sechs Episoden der ersten Staffel in einer Nacht zu verpulvern. Das liegt vor allem an zwei Gründen: Daran, dass sich deutsche Zuschauer nach dem Medien-Hype, den «House of Cards» in den USA nach Start des Formats auslöste, das Format schon auf anderem Weg (z.B. bei Sky Atlantic HD) zu Gemüte führten und daran, dass deutsche TV-Zuschauer sich am späten Abend ungern mit hoch anspruchsvoller Serienware befassen. Im Gegensatz dazu können sich Kunden des Video-On-Demand-Angebots Netflix in den USA mit der Serie auseinandersetzen, wann es ihnen beliebt.

Finchers Schuld ist es nicht, dass «House of Cards» im deutschen Free-TV floppte. Für zwei Dinge zeichnet David Fincher nämlich schon seit fast 20 Jahren verantwortlich: Qualität und Anspruch. Nachdem Fincher bereits in den 80er Jahren Erfahrungen am Set verschiedener hochkarätiger Filme, darunter «Krieg der Sterne – Rückkehr der Jedi-Ritter», sammelte, machte er mit seiner Firma ‚Propaganda Films‘ zunächst vor allem durch Werbungen für Marken wie Nike, Coca-Cola oder Pepsi und Musikvideos für Künstler wie Madonna, Aerosmith oder den Rolling Stones auf sich aufmerksam. Als Regisseur eines Spielfilms war Fincher erstmals 1992 tätig, als er «Alien 3» inszenierte, der zwar zu einer Oscar-Nominierung in der Kategorie „Special Effects“ gelangte, von den Kritikern und Zuschauern allerdings nicht sonderlich gut aufgenommen wurde.

Drei Jahre nach diesem mäßigen Start in die Welt des Kinos schuf er nach dem Skript von Andrew Kevin Walker einen Spielfilm, der bei vielen Experten bis heute als einer der besten Thriller aller Zeiten gilt: Die Rede ist von «Sieben» mit Morgan Freeman und Brad Pitt, der international über 300 Millionen Dollar in die Kassen spülte. Spätestens dieser Film leitete den Aufstieg von David Fincher als Regisseur und Brad Pitt als Schauspieler ein. Mit «The Game» zeichnete Fincher 1997 für einen weiteren Kritikerliebling verantwortlich, der allerdings, trotz hochkarätiger Besetzung mit Michael Douglas und Sean Penn, am Box Office nur mittelprächtig einschlug.

Auf Grundlage eines Romans von Chuck Palahniuk feierte schon 1999 der nächste Kinofilm Premiere. «Fight Club» stellte einen deutlichen Misserfolg in Sachen Box Office dar und erhielt gemischte Kritiken. Nach einiger Zeit änderten Kritiker und Zuschauer jedoch gleichermaßen ihre Meinung und um den Film entstand ein regelrechter Kult begeisterter Filmfans. Mehrere Zeitschriften nahmen den Film in ihre „Best Of“-Listen des Jahres auf und „Entertainment Weekly“, das «Fight Club» zunächst mit einer '4-' (in Schulnoten) bewertete, zeichnete den Film mit Brad Pitt und Edward Norton als „wichtigste DVD“ aus. 2006 rangierte «Fight Club» in einer Liste des britischen „Total Film“-Magazins auf Platz vier der besten Filme aller Zeiten.

David Fincher-Facts

  • War vorgesehen «In Bed with Madonna» (1991), «Black Dahlia» (2006) und «Mission: Impossible III» (2006) zu inszenieren, stieg aber aus
  • Lehnte ab, bei «Geständnisse - Confessions of a Dangerous Mind» (2002), «Catch Me If You Can» (2002) und «Batman Begins» (2005) Regie zu führen
  • Der Film «Butch Cassidy und Sundance Kid» inspirierte Fincher dazu Regisseur zu werden
  • Bei den MTV Video Music Awards 1990 stammten drei der vier nominierten Musikvideos für "beste Regie" von Fincher (Don Henley - "The End of Innocence", Aerosmith - "Janie's Got a Gun", Madonna - "Vogue")
Mit Jodie Foster und der jungen Kristen Stewart brachte David Fincher 2002 «Panic Room» in die Kinos, der in den USA ansehnliche 92 Millionen Dollar einspielte. 2007 folgte mit «Zodiac» ein weiterer Thriller. Der Streifen mit Jake Gyllenhall war einer der am besten bewertetsten Filme in diesem Jahr, obwohl er mit 51,7 Millionen Dollar international vergleichsweise wenig Kinozuschauer anlockte. Erst die drei jüngsten Filme von Fincher erregten Aufmerksamkeit bezüglich der Academy Awards: Seine US-Adaption von Stieg Larssons «Verblendung» (2011) war mit 5 Oscar-Nomierungen keine Auszeichnung vergönnt, auch die 13 Oscar-Nominierungen von «Der seltsame Fall des Benjamin Button», darunter eine für die „beste Regie“ von Fincher, blieben fruchtlos. Nur «The Social Network» (2010) gewann bei acht Nominierungen drei Goldjungen – im Falle der Regiearbeit von David Fincher blieb es bei der Empfehlung, stattdessen wurde diese mit einem Golden Globe ausgezeichnet.

Zwar wird David Fincher sich auch weiterhin dem Kino widmen – gerade befindet er sich am Drehbuch zum Nachfolger von «Verblendung» - allerdings hat Fincher den Trend von Film hin zu Serie und von Kino zu Fernsehen, der sich vor allem in den USA gegenwärtig abspielt, erkannt und aktiv mitgestaltet. Im Februar wird die zweite Staffel «House of Cards» anlaufen, durch die Fincher sicher wieder viele Zuschauer von der Qualität seiner Produktionen überzeugen kann.

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